18 Jahre Omi-Café

Nürnberger Kult: Salon Regina sucht Pachtnachfolger

27.11.2022, 16:13 Uhr
Heike Stahl übernahm vor inzwischen 18 Jahren das Omi-Café "Regina" in Nürnberg-Gostenhof und machte es zum Salon Regina.

© Andrea Munkert Heike Stahl übernahm vor inzwischen 18 Jahren das Omi-Café "Regina" in Nürnberg-Gostenhof und machte es zum Salon Regina.

Anfang November war klar: So wie es 18 Jahre lang gewesen ist, bleibt es nicht. Denn Inhaberin Heike Stahl sucht seitdem über ein Immobilienportal eine:n Pachtnachfolger:in für das Café mit Küchenbetrieb, das so voller Retrocharme steckt, dass ein Besuch fast schon einer Zeitreise in die 50er und 60er gleicht.

Heike Stahl sucht nach 18 Jahren Regina-Betrieb eine Pachtnachfolge für das kultige Café. Als das publik wurde, schwappte Stahl großes öffentliches Interesse entgegen - Sorgen, Anfragen, gute Wünsche. Jetzt gibt sie uns Auskunft über die Hintergründe und beantwortet die Frage des Warums: „Jetzt soll die Geschichte einfach von jemand anderem weitergeschrieben werden." Aber nicht wegen der Corona-Pandemie, der Energiekrise, Personalnot, ihres Alters oder gar, weil sie krank sein könnte.

Die Spekulationen und Gerüchte, so sagt sie, seien teils fast kurios. Aber auch voll mit ehrlich gemeinter Sorge um ihre Person. Umso wichtiger sei es ihr jetzt, für Klarheit zu sorgen, sich zu äußern. „Ich bin schon immer ein Mensch mit einem starken Bauchgefühl gewesen. Und meine innere Stimme sagt mir, dass es für mich einfach Zeit wird, abzugeben. Das Regina ist wie eine Tochter, die ich großgezogen und durch die Pubertät gebracht habe und die jetzt flügge werden darf. Jetzt will ich sie gut verheiraten!“, lacht Stahl.

Fast zwei Jahrzehnte ist es her, dass Heike Stahl dem „Oma-Café“ neues Leben eingehaucht hat. Verliebt in das Regina, das bereits diesen Namen trug, hatte sie sich viel früher. „Ich war Mitte der 90er-Jahre das erste Mal in der damaligen Konditorei Kaffee trinken – ausgezeichneten Filterkaffee übrigens“, lacht sie. „Den Charme und die Besonderheit dieses Ortes habe ich sofort gespürt.“

2004 übernahm Stahl das Objekt. Mit jahrelanger Gastronomie-Erfahrung und voller Herzblut stürzte sich die damals 40-Jährige ins Abenteuer der Selbstständigkeit. „In der Renovierungsphase haben mir alle Freunde geholfen. Ich weiß noch, wie unter einer dicken Schicht Wandfarbe eine herrliche alte Blumentapete zum Vorschein kam. Die haben wir dann in mühsamster Handarbeit freigelegt und an manchen Stellen nachgemalt. So ist sie bis heute an der Wand.“

Teile des Original-Interieurs wie die Lampen, einige Thonet-Kaffeehausstühle und die silbernen Kaffeetabletts hat Stahl weitergenutzt, mit individuellem Mobiliar wie Barhockern und bunten Spaghetti-Terrassenstühlen aus den 60ern zauberte sie ihre Handschrift ins Regina. In der letzten halben Stunde vor der Eröffnung im Juni 2004 brachte Stahl noch unter Hochdruck die eigens angefertigten Fototapeten an die Wand. Noch im Blaumann öffnete sie die Salontüre und kurz darauf war es voll. „Der Laden wurde sofort angenommen. Von Tag eins an“, erinnert sie sich. Viele Gäste wurden zum Stammpublikum.

Der Salon ist ein Ort für jede:n

Seit dem Beginn ist viel passiert in der Fürther Straße 64. Die im Sommer üppig blühenden Oleandersträuche, die in den warmen Monaten die Regina-Terrasse schmücken, sind fast schon zu Bäumen geworden. Die Spaghetti-Terrassenstühle wurden mehrfach ersetzt. Unzählige (vegane) Currywürste und Kuchen wanderten von der holzumrahmten Küchendurchreiche raus in den Gastraum. Im Regina lauschten die Gäste Konzerten und Lesungen, es war ein Bestandteil des Stadtteilfests Bierchen und Bühnchen.

Es wurde gelacht, geweint, gefeiert. Nicht nur ein Gast kam - frisch geschieden - aus dem nahen Amtsgericht, um sich erstmal einen Schnaps zu genehmigen, während sich am Nachbartisch gerade zwei andere frisch verliebten. Ein inzwischen verstorbener Stammgast, der im Regina „Weizen-Michl“ genannt wurde, hatte im Kassensystem eine eigene Taste, die ihn über die Jahre von den Preisanpassungen für sein Lieblingsgetränk ausnahm.

Wie geht es weiter?

„Ich schließe das Regina nicht einfach ab, sondern ich suche jemanden, der in Zukunft anstatt meiner diesen Ort bespielt. Der den ‚Regina-Spirit‘ am Leben erhält und zugleich neuen Glanz und neue Farbe bringt!“, wünscht sich die Chefin. Welche Pläne Stahl hat, wenn sie eine Nachfolge für den Salon Regina gefunden hat, deutet sie mit einem verschmitzten Lächeln an: „Mein Camper bedeutet für mich fünf Quadratmeter Glück. Und alles was ich brauche, gibt’s ab Brenner im Autogrill.“

Der Salon Regina in der Fürther Straße 64 in Nürnberg ist von Montag bis Samstag von 10 Uhr bis 23 Uhr und am Sonntag von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

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