Nürnberger Traditionsschlosserei wird ausgeräumt
9.6.2013, 17:10 UhrEs ist eine Hinterhofwerkstatt, wie es früher unzählige in Nürnberg gab. Die meisten sind jedoch schon längst verschwunden: Im Erdgeschoss der Betrieb, darüber Wohnungen — das führte häufig zu Ärger. Auch Otto Wittkopf, der in dritter Generation den Familienbetrieb Adamstraße 42 geführt hat, berichtet von Beschwerden der Nachbarn, wenn einige der lauten Maschinen auf vollen Touren liefen. „Aber sie haben es geduldet, weil die Arbeit immer weniger wurde“, erinnert sich der Handwerksmeister.
Großfirmen wie Siemens bestellten einst bei ihm Einzelanfertigungen aus Blech, meist den Innenausbau von Schaltschränken. Andere Unternehmen erhielten Grundplatten und Hauben für Lochkarten-Sortiermaschinen, doch auch Absprungkästen für Stabhochspringer fertigte der Nürnberger Schlosser an. Private Kundschaft fand zuletzt selten den Weg in die im Hinterhof hingeduckte Produktionsstätte. Dagegen hatte sich noch Wittkopfs Großvater Otto, der Gründer des Betriebs, gerade mit fantasievollen Geländern und Jugendstil-Torbögen bei Hausbesitzern einen Namen gemacht.
Sein Sohn Willi baute 1927 ein Motorrad als Meisterstück, um den Meisterbrief des Schlosserhandwerks zu bekommen. Sogar den Motor der „Owus“ (Otto Wittkopf und Söhne) schraubte er selbst zusammen. Das Einzelstück steht nun in der Sammlung des Centrums Industriekultur.
Begehrliche Blicke
Museums-Chef Matthias Murko hat auch begehrliche Blicke auf den großen Maschinenpark der Werkstatt geworfen, die seit 13 Jahren geschlossen ist. Schwere Exzenterpressen mit bis zu 100 Tonnen Druck und riesige Metallscheren stehen gut geschmiert in den Räumen. Besitzer Otto Wittkopf wirft zur Probe eine große Maschine an, der Lärm ist beachtlich. Nein, mit Ohrenschützern hat er nicht gearbeitet, erzählt der 76-Jährige, der seit 1957 hier täglich an der Werkbank stand. Gesundheitsschutz war damals noch kein Thema.
Jahrzehntelang hatte der Betrieb drei Mitarbeiter beschäftigt. Zwei Wohnhäuser an der Adamstraße waren die Altersvorsorge für die Wittkopfs. Doch der 76-jährige Inhaber hat die Immobilien nun veräußert: Große finanzielle Investitionen sind für die denkmalgeschützten Anwesen nötig, die er nicht mehr stemmen kann. „Seit ich die Häuser verkauft habe, schlafe ich wieder ruhiger“, sagt der Rentner zufrieden. Allerdings wird nun die Werkstatt im Dornröschenschlaf aufgelöst, die besten Stücke sichert sich das Centrum Industriekultur.
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