Nürnberger Leihhaus als Retter in der Klemme

29.11.2017, 05:54 Uhr
Bis zu 15.000 "Geschäftsvorgänge" gibt es laut Geschäftsführer Armin Hillebrand im Nürnberger Leihhaus am Unschlittplatz.

© Roland Fengler Bis zu 15.000 "Geschäftsvorgänge" gibt es laut Geschäftsführer Armin Hillebrand im Nürnberger Leihhaus am Unschlittplatz.

Für ein Pfand erhält der Kunde nach eingehender Begutachtung Geld. Der Kreditvertrag läuft über drei Monate und kann verlängert werden. Ab dem fünften Monat ist das Leihhaus am Unschlittplatz zur Versteigerung berechtigt, ab dem neunten sogar verpflichtet. Die monatliche Gebühr beträgt ein Prozent Zins und zwei Prozent Geschäftsgebühren. Das Collier muss auf den Goldgehalt geprüft und sicher aufbewahrt werden ebenso wie eine Luxusuhr - wenn sie denn echt ist. 

Rund 15.000 "Geschäftsvorgänge" gibt es pro Jahr, erklärt Geschäftsführer Armin Hillebrand. Die Zahl ist aber nicht mit Kunden gleichzusetzen, denn ein Besucher kann schließlich mehrere Broschen, Ringe und Münzen zu unterschiedlichen Zeiten versetzen. 

Dass die Zeiten für die 200 Leihhäuser in Deutschland nicht gerade einfach sind, macht das Beispiel Augsburg deutlich: Die älteste Pfandkreditanstalt (aus dem Jahr 1604) schließt nämlich zum Jahreswechsel ihre Pforten. Laufende Verträge werden noch bis Ende 2018 abgewickelt. Grund für das Aus sei "die deutlich gesunkene Nachfrage nach Kleinkrediten", teilt die Fugger-Stadt mit.

Strukturelle Fehler haben die Kollegen gemacht, meint dagegen Hillebrand: Der kommunale Betreiber habe zu viele Mitarbeiter beschäftigt, sinnlose Pfänder wie Fahrräder angenommen und das Internet verschlafen. Die Nürnberger hatten Beratung angeboten, waren sogar eventuell an einer Übernahme interessiert - doch das Echo aus Schwaben blieb aus.

Pelzmäntel und Teppiche haben ausgedient

In der Frankenmetropole reagierten die Betreiber des Leihhauses früher auf die Herausforderungen der Zeit. Seit den 1990er Jahren lehnt man Räder, Pelzmäntel und Teppiche ab. Münzen, Schmuck und Zeitmesser sind nun die gängigen Handelsobjekte.

Natürlich macht den Pfandleihern die anhaltende, europaweite Niedrigzinsphase zu schaffen. Und auch einfach zu erhaltende Verbraucherkredite setzen dem Geschäft zu. Allerdings hat das Nürnberger Leihhaus nach eigener Einschätzung die Hausaufgaben in Sachen Internet erledigt: Fast alle Verkaufsobjekte sind dort zur Ansicht eingestellt. Ein Team aus 13 Beschäftigten arbeitet in den historischen Räumen an der Pegnitz. Der Verein Nürnberger Nothilfe hat das Geschäft 1949 von der Stadt übernommen. Heute betreibt der Verein "Wohnen und Integration im Quartier", kurz: WIN e.V. als Rechtsnachfolger der Nothilfe, die Pfandleihe.

Wer verkaufen will, geht an einen anderen Schalter. Der "Altstadt-Juwelier", der zum Leihhaus gehört, bietet gekauften Schmuck, Uhren und Münzen im Geschäft, im Internet und bei sechs Auktionen pro Jahr an. Die nächste findet am 13. Januar 2018 statt. Über den Umsatz des Leihhauses schweigt sich die Geschäftsführung jedoch mit Blick auf die - auch örtliche - Konkurrenz aus.

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