Nürnberger Eltern ärgern sich über umsonst bezahltes Schüler-Ticket

27.3.2021, 18:52 Uhr
Für den Großteil der Kinder fällt seit Dezember der Unterricht in der Schule aus. Auch nach den Osterferien soll es nur für einen Bruchteil weitergehen.

© Andreas Arnold, dpa Für den Großteil der Kinder fällt seit Dezember der Unterricht in der Schule aus. Auch nach den Osterferien soll es nur für einen Bruchteil weitergehen.

Nicht jeder war begeistert, als im vergangenen August in Nürnberg das 365-Euro-Ticket die Schüler-Monatskarte ablöste. Eine versteckte Preiserhöhung unkte so mancher, was in der Tat für einige Schüler zutraf, wie damals die VAG einräumte, aber auch mit den Vorzügen warb: Im Gegensatz zur früheren Schüler-Monatskarte gelte das 365-Euro-Ticket verbundweit und auch während der Sommerferien, es gebe keine Altersbeschränkung und auch die einstige Entfernungsregelung nicht mehr.


Nicht für jeden wird es billiger


Argumente, die Sabine Pfeuffer gerade in diesen Zeiten gar nicht mehr gelten lässt: "Das Ticket wurde von den Eltern ausschließlich für den Fahrtweg zur Schule erworben", wie die Nürnbergerin sagt. Auch wenn die VAG argumentiere, dass die Kinder damit ja innerhalb des Verkehrsverbundes überall hinfahren könnten, so die Mutter einer elfjährigen Tochter weiter.

Auch Clara M. (Name geändert) ärgert sich hörbar. Die Alleinerziehende hat drei Kinder, von denen zwei Kinder das Ticket haben. "Soll ich meine Kinder nun jeden Morgen eine Runde mit dem Bus fahren lassen, bevor sie sich wieder ins Homeschooling begeben?" Sie bezahle seit Dezember ein "de facto Zwangsabo" und kann den eigentlichen Vertragszweck "Schülerbeförderung" wegen der andauernden Schulschließungen nicht in Anspruch nehmen. Immerhin pro Kind 30,40 Euro im Monat.

Kein Abo, sondern Ticket

Eine Rückzahlung oder Verlängerung des Tickets wäre für Eltern eine gute Lösung und vor allem eine Entlastung. Doch eine Rückerstattung des Tickets ist per se nicht möglich, denn dabei handelt es sich eben nicht um ein Abonnement – obwohl man es in Nürnberg monatlich bezahlen kann. "Die Tarifbestimmungen legen ausdrücklich fest, dass die Kosten eines 365-Euro-Tickets VGN nach dem ersten Geltungstag grundsätzlich nicht mehr erstattet werden", so Barbara Lohss, Pressereferentin der VAG. Eine Härtefallklausel sehe dies nur bei einem nachweislichen Wegzug aus dem VGN-Verbundgebiet vor.

Wegen der Corona-Pandemie nutzen nur halb so viele Menschen wie sonst die öffentlichen Verkehrsmittel. 

Wegen der Corona-Pandemie nutzen nur halb so viele Menschen wie sonst die öffentlichen Verkehrsmittel.  © Daniel Karmann, NN

Zum anderen wäre da die Finanzierung: "Grundsätzlich gilt, dass der zusätzliche Rabatt des Jahresschülertickets im Vergleich zum Abo-Angebot in der Bezuschussung liegt. Diese wird bei dem 365-Euro-Ticket VGN über einen zusätzlichen finanziellen Ausgleich der öffentlichen Hand getragen, die als Mittelgeber somit auch die Rahmenbedingungen bestimmt. Eine systematische Rückerstattung von Tickets hätte Auswirkungen auf solche staatlichen Ersatzleistungen", so Barbara Lohss weiter. Für deren Regelung sei man aber eben nicht zuständig. Das Ticket wird zu einem Drittel durch den Freistaat mitfinanziert.


Gedenken an die Toten


Wegen der Corona-Pandemie nutzen derzeit nur halb so viele Menschen die öffentlichen Nahverkehrsmittel. Aber genutzt werde der ÖPNV nach wie vor, wie man bei der VAG argumentiert. "Ob ein Ticket im Einzelfall genutzt wird, lässt sich für uns nicht nachvollziehen beziehungsweise prüfen. Auch der Umstand, dass das Ticket bereits mehrere Monate Gültigkeit besaß und damit über längere Zeit nutzbar war, bevor eine Anfrage auf Rückgabe gestellt wurde, stellt uns hinsichtlich der Schaffung eines Kulanzrahmens vor Probleme", so Barbara Lohss. Zudem müsse man alle Fahrgäste gleich behandeln. "Wir können daher keine Ausnahmen machen."

Petition im Netz

Sabine Pfeuffer hat unterdessen eine Online-Petition an die Stadtverwaltung gestartet. "Da kein alternatives Schülerticket angeboten wird und dieses Ticket daher als Schülerticket beworben wird, will ich eine Verlängerung des Tickets um die jeweilige nutzungsfreie Zeit der Schulschließungen erreichen." Ihre offene Petition stößt auf Zustimmung unter der Elternschaft.

VAG-Sprecherin Lohss betont unterdessen, dass das 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis "vom Grundgedanken her nicht nur als Schulwegticket, sondern auch als eine Art Mobilitätskarte für junge Menschen" gedacht ist, die besonders auch für Freizeit und Einkaufswege nicht nur lokal, sondern verbundweit genutzt werden könnte. Ein im September 2020 gekauftes Ticket gelte noch bis Ende August 2021. "Und bei dem Preis von einem Euro pro Tag hat sich das Ticket dann schnell amortisiert."

Für Eltern, die das Ticket einzig wegen der Schule gekauft haben, dürfte das kein allzu großer Trost sein. "Unser Sohn ist erst 10 Jahre alt und nutzt es nicht allein. Zudem sollte in der Pandemie auf nicht notwendige Nutzung des ÖPNV verzichtet werden", wie eine Unterzeichnerin der Petition schreibt.

Hier geht es zur Petition

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