Korridor-Kinder
Nürnberger Eltern entscheiden sich erstmal mehrheitlich gegen Einschulung
24.6.2021, 14:46 UhrSeit drei Jahren gibt es sogenannte Korridor-Kinder – in diesem Jahr sind es in Nürnberg so viele wie noch nie.
Korridor-Kinder sind Kinder, die in den Monaten Juli, August und September geboren sind und kurz vor der Einschulung stehen. Seit drei Jahren können Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre, in diesem zeitlichen Korridor geborenen Kinder, mit sechs oder knapp sechs Jahren schon in die erste Klasse schicken. Sie müssen zwar zu einer Schuleingangsuntersuchung, die letztendliche Entscheidung obliegt jedoch den Eltern.
Nachsitzen in der Sommerschule?
Grundsätzlich müsse man die aktuellen Zahlen noch mit Vorsicht genießen, sagt Heike Weishart, Schulamtsdirektorin und in dieser Funktion zuständig für die Nürnberger Grundschulen. "Nürnberg verzeichnet viele Zu- und Wegzüge, sodass die Zahlen sich stetig verändern."
Corona schlägt durch
Dennoch könne man einen Trend erkennen, der letztlich sehr wahrscheinlich durch die Corona-Einschränkungen – inklusive Homeschooling – an den Schulen verursacht wurde. Rund 4000 Kinder sind potentielle Erstklässler, davon sind 1200 Kinder Korridor-Kinder, deren Eltern sich bereits weitgehend entschieden haben. Exakte Zahlen liegen noch nicht vor.
In diesem Jahr haben sich erstmals mehr Eltern der Korridor-Kinder gegen eine Einschulung entschieden als dafür. 52 Prozent der Eltern lassen ihr Kind lieber noch ein Jahr länger im Kindergarten als sie in die Schule zu schicken. 48 Prozent hingegen werden im September eine Schultüte für ihr Korridor-Kind packen.
Im Jahr 2020 hatte Corona bereits voll zugeschlagen. Dennoch waren die Zahlen im vergangenen Jahr umgekehrt: 42 Prozent der Korridor-Kinder blieben weiter im Kindergarten, 54 Prozent wurden trotz Pandemiegeschehen eingeschult. "Dass diese Zahlen keine hundert Prozent ergeben, liegt daran, dass von einigen Eltern Rückmeldungen fehlten, sie einzeln abgefragt wurden und sich erst dann entschieden."
Das erste Jahr lief holprig
Das erste Jahr, 2019, sei, so Weishart, nicht repräsentativ. Der Grund liegt in der fast überstürzten Einführung der Korridor-Regelung. Diese hatte sowohl bei Eltern als auch bei den Schulen für Verunsicherung geführt. Viele Eltern griffen 2019 noch auf die 2018 gültige Regelung zurück, vor 2019 hatten häufiger Schulleiter und Experten das stärkere Veto. Deswegen entschieden sich 2018 mehr Eltern, nämlich 63 Prozent, pro Einschulung ihres Korridor-Kindes, 36 Prozent dagegen.
Bei allen Einschulungszahlen spielen natürlich auch Rückstellungen eine Rolle. Das betrifft Kinder, die nicht im Juli, August oder September geboren sind, aber aus unterschiedlichen Gründen noch nicht schulreif sind und deswegen noch ein Jahr länger in der Kita oder in Vorschul-Kitas bleiben.
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