Helferkreis

Nürnberger Flüchtlings-Helferkreis ist trotz Corona aktiv

7.3.2021, 17:14 Uhr
Das beliebte Café O.K. im Kulturladen Ziegelstein muss derzeit coronabedingt pausieren. Der Helferkreis ist aber nach wie vor in der Flüchtlings-Arbeit aktiv.

© Stefan Hippel, NNZ Das beliebte Café O.K. im Kulturladen Ziegelstein muss derzeit coronabedingt pausieren. Der Helferkreis ist aber nach wie vor in der Flüchtlings-Arbeit aktiv.

Schön gedeckte Tische, ein Samowar mit heißem Tee, Kuchen und Fingerfood: Wer in den vergangenen fünf Jahren ins Café O.K. im Kulturladen Ziegelstein kam, wurde herzlich empfangen. Teilweise über 50 Gäste versammelten sich in den Räumen der Einrichtung, erinnert sich Beatrice Koca vom Kulturladen.

Mit Spielen, Diskussions-Impulsen und Bastel- und Mitmachangeboten lockerte das Vorbereitungsteam, das 14 Köpfe zählt, die Treffen auf. "Ziel war und ist es - wenn es wieder möglich ist - die Menschen ins Gespräch zu bringen: Geflüchtete haben mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus Ziegelstein aber auch untereinander Kontakte geknüpft", so Diplom-Sozialpädagogin Koca.

Täglich in Kontakt mit der "Ersatzoma"

Seit fast einem Jahr ruht das monatliche Angebot – wegen Corona. Dennoch ist der Helferkreis weiterhin aktiv. Regina Zimmermann unterstützt zum Beispiel seit knapp fünf Jahren eine junge Frau, deren Familie aus Afghanistan stammt, aber im Iran aufgewachsen ist. Kennengelernt haben sie sich im Café O.K. Mittlerweile sind Frau Zimmermann und die junge Frau eng verbunden. "Ich bin ihre Ersatzoma", sagt die Ziegelsteinerin.

Mindestens einmal die Woche treffen sich die beiden Frauen, fast jeden Tag haben sie Telefonkontakt. Regina Zimmermann spricht mit ihrer Paten-Enkelin Deutsch, druckt ihr Schulmaterialien aus, sie hilft ihr und ihren Angehörigen gerade dabei eine eigene Wohnung zu beziehen und sie haben zusammen gekocht. "Ich lerne dabei selbst viel", berichtet Regina Zimmermann und berichtet von arabischen Gerichten.

Auch Birgit Frühling unterstützt nach wie vor Grundschulkinder, die in einer großen Gemeinschaftsunterkunft in der Andernacher Straße leben, bei den Hausaufgaben - und seit Corona auch beim Homeschooling. Für die Eltern der Neuankömmlinge sei das oft schwierig, so die Ehrenamtliche. Oft reichen die Deutschkenntnisse noch nicht, um den Nachwuchs gut beim Lernen anzuleiten. Erschwerend komme hinzu, dass Sprachkurse wegen Corona ausfallen.

Kreis mit über 100 Bürgern

Beide Frauen sind von Anfang an im Helferkreis in Ziegelstein aktiv. Im Herbst 2015, als viele Menschen in Deutschland ankamen, gründete sich zunächst ein Arbeitskreis, der die freiwillige Flüchtlingsarbeit im Stadtteil Ziegelstein bis heute koordiniert. Er brachte Vereine, Initiativen, Einrichtungen und Ehrenamtliche zusammen. Einige Monate später, Anfang 2016, nahm dann der Helferkreis mit über 100 engagierten Bürgern seine Arbeit auf. Neben Angeboten wie zum Beispiele Freizeit- und Kulturangeboten, Hilfe bei Behördengängen und Sprachvermittlung initiierte der Helferkreis auch das Café O.K. im Kulturladen.

43 Mal fanden die monatlichen Treffen bisher statt. Und sie waren ein großer Erfolg, wie die pädagogische Mitarbeiterin Koca und auch die Ehrenamtlichen berichten. Mal diskutierten die Gäste über Kräuter, Gewürze und Gemüse und wie sie in den verschiedenen Herkunftsländern verwendet werden. Ein anderes Mal drehte sich alles um Sprichwörter und Redewendungen. An Fasching durften alle witzige Accessoires aus einer Verkleidungs-Fundus aussuchen und sich schminken lassen. Und zu Ostern malten alle gemeinsam Eier an und diskutierten über Frühlingsbräuche: "Auch bei den Jesiden gibt es ein Eierfest", haben sie erfahren.


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Aber auch die Geflüchteten selbst brachten sich ein: "Ein syrischer Zahnarzt hielt Vorträge zum Beispiel über die Werte in Deutschland und in seinem Heimatland oder über Schwierigkeiten der Kinder in der Schule", erinnert sich Koca. Eine Flüchtlingsfamilie, die früher eine Bäckerei hatte, steuerte aufwändig gestaltete Torten für die Treffen bei. "Es ist ein Austausch", findet Birgit Frühling.

Flüchtlingsarbeit ist in Ziegelstein nach wie vor ein wichtiges Thema, findet der Helferkreis: Im Stadtteil liegen zwei große Sammelunterkünfte in Andernacher Straße und in der Rathsbergstraße, daneben gibt es kleinere Einrichtungen.

Tauschbörse geplant

Die Kulturladen-Mitarbeiter und die freiwilligen Helfer planen im Mai eine Veranstaltung, die mit Anmeldung und kleinen Gruppen vielleicht auch unter Corona-Einschränkungen möglich sein könnte: Eine Tauschbörse, die in Ziegelstein unter den Namen "Stoffwechsel" schon eine Institution ist, soll Geflüchteten die Möglichkeit geben, zum Beispiel Kinderspielsachen, Geschirr oder Kleidung zu tauschen oder einfach mitzunehmen. Spenden sammeln die Helfer derzeit schon. Und auch für die Ehrenamtlichen ist demnächst ein virtuelles Treffen geplant.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter https://gemeinsam-in-ziegelstein.de/

Wer helfen will, kann sich unter der E-Mail-Adresse Ak-fluechtlinge-ziegelstein@gmx.de melden.

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