Nürnberger Feuerwehr warnt Schulkinder vor Gefahren beim Grillen

9.5.2019, 06:00 Uhr
Fassungslos und erstaunt zugleich begutachteten die Drittklässler der Herrschelschule die spektakulären Vorführungen des Feuerwehrmanns.

© Lidia Piechulek Fassungslos und erstaunt zugleich begutachteten die Drittklässler der Herrschelschule die spektakulären Vorführungen des Feuerwehrmanns.

Damit hatten wohl die meisten Grillfreunde schon mal zu kämpfen: Die Holzkohle will nicht richtig brennen, die für das Bruzzeln nötige Glut sich nicht einstellen. Um nachzuhelfen, kippt mancher ein paar Spritzer Spiritus oder Benzin in die glimmenden Brocken. Und zischend schießt eine Stichflamme weit über die Schale hinaus.

Das kann übel ausgehen – für denjenigen, der einschürt, zumal wenn er oder sie zu nahe am Grill steht oder gar sich darüber beugt. Erst recht aber für Kinder: Denn die sind natürlich neugierig und wollen aus nächster Nähe mitbekommen, wie sich das Feuerchen entwickelt. "Sie trifft es dann besonders hart, weil sie sich quasi auf Augenhöhe mit den Flammen befinden – dann drohen schwerste Gesichtsverletzungen", warnt Barbara Gerlach vom Verein Klabautermann an der Nürnberger Kinderklinik. Unter dem Motto "Mit Kinderaugen sehen" hat er ein Projekt zur Unfallverhütung ins Leben gerufen. Dazu gehören eine Plakatkampagne und Aufklärungsaktionen der Präventionsassistentin in Kindertagesstätten und Schulen.

Verbrennungen häufig schwerwiegend

"Finger weg vom Spiritus", rät besonders eindringlich Horst Gillmeier, Leiter der Feuerwache 3 am Jakobsplatz. Denn diese Flüssigkeit wirkt heimtückisch: "Sie erzeugt blaue Flammen und die sind kaum sichtbar." Anders beim Benzin: "Das führt ganz klassisch zu gelb lodernden Flammen und zu Rauch." Die Gefahr rührt zudem daher, dass nicht die Flüssigkeit selbst verbrennt, sondern die Gase – und die können schon durch ein leichtes Lüftchen auch Umstehende erfassen. Die Feuerwehr werde dennoch relativ selten zu Grillunfällen gerufen, erläutert Gillmeier weiter. "Zum Glück kommt es ja selten zu einem größeren Brand, am ehesten noch, wenn die Flammen zum Beispiel auf ein Gartenhaus übergreifen." Umso stärker ist allerdings der Rettungsdienst gefordert, denn Verbrennungen sind häufig schwerwiegend.

"Erst recht bei Kindern", betont Karl Bodenschatz, Chefarzt für Kinderchirurgie an der Nürnberger Kinderklinik. "Deren Haut ist nur halb so dick wie die von Erwachsenen und daher viel empfindlicher. Und wenn Brandverletzungen zehn Prozent der Körperoberfläche erfassen, besteht schon Lebensgefahr." Erst im vergangenen Jahr habe man ein etwa sechsjähriges Kind versorgen müssen, das buchstäblich in Flammen hineingelaufen sei. Und vorletztes Jahr waren gleich vier Kinder zu behandeln, die in ein Lagerfeuer hineingegriffen hatten. "Wenn die Handfläche versengt ist, ist das schon schlimm genug“, so der Mediziner. Flammen, die andere Hautpartien und womöglich das Gesicht treffen, wirken aber noch viel großflächiger und tiefer.

200 Kinder pro Jahr versorgt

Dabei drohen trotz aller heutigen Transplantationskunst Narben und Bewegungseinschränkungen – mit entsprechende psychische Belastungen, wenn sich Menschen ein Leben als entstellt empfinden. Soweit bekannt und erfasst, kommt es in Deutschland zu jährlich rund 400 schweren Verletzungen durch Grillunfälle. Am Nürnberger Zentrum für Verbrennungen wurden zuletzt insgesamt etwa 200 Kinder pro Jahr versorgt – freilich nicht nur nach Grill-, sondern auch anderen Unfällen. "Dass sich mit Prävention etwas erreichen lässt, zeigt das Beispiel Schweden", so der Chefarzt, "dort konnte die Zahl halbiert werden".

Gillmeier fasst die Warnungen in drei goldene Regeln zusammen:

- nur Grillgeräte mit ausreichender Standfestigkeit einsetzen;

- auf ausreichend Abstand achten;

- notfalls nur spezielle Grillanzünder (möglichst nur feste) verwenden.

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