"Lässt sich ins Wochenende integrieren" 

Nürnberg ruft "Familienimpftage" aus - und lockt mit Gutscheinen für den Piks

11.9.2021, 14:43 Uhr
Im Impfzentrum Nord, der ehemaligen Kfz-Zulassungsstelle, lassen Sabine und Michael Scharrer ihre Tochter Lea-Sofia für die Impfung registrieren.

© Roland Fengler, NNZ Im Impfzentrum Nord, der ehemaligen Kfz-Zulassungsstelle, lassen Sabine und Michael Scharrer ihre Tochter Lea-Sofia für die Impfung registrieren.

Einst war das Gebäude an der Großreuther Straße die Kfz-Zulassungsstelle, nun ist es das "Impfzentrum Nord" und statt Fahrzeugpapieren gibt es eine Impfung gegen das Coronavirus. Ohne Termin, egal, woher man kommt, und an diesem Samstag und Sonntag gibt es auch noch Gutscheine für das Nürnbärland obendrauf. Die Stadt hat für dieses Wochenende die "Familienimpftage" ausgerufen: Mutter, Vater, Sohn und Tochter – "hier können sich alle ab 12 Jahren auf einmal impfen lassen", erklärt Nürnbergs Gesundheitsreferentin Britta Walthelm, "dieser kleine Familienausflug lässt sich ins Wochenende integrieren." Denn erfahrungsgemäß befänden sich Familien unter der Woche sehr im Terminstress.

"Fast niemand" aus ihrem Freundeskreis ist geimpft, sagt Lea-Sofia Scharrer, es gebe Gerüchte auf social media, dass der Pieks gegen Corona schlimme Folgen haben könne. Die 14-Jährigeist ist aber nun doch am Impfzentrum Nord und wird sich immunisieren lassen, "ich habe auch keine Lust mehr auf die Tests in der Schule". Rechts und links von ihr stehen Mutter Sabine und Vater Thomas, beide schon geimpft, beide wirken erleichtert. "Essen gehen, in Urlaub fahren, alles wird für Ungeimpfte noch einmal strenger werden", sagt Thomas Scharrer. Nun habe ja auch die Ständige Impfkommission ihre Empfehlung auf alle Ab-Zwölfjährigen erweitert, da habe man das letzte Wochenende vor dem Schulbeginn zum Anlass genommen, mit Lea-Sofia zum Impfen zu gehen, erklärt Mutter Sabine.


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In Bayern haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 63,1 Prozent der Bevölkerung mindestens die erste Dosis bekommen, davon sind 32 Prozent jünger als 18 Jahre (Stand 10. September 2021). Vollständig geimpft sind 59,9 Prozent und davon 24,2 Prozent der Jugendlichen. Diese Zahlen, aufgeschlüsselt nach Altersgruppen, gelten für Nürnberg ähnlich, sagt Walthelm. Genauere Zahlen für die Frankenmetropole seien schwierig zu erfahren, da die Kommunen keinen Zugriff auf die bayerischen Datenbanken haben und auch nicht erfahren, wie viele Menschen die Betriebsärzte geimpft haben.

"Die Altersgruppe 60 plus hat den Zielwert von über 80 Prozent erreicht", weiß Britta Walthelm, "aber in den jüngeren Altersgruppen müssen wir noch besser werden". Der Grund: "Im Moment stammen in Nürnberg absolut gesehen über 40 Prozent der Neuinfektionen aus der Altersgruppe 15 bis 34 Jahre, gefolgt von den 35- bis 59-Jährigen mit etwa 35 Prozent". Das schlägt sich auch in den Inzidenzen nieder, betont Walthelm. Während die Frauen und Männer, die älter als 80 Jahre alt sind, eine Inzidenz von 17 haben, weisen die 15- bis 34-Jährigen eine Inzidenz von 147 auf. Noch höher ist diese mit 152 nur bei den Fünf- bis 14-Jährigen, diese Altersgruppe hat aber einen kleineren Bevölkerungsanteil.

Begehrtes Gut

Anja Baumgärtner kann sich noch an die turbulenten Monate im Frühjahr erinnern, in denen eine Impfung heftig begehrtes Gut war. "Jetzt können die Leute kommen, wann sie möchten", sagt die Verantwortliche für das Impfzentrum Nord. Besonders gerne lässt sich der Mensch demnach vor der Arbeit impfen, in der Mittagspause und bevor es in den Urlaub geht. Baumgärtner weist auch auf ein Gewinnspiel hin, an dem Impflinge, die älter als 18 Jahre sind, teilnehmen können. Hauptgewinn: ein Auto. Der Schutz vor einer Corona-Erkrankung ist der wertvolle Trostpreis, den alle ziehen.

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