"Jeder, der einen Termin haben will, kriegt einen"

Nürnberg legt los: So laufen die Kinderimpfungen

19.12.2021, 12:30 Uhr
Die Stadt Nürnberg hat am Samstag mit den Impfungen der Fünf- bis Elfjährigen begonnen.

© Anestis Aslanidis, no credit Die Stadt Nürnberg hat am Samstag mit den Impfungen der Fünf- bis Elfjährigen begonnen.

Sonst stehen hier im Heilig-Geist-Saal Sitzbänke dicht an dicht, auf der Bühne treten Musiker wie Geraldino auf oder das Christkind erzählt Weihnachtsgeschichten, und überhaupt nennt sich der Heilig-Geist-Saal in der Adventszeit Sternenhaus. Das Sternenhaus bleibt auch in diesem Jahr nur eine Erinnerung an Weihnachten ohne Pandemie. Doch die Tür zum Saal ist geöffnet und wieder gehen Väter und Mütter, Mädchen und Jungen hinein – diesmal fürs Impfen.

Die Stadt Nürnberg hat am Samstag mit den Kinderimpfungen begonnen. Im Heilig-Geist-Saal am Hans-Sachs-Platz gab es die erste Spritze um 9 Uhr früh, bis 18 Uhr ging es im schnellen Takt weiter. 320 Termine gab es für dieses Wochenende, sie waren innerhalb weniger Stunden ausgebucht, und auch die Tage bis zum 24. Dezember sind schon belegt. Die Nachfrage ist riesengroß. "Jeder, der einen Termin haben will, kriegt einen", bekräftigt Rolf Rabenstein, Leiter der Koordinierungsstelle Impfzentrum beim Gesundheitsreferat. Sollte sich der Heilig-Geist-Saal im Januar als zu klein erweisen, werde Nürnberg die Fünf- bis Elfjährigen eben auch in der Impfstelle in der IHK immunisieren. Genügend Impfstoff sei da.

"Egal, wir sind ja da"

Fünf Stunden lang habe sie an diesem Tag immer wieder angerufen, "dann bin ich endlich durchgekommen bei der Hotline", erinnert sich die Mutter von Stefanie (5) und Alexandra (9). Die Stadt vergibt die Termine für die Kinderimpfungen nämlich nur telefonisch. Den vergangenen Mittwoch hatten sich daher viele Eltern im Terminkalender rot angestrichen, als den ersten Tag, an dem die städtische Hotline freigeschaltet wurde. Ausgerechnet da legte ein technisches Problem die Leitungen lahm, für Stunden hingen Hunderte in der Warteschleife fest. "Egal, ich habe es doch geschafft", sagt die Mutter, "wir sind hier und wir sind guter Dinge." Ihr Kinderarzt habe nämlich erst im März Impftermine frei gehabt.

Anders als die nüchtern ausgestatteten Impfstellen für Erwachsene zeigt sich der Heilig-Geist-Saal hell und festlich. Gleich am Eingang steht ein geschmückter Weihnachtsbaum, an den Vorhängen der zwei Impfkabinen hängen bunte Schilder. Wer fertig ist, darf sich eine Kleinigkeit mitnehmen, Farbstifte zum Beispiel, oder Aufkleber. Fünf Hilfsorganisationen arbeiten hier zusammen: der Arbeiter-Samariter-Bund, das Bayerische Rote Kreuz, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, die Johanniter Unfall Hilfe und der Malteser Hilfsdienst. "Sehr wertschätzend gemacht, sehr kindgerecht" sei diese Impfstelle, lobt ein Vater.

Als sie den Termin für ihre zwei Kinder schließlich in der Tasche hatte, erzählt Julia Maximow, habe sie auf dem Handy gesehen, was sie an jenem Mittwoch hinter sich hatte: 200 Anrufe. So oft hatte sie die Nummer der Hotline gewählt. Was soll´s. "Vorher habe ich es bei 20 Kinderärzten probiert, aber die wollten zuerst ihre eigenen Patienten versorgen. Und unser Kinderarzt impft leider nicht." Als Ärztin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ansbach habe sie erlebt, sagt Julia Maximow, dass dort das erste Kind stationär aufgenommen worden sei, mit Long Covid. "Klara und Anton haben selbst entschieden, dass sie geimpft werden möchten, um sich nicht zu infizieren und auch, um andere nicht anzustecken."

Impfaktionen für Kinder

Die Euphorie der ersten Impftage kann bald verfliegen, das wissen sowohl Oberbürgermeister Marcus König als auch Elisabeth Ries, die Referentin für Jugend, Familie und Soziales. Als der Sommer kam und die Vakzine wie sauer Bier angeboten wurden, "da haben wir die Impfangebote abgebaut, Leute entlassen, jetzt ist wieder schneller Aufbau, das ist alles uneinheitlich und schwierig zu organisieren", klagt ein Vertreter der Hilfsorganisationen. König plant daher "das ganze Jahr 2022 mit festen Impfstationen", eine eigens für Kinder, drei für Erwachsene. Die Stadt werde in den nächsten Wochen in Laufamholz und in Langwasser zusätzliche Impfaktionen für Kinder starten, und bald werde jeder Nürnberger, der zwölf sei oder älter, einen Brief von der Stadt erhalten, mit der Bitte, sich immunisieren zu lassen. "Wir wollen überall für die Impfung werben!"

Info: Die Termine für die Impfungen werden telefonisch unter der Hotline (0911) 14 89 82 43 vergeben.

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