Nürnberg: Zahl der Wohngeldanträge steigt um 32 Prozent

3.5.2021, 12:07 Uhr
Wohnen ist teuer: Wer wenig Geld verdient, kann einen Zuschuss zur Miete beantragen. 

© KatarzynaBialasiewicz Wohnen ist teuer: Wer wenig Geld verdient, kann einen Zuschuss zur Miete beantragen. 

Demnach verzeichnete die Behörde im vergangenen Jahr 14.886 Anträge, 2019 waren es lediglich 11.280. Wolfrum denkt, dass zwei Gründe hinter dieser Steigerungsrate stehen: „Novelle plus Corona.“ Durch die Pandemie hätten gerade Niedrigverdiener Einnahmeinbußen erlitten und seien in die Wohngeldberechtigung gerutscht, denkt Wolfrum. Dafür spreche auch, dass es im April 2020 einen Anstieg der Anträge um 30 Prozent gegenüber den beiden Vormonaten gab.

Von zehn Euro auf 104 Euro

Doch darüber hinaus spielt laut dem Sozialamtschef auch die Wohngeldnovelle eine Rolle. Diese Reform trat zum 1. Januar 2020 in Kraft und sorgte für eine spürbare Erhöhung dieser staatlichen Leistung. Wolfrum hatte den Stadträten zur Illustration ein Rechenbeispiel mitgebracht: Eine Rentnerin mit einer Rente von 1070 Euro und einer Bruttokaltmiete von 525 Euro hatte bis 2019 lediglich einen Anspruch von zehn Euro pro Monat. Durch die Reform stieg die Summe im Januar 2020 schlagartig auf 96 Euro.

Weil Wohngeldempfänger seit Anfang 2021 bei den Heizkosten entlastet werden – die rechtliche Grundlage hierfür trägt den schönen Namen CO2-Bepreisungsentlastungsgesetz –, sind es inzwischen sogar 104 Euro.

Antrag rentiert sich

Wolfrum glaubt, dass deswegen Menschen, die wegen zehn Euro keinen Antrag schreiben wollten, nach der Reform umgedacht haben. Auch höhere Beträge sind durch die Reform spürbar angestiegen. Eine alleinerziehende Mutter mit einem vierjährigen Kind und einem Erwerbseinkommen von 1500 Euro (dazu 150 Euro Unterhalt) bekommt bei einer Bruttokaltmiete von 636 Euro aktuell 295 Euro Wohngeld – 2019 waren es noch 169 Euro.

Testphase mit Online-Anträgen

2020 lebten 14.306 Personen in Nürnberg in Haushalten mit Wohngeldbezug, insgesamt zahlte die Stadt 16 Millionen Euro aus. Den Mietzuschuss bekommen nur Haushalte, die ansonsten ihr Leben aus eigenem Einkommen bestreiten können. Wohngeld wird in der Regel für zwölf Monate gewährt und muss dann neu beantragt werden. Allerdings geht das in Nürnberg auch via Internet.

„Nürnberg ist hier eine von mehreren Städten und Gemeinden in Bayern, die in einer Testphase die bayernweit geplanten Online-Anträge erprobt“, sagt Wolfrum. Neben Wohngeldanträgen kann man auf der Homepage des Sozialamts auch Anträge auf Vermittlung einer geförderten Wohnung stellen.

Antrag der Linken Liste

Das Thema gelangte aufgrund eines Antrages der Linken Liste auf die Tagesordnung des Sozialausschusses. Marion Padua, Einzelstadträtin des Bündnisses, hatte neben der Wohngeldentwicklung unter anderem den Stand bei den beim Sozialamt gemeldeten Wohnungssuchenden erfahren wollen. Hier ist die Tendenz indes eher rückläufig. Ende 2020 waren 6543 Haushalte wohnungssuchend genmeldet, vor der Corona-Krise waren es noch rund 7600. Das Sozialamt vermutet, „dass während der Corona-Pandemie vermutlich andere Dinge im Fokus stehen als die Wohnungssuche“.

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