Nürnberg ist Schlusslicht bei der Wahlbeteiligung

24.9.2013, 08:00 Uhr
Nürnberg ist Schlusslicht bei der Wahlbeteiligung

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66,9 Prozent der knapp 349000 Wahlberechtigten gaben ihre Stimmen ab, das bedeutet nochmals ein Minus von 2,4 Prozentpunkten gegenüber 2009. Im Vergleich der 15 größten Städte trägt Nürnberg damit die rote Laterne, wie Wahlamtsleiter Wolf Schäfer und seine Mitarbeiter Barbara Lux-Henseler und Thomas Nirschl gestern bei einer Pressekonferenz zur Wahlanalyse deutlich machten. Spitzenreiter der Liste ist Stuttgart mit 76,7 vor Dresden (74,1) und Düsseldorf (73,3). Ähnlich schwach wie in Nürnberg ist die Wahlbeteiligung in Duisburg (67,4).

Eine zweite wichtige Erkenntnis: Die These von der Erosion der Volksparteien greift in Nürnberg nicht. „2009 war die Sternstunde der kleinen Parteien“, sagte Nirschl. Doch deren damaliger „kometenhafter Aufstieg“ mündete vier Jahre später vor allem für die FDP in einen Sinkflug; auch Grüne und Linke verloren Prozentpunkte, konnten aber Rang drei und vier in der städtischen Parteienhierarchie halten. Die Piraten, die 2009 als ganz junge Partei 3,2 Prozent schafften, mussten ebenfalls Einbußen erleiden und landeten hinter FDP und Alternative für Deutschland nur auf Rang sieben.

Die beiden großen Parteien dagegen legten zu, vor allem die CSU. Im Rennen um die Direktmandate siegte im Süden CSU-Mann Michael Frieser (44,4 Prozent/53519 Stimmen) viel klarer gegen Martin Burkert (32,3/38942) als vor vier Jahren, obwohl der Sozialdemokrat ebenfalls an Stimmen und Prozentpunkten zulegte. Rang drei ging mit deutlichem Abstand zu den beiden Spitzenreitern an Birgit Raab von den Grünen (6,8/8165).

Im Norden bietet sich ein ähnliches Bild: Dagmar Wöhrl (CSU), die 2009 nur rund 7700 Stimmen vor SPD-Staatsminister Günter Gloser lag, hatte diesmal 51829 Kreuze (39,4 Prozent) und einen weitaus größeren Vorsprung vor ihrer neuen SPD-Herausforderin Gabriela Heinrich (31,7/41666) – obwohl die Debütantin Glosers Ergebnis sogar leicht verbessern konnte. Enorm stark im Norden wie schon 2009 der Grünen-Kandidat: Damals erreichte Michael Hauck 11,3 Prozent, diesmal holte Harald Fuchs 13336 Stimmen und 10,1 Prozent.

Klassische Lager beim Stimmensplitting

Grünen-Wähler mochten hier offenbar nicht taktieren – insgesamt vergaben der Repräsentativstatistik zufolge 49,8 Prozent der Anhänger der Umweltpartei ihre Erststimme einem aussichtsreicheren Kandidaten, bei den FDP-Anhängern sind es 66,3 Prozent, bei den Linken nur 30,7. Beim Stimmensplitting ist zudem ein klares „Lagerdenken“ erkennbar, analysierte Schäfer: Schwarz-Gelb gegen Rot-Grün. Gut jeder fünfte Bürger wählte mit Erst- und Zweitstimme unterschiedliche Parteien. Bei den Erststimmen landeten die Kandidaten der Alternative für Deutschland jeweils hinter den Linken-Bewerbern, aber vor Piraten und FDP auf Platz fünf. Spaßaktivist Klaus Hammerlindl, der im Norden für die Satirepartei „Die Partei“ antrat, erhielt immerhin 873 Stimmen und belegte mit 0,7 Prozent Rang zehn unter zwölf Kandidaten.

Im Vergleich der Altersgruppen liegt die SPD bei den 18 bis 25 Jahre sowie bei den 45 bis 60 Jahre alten Männern vor der CSU, in allen anderen Gruppen haben die Konservativen Vorteile. Besonders deutlich ist die Differenz bei den über 60-jährigen Frauen, von denen sich 51,8 Prozent für die CSU entschieden (SPD: 28,1).

Ihre besten Ergebnisse erreichte die CSU in Buch (54,7), Neunhof (54,6) und Brunn (53,1), ihr schwächstes mal wieder in Gostenhof (18,2), wo die Grünen (19,9) ihre Hochburg haben. Die CSU konnte im Vergleich zu 2009 flächendeckend Stimmen dazugewinnen. Das gelang auch der SPD, aber nicht in der Intensität, so dass sie auch nur in 22 der 81 Bezirke die Mehrheit erreichte, die anderen gingen an die CSU. Die Sozialdemokraten schnitten wieder in der Rangierbahnhof-Siedlung (43,4) und der Gartenstadt (39,3) am besten ab, drittstärkster Bezirk war diesmal Hasenbuck (37,0). In Erlenstegen bekamen die Genossen am wenigsten Boden unter den Füßen (18,9).

Schlusslicht in der eingangs erwähnten Parteienhierarchie ist übrigens wie 2009 die Bürgerrechtsbewegung Solidarität, die 35 Stimmen bekam.

Das Analyseheft des Wahlamtes findet sich unter www.wahlen.nuernberg.de
 

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