Nürnberger Pflegeheim will Bewohner ausquartieren

16.1.2021, 10:43 Uhr
Nürnberger Pflegeheim will Bewohner ausquartieren

© Christoph Soeder

Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigten die städtische Gesundheitsreferentin Britta Walthelm (Bündnis 90/Die Grünen) und Gina Fancello, Geschäftsführerin der Alwo-Unternehmensgruppe, die als privater Träger das Heim betreibt. Bei der Einrichtung handelt es sich um das an der Insinger Straße gelegene Senioren- und Pflegezentrum St. Elisabeth.


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120 der 190 Bewohner hätten sich mit Corona infiziert, sagt Fancello. Seit 9. Dezember seien insgesamt 68 Menschen gestorben, wobei man nicht wisse, in wie vielen Fällen Corona die Todesursache war, so die Geschäftsführerin.

23 Mitarbeiter noch in Quarantäne

"Aber die Menschen mit einer Corona-Infektion brauchen eine intensivere Betreuung", sagt Fancello. Das könne man mit dem bisherigen Personal nicht mehr leisten. Zumal sich derzeit auch 23 Mitarbeiter aufgrund einer Corona-Infektion noch in Quarantäne befänden und viele andere Altenpfleger aufgrund anderer Gründe nicht zur Verfügung stünden. Deswegen wolle man 30 bis 40 der nicht-positiven Senioren ab Mittwoch vorübergehend an andere Häuser vermitteln.


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Allerdings meldeten sich bei unserer Zeitung auch Pflegekräfte, die von der Einrichtung vor die Tür gesetzt worden sind. Man habe ihnen gesagt, die bis Ende Februar geltenden Verträge seien nicht rechtswirksam und sie dürften daher nicht weiterbeschäftigt werden. Fancello räumt ein, dass man aufgrund der Problematik nicht rechtssicherer Verträge fünf Mitarbeiter, die man kürzlich angestellt hatte, wieder entlassen musste. Zudem seien acht weitere Arbeitsverhältnisse bereits vor dem ersten Arbeitseinsatz der Betreffenden wieder aufgelöst worden. Die besagten Pflegekräfte, die anonym bleiben möchten, sprechen indes von weitaus höheren Zahlen.

Zeitarbeiter helfen aus

Was konkret mit den Verträgen nicht gestimmt hat, konnte Fancello nicht beantworten: "Das ist eine Frage für unsere juristische Abteilung." Sie weist jedoch darauf hin, dass sie in der Regel nur mit Festangestellten arbeite. Wegen der personellen Nöte habe die Alwo-Unternehmensgruppe nun aber auch auf Zeitarbeit und freiberufliche Pflegekräfte gesetzt. Zeitarbeiter stünden auch weiterhin unter Vertrag.

Am heutigen Samstag wird die im Gesundheitsamt angesiedelte Heimaufsicht die Einrichtung besuchen und mit der Leitung das weitere Vorgehen beraten. "Es ist ein sehr sensibler Vorgang, die Bewohner aus ihrem gewohnten Umfeld zu reißen", sagt Gesundheitsreferentin Walthelm. Deswegen werde man genau abwägen, ob man diesen Schritt wirklich gehe.

Entzerrung der Lage

Zumal Walthelm eigentlich davon ausgegangen war, dass sich die Lage in dem Heim stabilisiert habe. "Das Stammpersonal kehrt langsam zurück." Fancello weist darauf hin, dass aber auch viele Krankschreibungen noch einmal verlängert worden seien. "Die Belastung für unsere Pflegekräfte ist sehr hoch", sagt die Geschäftsführerin. Man wolle die Situation daher entzerren.

Walthelm sagt, dass man engmaschig mit dem Heim im Austausch stehe, bereits am Dienstag und Donnerstag vergangener Woche habe das Gesundheitsamt die Einrichtung besucht.

Die Stadt unterstützt das Heim schon seit Dezember intensiv. Bei der damaligen Kontrolle war – wie berichtet – festgestellt worden, dass teilweise Corona-infizierte und Corona-negative Heimbewohner gemeinsam untergebracht waren. Diese höchst gefährliche Situation sei dann sofort beendet worden, berichtete Walthelm Anfang Januar unserer Zeitung. Das NürnbergStift, der kommunale Altenhilfebetrieb, schickte eine Pflegedienstleitung nach Röthenbach, die helfen sollte, die Abläufe zu optimieren.

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