Nürnberg: Kommt der Radler-Kreisverkehr für Fahrradstraßen?

21.1.2021, 12:42 Uhr
Kreisverkehr oder Diagonalsperre? Was aus der Kreuzung Hummelsteiner Weg und Humboldtstraße werden soll, entscheidet die Stadt Ende Januar.

© Eduard Weigert, NNZ Kreisverkehr oder Diagonalsperre? Was aus der Kreuzung Hummelsteiner Weg und Humboldtstraße werden soll, entscheidet die Stadt Ende Januar.

Auf 850 Metern haben Radler hier inzwischen Vorfahrt: Seit knapp einem Jahr schon ist der Hummelsteiner Weg eine Fahrradstraße. Davon zeugen blau-weiße Schilder, die der Servicebetrieb Öffentlicher Raum aufgestellt hat, und leuchtende rote Asphaltflächen.

Radfahrer haben Vorfahrt

Das bedeutet nicht nur, dass Radfahrer hier Vorrang gegenüber Autos haben, sondern sie auch nebeneinander fahren dürfen. In Nürnberg gilt zudem, dass auf solchen Straßen an Kreuzungen Radfahrer Vorfahrt haben.


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Außer zwei Fahrradstraßen kreuzen sich. So wie künftig am Hummelsteiner Weg und der Humboldtstraße. Die Ost-West-Verbindung soll für Radfahrer eine Ausweichstraße für die viel befahrenen Landgraben-, Wölkern- und Harsdörfferstraße werden.

Wer darf hier dann zuerst? Aktuell gilt an der Kreuzung innerhalb einer Tempo-30-Zone rechts vor links. Das aber empfinden viele als unübersichtlich und gefährlich, sagt der ADFC Nürnberg. Die Radfahrer müssen nicht nur abbremsen, sondern immer wieder die Frage klären, wer zuerst fahren darf, wenn aus allen Richtungen jemand kommt.

Mini-Kreisverkehr würde helfen

Der Fahrrad-Club will das ändern: "Wir schlagen vor, an dieser Kreuzung einen kleinen Kreisverkehr auszuprobieren", sagt Albrecht Steindorff. Den stellt sich der ADFC Nürnberg vor, wie in der Machbarkeitsstudie für Radschnellverbindung dargestellt, sagt der stellvertretender Kreisvorsitzender.

Darin heißt es: Wenn die Verkehrsströme auf Radschnellverbindung, wie zum Beispiel Fahrradstraßen, und kreuzenden Straßen ähnlich stark sind, soll "eine Knotenpunktform gewählt, bei der die Richtungen gleichberechtigt sind". Also ein Minikreisverkehr mit dem Ziel, zusätzlich den Autoverkehr auszubremsen.

Die erste Fahrradstraße in Nürnberg wurde vor knapp über einem Jahr am Rennweg installiert.

Die erste Fahrradstraße in Nürnberg wurde vor knapp über einem Jahr am Rennweg installiert. © Stefan Hippel, NN

Doch auch für Autofahrer soll die Situation besser werden. Laut dem ADFC empfinden viele Verkehrsteilnehmer, egal ob auf zwei oder vier Rädern unterwegs, die Stelle als unsicher. Künftig soll deshalb Vorfahrt haben, wer im Kreis unterwegs ist.

Albrecht Steindorff weiß zwar, dass „Nürnberg sich lange Zeit mit der Schaffung von Kreisverkehren schwer getan hat - und noch viel länger mit der Idee von Fahrradstraßen". Der ADFC aber hoffe darauf, "dass es bei der Kombination von beidem schneller geht“.

Durchgangsverkehr stoppen

Daniel Ulrich allerdings macht dem Fahrrad-Club wenig Hoffnung. Ein Radlerkreisel sei "sicher ein feines Zeichen", sagt der Baureferent, "aber da braucht man eine Stelle, an der dieser sinnvoll ist und genug Raum hat". Kreisverkehre seien "oft platzintensiv und nicht besonders leistungsfähig". Zum Beispiel im Gegensatz zu einer Ampel.

In einer verkehrsstarken und flächenarmen Stadt wie Nürnberg sind Kreisel deshalb eher die Ausnahme. Zudem wird aktuell disktuiert, ob Radfahrer von einem Kreisverkehr überhaupt profitieren, sagt Ulrich. "Ich aber habe da durchaus große Sympathie."

Für die Humboldtstraße aber hat die Stadt ganz andere Pläne - und Ziele. Hier soll der Durchgangsverkehr komplett verhindert. Deshalb denkt die Stadt hier über einen Diagonalsperre nach. Durch herausnehmbare Pfosten, die den Radverkehr durchlassen, die Autos aber ausbremsen. Das soll "einen harmonischen Verkehrsfluss für Radfahrende und eine Entlastung der Anwohner von Lärm und Abgasen" ermöglichen, heißt es in der Beschlussvorlage für den Ausschuss am 27. Januar.

Mit der Maßnahme werde auch auf Kritik von Anwohnern im Hummelsteiner Weg reagiert, die gefordert haben, den Autoverkehr zu entschleunigen. Dem Bürgerverein-Süd hat die Stadt die Pläne vorgelegt. Da sich dessen Mitglieder derzeit aber nicht treffen können, könne der dem Vorschlag nicht zustimmen.

"Autofahrer nicht ausgrenzen"

Zwar befürworte der Verein das Konzept der Fahrradstraßen, sieht es aber kritisch, dass der Autoverkehr ausgegrenzt wird. Vielmehr müsse "ein interesseabgewogenes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer gefunden und nicht eine Verkehrsteilnehmergruppe blockiert werden".

Daniel Ulrich ist von dem Plan überzeugt. "Das dient den Anwohnern und den Radlern, weil der Fremdverkehr auf der Straße entfällt. Ein Kreisverkehr kann genau das nicht leisten."

Unsere Karte verschafft einen Überblick, wo in Nürnberg Fahrradstraßen angedacht sind. Sollten Sie die Karte nicht sehen, klicken Sie einfach hier.

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