Ärger wegen AfD: Nürnberger Integrationsrat sagt "Kennenlernveranstaltung" ab

26.11.2019, 09:01 Uhr
DGB-Mittelfranken-Chef Stephan Doll hält den Diskurs mit der AfD für problematisch.

© Eduard Weigert DGB-Mittelfranken-Chef Stephan Doll hält den Diskurs mit der AfD für problematisch.

Die Idee, die OB-Kandidatinnen und -Kandidaten aller Parteien aufs Podium zu holen, ist da ziemlich naheliegend. Dass dem Integrationsrat der Stadt Nürnberg dieser schöne Plan um die Ohren geflogen ist, lag an Roland Hübscher, dem OB-Kandidaten der AfD. Gegen seine Teilnahme gab es Widerstand, intern wie extern. Der Integrationsrat sagte seine "Kennenlernveranstaltung" am Ende ab.

Offiziell nennt man im Gremium, das die Interessen von Menschen
mit Migrationshintergrund vertritt, "technische und organisatorische Gründe" für die Absage. Vorsitzender Dimitrios Krikelis spricht auf Anfrage von der Doppelbelegung eines Raumes und davon, dass man die OB-Kandidaten später vielleicht einzeln vorsprechen lassen wolle. Zuvor allerdings hatte es einen Mehrheitsbeschluss des Integrationsrates vom Juni gegeben – und der habe laut Krikelis die AfD nicht ausgeschlossen.

Ein Fehler, findet Stephan Doll, DGB-Chef und Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion. Er hatte bereits einen Brandbrief im Köcher, als die Absage kam. Doll dazu: "Natürlich hätten wir unser Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Hauptbetroffenen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ausgerechnet die AfD einladen."


"Jetzt red i": AfD-Einladung sorgte für Proteste


"Kluge Entscheidung"

Die Offenheit der Allianz habe ihre Grenze bei Rassismus, Hetze und Gewalt. Nebenbei: Der Integrationsrat ist eine von 196 Institutionen, die zusammen mit 149 Kommunen und Landkreisen Mitglied in der Allianz gegen Rechtsextremismus sind.

Auch die drei ebenfalls geladenen OB-Kandidaten von CSU, SPD und Grünen hielten die Idee offenbar für ungut. "Kurios" findet etwa Marcus König, der konservative Bewerber, den Plan des Integrationsrats. "Ich würde das nicht tun", sagt König. Er selbst sei prinzipiell offen und ziehe es vor, mit Argumenten gegen die AfD vorzugehen. Seinem Konkurrenten Roland Hübscher sei er bisher aber "nie über den Weg gelaufen".


Neues Nürnberger Christkind: Glückwünsche und Hass


Die abgesagte "Kennenlernveranstaltung" sei das erste Mal, bei dem er zusammen mit der AfD eingeladen worden sei, berichtet Thorsten Brehm, OB-Kandidat der SPD. Er wolle der Partei nicht aus dem Weg gehen, aber auch nicht ohne Not eine Plattform geben; die Absage des Integrationsrats hält Brehm für "eine
kluge Entscheidung".

Dritte im Bunde ist Verena Osgyan (Grüne), die grundsätzlich am Sinn von Debatten mit den Rechten zweifelt. "Das bringt einfach nichts", so Osgyan; auch beim Integrationsrat wäre es dann doch nur um den Umgang mit der AfD gegangen.

Der Integrationsrat hat laut Dimitrios Krikelis jetzt übrigens ein Seminar für seine Mitglieder gebucht. Das Thema: der Umgang mit Rechtsradikalen.

22 Kommentare