Nürnberger erinnern an die zerstörte Hauptsynagoge

11.8.2019, 20:53 Uhr
Zu den Rednern zählte neben Hansjürgen Kitzinger, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises "Suchet der Stadt Bestes" (am Mikrofon), auch der ehemalige Kultusminister Ludwig Spaenle. DerAntisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung kündigte an, ein Bayerisch-Israelisches Jugendwerk gründen zu wollen.

© Stefan Hippel Zu den Rednern zählte neben Hansjürgen Kitzinger, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises "Suchet der Stadt Bestes" (am Mikrofon), auch der ehemalige Kultusminister Ludwig Spaenle. DerAntisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung kündigte an, ein Bayerisch-Israelisches Jugendwerk gründen zu wollen.

Schon drei Monate vor der Reichspogromnacht im November 1938 wurde die Nürnberger Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz von den Nazis demonstrativ zerstört. Mit der Erinnerung daran und an die später folgende Deportation der Nürnberger Juden sei es allerdings nicht getan, betonte Hansjürgen Kitzinger. 

"Wir haben heute in unserer Gesellschaft ähnliche antisemitische Verhaltensmuster wie damals", klagte der Vorsitzende des Arbeitskreises "Suchet der Stadt Bestes", der die Stunde der Trauer und Solidarität mit der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg (IKGN) organisiert hat. Statt "Kauf nicht beim Juden" heiße es heute „Kauft nicht Waren aus Israel“. "Es gibt kein Volk, das so abgrundtief gehasst wird wie das jüdische", so Kitzinger erschüttert.

Der Nürnberger SPD-Parteivorsitzende Thorsten Brehm sprach als Vertreter von Oberbürgermeister Ulrich Maly ebenfalls von einem wachsenden Antisemitismus, der immer mehr in der Mitte der Gesellschaft Wurzeln schlage. Auch die Nürnberger Stadtgesellschaft sei nicht frei von diesem Hass. Der katholische Theologe Kurt Reinelt betonte, dass es selbstverständlich sein müsse, dass Juden unbehelligt Kippa oder Davidstern in der Öffentlichkeit tragen können. Erst vor wenigen Tage waren im Münchner Stadtteil Schwabing ein Rabbiner und seine Söhne bespuckt und beschimpft worden. Ähnliche Vorfälle hatten sich auch in Hamburg und Berlin ereignet.

Seite an Seite

"Wir stehen an der Seite der Jüdinnen und Juden, die in der Mitte der Gesellschaft mit uns leben", versicherte Ludwig Spaenle. Der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung hat sich zum Ziel gesetzt, ein Bayerisch-Israelisches Jugendwerk zu gründen, damit sich junge Menschen austauschen und voneinander lernen können.

Was mit Antisemitismus beginne, ende mit einem Brachialangriff auf unsere demokratischen Werte, warnte Jo-Achim Hamburger mit Blick auf die Geschichte. Der Appell des Vorsitzenden der IKGN lautet daher: "Ich will nicht einige wenige Antisemitismusbeauftragte. Ich will, dass alle Antisemitismusbeauftragte sind."

 

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