Zum Gedenken an den deutschen Überfall auf Polen

Nürnberger Kundgebung gegen Krieg: "Frieden lässt sich nicht herbeibomben"

1.9.2021, 19:55 Uhr
Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Afghanistan gewann auch der Antikriegstag neue Anziehungskraft. 

© Stefan Hippel, NNZ Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Afghanistan gewann auch der Antikriegstag neue Anziehungskraft. 

Bei Hans-Joachim Patzelt kommen an diesem Mittwochnachmittag die Erinnerungen hoch: "Vor 20 Jahren haben wir zu Tausenden demonstriert, um deutlich zu machen, dass das Verbrechen vom 11. September 2001 nicht mit einem Krieg zu beantworten ist", sagt der 83-jährige Mitbegründer des Nürnberger Friedensforums. Jetzt fühlt er sich durch die aktuellen Entwicklungen in Afghanistan auf traurige Weise bestätigt.
Was habe man sich in all den Jahren an Info-Ständen alles anhören müssen, sagt auch Ewald Ziegler, aktuell einer der Sprecher des Friedensforums. "Aber wir haben immer recht gehabt. Man kann mit Militär die Probleme nicht lösen." Die Taliban seien eher immer stärker geworden im Lauf der Jahre, gibt er zu bedenken.

Zufrieden mit Resonanz

Gemeinsam mit dem Nürnberger Jugendbündnis und der Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat Zieglers Organisation auch heuer wieder anlässlich des Antikriegstags zu einer Demonstration auf den Hallplatz geladen – anders als in manchen der Vorjahre fand sich diesmal aber nicht nur ein versprengtes Häuflein ein, um an den 1. September 1939, den damaligen deutschen Einmarsch in Polen und den Beginn des Zweiten Weltkriegs zu erinnern. "Wir sind sehr zufrieden", sagt Ziegler über die Resonanz von rund 100 Leuten. Durch die Geschehnisse in Afghanistan habe das Gedenken neue Brisanz erhalten.


Die Demontrationsteilnehmer werden anhand eines Quizspiels mit Daten gefüttert: DGB-Jugendsekretärin Denise Kießling lässt das Publikum raten, wie hoch denn der Verteidigungsetat des Bundes ist – 50,3 Milliarden Euro, lautet die Antwort. Kießling mahnt an, dass mit dieser immensen Summe enorm viel in den Bereichen Schule, Bildung und Ausbildung getan werden könnte.

Unbefristete Übernahme

Die DGB-Jugend fordert zur Bundestagswahl zum Beispiel eine gesetzliche Ausbildungsgarantie und eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden, um den Menschen eine Perspektive zu geben und zugleich den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Auch der DGB plädiert in einem Positionspapier zum Antikriegstag dafür, dass die "Rüstungs-Milliarden dringend für andere Zwecke" genutzt werden müssten, etwa für die Stabilisierung der sozialen Sicherungssysteme.

Zivile Formen der Konfliktlösung

Bei der Demonstration auf dem Hallplatz sind unter anderem auch die Stadträte Gerhard Groh (SPD), Kathrin Flach Gomez und Titus Schüller (beide Die Linke) dabei. "Man kann Frieden nicht herbeibomben", sagt Schüller, der denkt, dass nun alle Bundeswehr-Einsätze auf den Prüfstand müssen. Flach Gomez, bayerische Landeschefin ihrer Partei, wirbt für zivile Formen des Konfliktmanagements, in El Salvador habe das durchaus funktioniert. Groh wiederum findet den Umgang mit den Ortskräften in Afghanistan bedenklich. Und so überschatten aktuelle Ereignisse den eigentlichen Anlass des Erinnerns.

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