Nürnbergs OB deutlich: Tennet-Pläne sind "nicht akzeptabel"

27.5.2021, 11:20 Uhr
Die Stadt Nürnberg wehrt sich gegen die Pläne zur geplanten Hochspannungsleitung im Süden.

© NNZ Die Stadt Nürnberg wehrt sich gegen die Pläne zur geplanten Hochspannungsleitung im Süden.

Die Regierung von Mittelfranken hat das Raumordnungsverfahren für die Stromtrasse eingeleitet, die von Raitersaich in Mittelfranken nach Altheim in Niederbayern führen soll. Die neue Hochspannungsleitung führt dabei auch durch den Süden Nürnbergs. Und sorgt für viel Protest und auch Ängste.

Belastung "nicht hinnehmbar"

Das sieht auch der Oberbürgermeister so. "Aus Nürnberger Sicht sind die Pläne nicht akzeptabel", sagt Marcus König. Eine zusätzliche Belastung der Bürger sei "nicht hinnehmbar". König kritisiert, dass in den Plänen sowohl die Mindestabstände zu den Häusern und Wohnungen der Anwohner unterschritten werden als auch die Situation bei der geplanten Erdverkabelung ungeklärt ist.

Deshalb lässt sich die Stadt im Raumordnungsverfahren von einer Münchner Kanzlei vertreten. Sie soll für die Stadt auch eine Stellungnahme zum Prozess bei der Regierung Oberpfalz abgeben.

160 Kilometer lang

Tennet will die 220-Kilovolt-Leitung vom mittelfränkischen Raitersaich bis Altheim nach Vorgaben des Bundesbedarfsplangesetzes durch eine leistungsstärkere 380-Kilovolt-Stromleitung ersetzen. Die sogenannte Juraleitung soll auf einer Länge von 160 Kilometern von Mittelfranken durch Oberbayern, die Oberpfalz und Niederbayern führen.

Und zwar überwiegend entlang der bestehenden Leitung. Und als Freileitung. Für drei Abschnitte ist als Pilotversuch der Einsatz von Erdkabeln vorgesehen. Wenn der Neubau in Betrieb ist, sollen die Bestandsleitungen abgebaut werden.

Der im Raumordnungsverfahren vorgeschlagene Trassenkorridor verläuft auf Nürnberger Stadtgebiet als Erdkabelvariante durch Katzwang und als Freileitung an Kornburg entlang - und weiter gebündelt mit der Autobahn A6 entlang Moorenbrunn Richtung Osten.

Gebiet "ohnehin stark belastet"

"Jedoch gibt es weder eine technische Lösung, wie man Rednitz und Kanal mit einem Erdkabeltunnel queren will", gibt Daniel Ulrich zu Bedenken. "Noch ist die Haltung nachvollziehbar, dass die ohnehin stark belasteten Gebiete an der A6 durch noch mehr Lasten nicht wesentlich beeinträchtigt werden können", sagt Nürnbergs Baureferent.

Bauer Thomas Kühnlein aus Katzwang will seinen Acker für die Stromtrasse nicht hergeben.

Bauer Thomas Kühnlein aus Katzwang will seinen Acker für die Stromtrasse nicht hergeben. © Stefan Hippel, NNZ

Das von den betroffenen Regierungsbezirken eingeleitete Raumordnungsverfahren soll feststellen, wie sich das Vorhaben auf die Entwicklung des Gebiets auswirkt. Wichtige Aspekte dabei sind Natur und Landschaft, Erholung, Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Verkehr, Tourismus, aber auch Wohnumfeldschutz.

"Keine weiteren Einschränkungen"

Der Stadtrat hat sich Ende April klar gegen den Ersatzneubau ausgesprochen und den Netzbetreiber aufgefordert, die Planungen aufzugeben und auf eine alternative Trassenführungen zu setzen. "Wir werden die städtischen Belange und die Interessen der Menschen im südlichen Stadtgebiet weiter mit Nachdruck vertreten", sagt Marcus König. Man werde keine Einschränkungen für die weitere Nürnberger Stadtentwicklung mittragen.

Außerdem rät der Oberbürgermeister "allen Bürgern, Einwendungen direkt an die federführende Regierung von Mittelfranken zu senden“. Die Planungsunterlagen zu dem in Mittelfranken liegenden Streckenabschnitt werden in den beteiligten Kommunen öffentlich ausgelegt.

Pläne liegen bei der Stadt aus

Jeder Interessierte kann die Pläne ab sofort hier im Netz einsehen. Außerdem sind sie bei der Stadt Nürnberg einsehbar. Sie können von Freitag, 4. Juni, bis Montag, 5. Juli, im Stadtplanungsamt in der Lorenzer Straße 30 eingesehen werden (1. Stock, Zimmer 105).

Möglich ist das während der Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag von 8.30 bis 15.30 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr. Wegen der Pandemie gilt hier: Abstand halten (mindestens zwei Meter) und FFP2-Maske tragen. Außerdem ist der Zutritt zu den Unterlagen immer nur zwei Personen auf einmal gestattet.

Weil die Zahl der Pläne und Unterlagen sehr groß ist - und aufgrund der Corona-Pandemie - rät die Stadt dazu, das Online-Angebot in Anspruch zu nehmen.

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