Einnahmen für humanitäre Projekte

Nürnberger Markt der Partnerstädte lockt mit bunter Vielfalt und internationalem Flair

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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3.12.2022, 17:40 Uhr
Der Charkiw-Stand am Nürnberger Markt der Partnerstädte, hier mit (v.li.) Antje Rempe, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Nürnberg-Charkiw, Iryna Trufanowa, Standbetreiberin, und Christine Schüßler, Leiterin des Amts für Internationale Beziehungen.

© Wolfgang Heilig-Achneck, NNZ Der Charkiw-Stand am Nürnberger Markt der Partnerstädte, hier mit (v.li.) Antje Rempe, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Nürnberg-Charkiw, Iryna Trufanowa, Standbetreiberin, und Christine Schüßler, Leiterin des Amts für Internationale Beziehungen.

Französische Zwiebelsuppe, italienische Gemüse-Panini, rumänische Krautwickel, ein afrikanisches Gericht, dazu feiner Stollen aus Thüringen, türkischer Tee oder Hot Toddy aus dem schottischen Glasgow: Auf dem Markt der Nürnberger Partnerstädte können sich die Besucher wieder mit Gaumenfreuden stärken, die sonst nicht so leicht zu finden sind. Und die Glühwein-Spezialitäten, ob griechisch, spanisch oder italienisch, unterscheiden sich in feinen Noten.

Ohne das wärmende Elexir kommt eine der größten Buden aus: die für die ukrainische Partnerstadt Charkiw. Die Metropole im Osten des Landes gehört zu den von Russland besonders heftig angegriffenen Städten. Manchmal sind Strom- und Wasserversorgung unterbrochen, aber ein großer Teil der Bevölkerung harrt weiter tapfer aus.

Zelte und Generatoren

Um die Menschen zu unterstützen, werden auch auf dem Markt der Partnerstädte Spenden gesammelt. Um deren Verwendung kümmert sich der Partnerschaftsverein Nürnberg-Charkiw; jeweils von Donnerstag bis Samstag sind deshalb auch Vereinsmitglieder am Stand anzutreffen. „Und viele Besucher erkundigen sich tatsächlich nach der Lage und Hilfsmöglichkeiten“, berichtet Antje Rempe, die Vorsitzende des Vereins. Aktuell konzentriert sich der Partnerschaftsverein auf die Beschaffung von Generatoren und beheizbaren Zelten, dazu können mehrere Transporte mit Krankenbetten organisiert werden, die das Klinikum Nürnberg zur Verfügung stellt.

Zum Angebot am Charkiw-Stand gehören vor allem gestrickte und genähte Spielzeug-Puppen, die Iryna Trufanowa mit ihrer Mutter selbst produziert. Aber auch T-Shirts mit Aufdrucken wie „My Superpower is that I‘m Ukrainian“ und bestickte Hemden seien gefragt, versichert die Händlerin, die auch schon auf dem Ostermarkt vertreten war.

Partnerschaftsvereine sind auf dem Markt auch selbst als Budenbetreiber aktiv, zum Beispiel für Nablus, San Carlos oder Kalmunai in Sri Lanka: Seit dem verheerenden Tsunami vor 18 Jahren unterstützt eine rührige Nürnberger Initiative verschiedene Aufbauprojekte, zuletzt beispielsweise ein Schulzentrum. Auch hier wird Spielzeug angeboten, vor allem aus Holz von - für das Land typischen - Kautschukbäumen.

Wichtige Einnahmen

„Alle Vereine sind auf die Einnahmen auch dringend angewiesen, um ihre Arbeit und Projekte zu finanzieren“, unterstreicht Christine Schüßler, die Leiterin des Amts für Internationale Beziehungen, und empfiehlt deren Angebot auch deshalb zum Beispiel für den Kauf von Weihnachtsgeschenken.

Neu ist diesmal das Angebot aus dem französischen Département Corrèze im Südwesten des Nachbarlandes. Es gehört zur Region Limousin, die über eine Regional- und zahlreiche Kommunalpartnerschaften mit Mittelfranken verbunden ist.

Zahlreiche kleinere Produzenten, die sich wochenweise abwechseln, bieten zum Beispiel typische Salamis und geräucherte Schinken an, aber auch feine Nuss- und Schokoladenkreationen. Kunsthandwerk rundet das Angebot ab. Zur Vorstellung reiste extra eine größere Gruppe von Delegierten aus verschiedenen Partnerstädten mit dem Regionalpräsidenten Pascal Coste an der Spitze an.

Prag, Krakau und Atlanta fehlen

Drei wichtige Partnerstädte sind zum allgemeinen Bedauern in diesem Jahr nicht vertreten: Krakau, Prag und Atlanta. Die polnischen Partner klagen über akute Personalprobleme, eine genau vierwöchige Standbesetzung habe man nicht gewährleisten können, heißt es. Die tschechische Hauptstadt bereichert das Angebot traditionell mit künstlerisch gestalteten Glaskugeln. Die aber seien so teuer geworden, dass die Standbetreiber fürchteten, auf einem Großteil ihrer Ware sitzen zu bleiben. Und für die Bude der amerikanischen Südstaaten-Metropole wird schon seit längerem ein neuer Betreiber gesucht.

Von den Ausfällen profitiert nicht zuletzt Venedig - aus kulinarischen Gründen: Neben den Klassikern, zu denen ebenfalls Wurstwaren gehören, gibt es jetzt eine zweite, rein vegetarisch ausgerichtete Bude. Beeilen sollte sich schließlich, wer sich noch typisches Weihnachtsgebäck aus Thüringen sichern will: Die Stollen-Vorräte aus Gera dürften lange vor dem Ende des Marktes erschöpft sein.

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