Nürnbergs Stadtmauer als Kita: Oben toben auf dem Fürther Tor

7.11.2020, 10:12 Uhr
Das Fürther Tor in Nürnberg wurde nach seiner Zerstörung nie wieder aufgebaut. Das soll sich nun ändern. Foto: Timo Schickler

© Timo Schickler, NNZ Das Fürther Tor in Nürnberg wurde nach seiner Zerstörung nie wieder aufgebaut. Das soll sich nun ändern. Foto: Timo Schickler

Ein Fürther Tor? Das sehen Nürnberger im Stadion nicht gerne. Doch auch das Fürther Tor in der Nähe des Plärrers ist, anders als die meisten anderen Zugänge zur Altstadt, für viele kein schöner Anblick. Eher wirkt das Tor so, „als sei an dieser Stelle der Wiederaufbau stehen geblieben“.

"Heruntergekommen und ungepflegt"

So sieht die CSU die Situation vor Ort. Auch das Umfeld an der Schlotfegergasse wirke „heruntergekommen und ungepflegt“. Das ist in einem Antrag der Christsozialen nachzulesen, gestellt im Mai 2019 und damals unterschrieben vom jetzigen Oberbürgermeister Marcus König.

Der Ludwigstorzwinger war einst ein beliebtes Ausflugsziel für Nürnberger Familien. Foto: Stadtarchiv Nürnberg

Der Ludwigstorzwinger war einst ein beliebtes Ausflugsziel für Nürnberger Familien. Foto: Stadtarchiv Nürnberg © Stadtarchiv

Mit dem Dauerprovisorium soll Schluss sein, heißt es dort. Das Tor soll wieder überbaut werden. Das war der 1894 errichtete Durchgang 50 Jahre lang. Im Zweiten Weltkrieg aber wurde das Gebäude zerstört, danach nicht wieder aufgebaut. Das soll sich nun ändern.

Wöhrl-Stiftung will neue Kita sponsern

Eine Idee für die Nutzung gibt es schon, angestoßen von der Emanuel-Wöhrl-Stiftung. Die wünscht sich dort eine Einrichtung für Kinder und hat sogar Spenden für das Vorhaben gesammelt.

Inzwischen hat die Stadt die Idee geprüft.Eine erste Analyse hat mehrere Möglichkeiten ergeben, wie eine Kita auf die Stadtmauer passt. Die reichen von der Kombination aus einer Kinderkrippe und einem Kindergarten mit jeweils einer Gruppe und einem angeschlossenen Familienzentrum bis hin zur Variante aus zwei Kindergärten mit je einer Gruppe. Für die zweite Lösung plädiert die Stadt, da hier die höchste Platzzahl erreicht werden kann.

Zwei Kindergärten sind interessiert

Außerdem hat sie jemanden in Aussicht, der einzieht. Die Standorte der beiden Kindergärten „Wilde 15“ in der Mostgasse und St. Jakob in der Karl-Grillenberger-Straße „entsprechen nicht mehr den räumlichen Anforderungen“, heißt es in einem Bericht im Bau- und Vergabeausschuss. Die Verwaltung hat mit beiden Trägern gesprochen, die grundsätzlich bereit sind, in eine gemeinsame Immobilie zu ziehen.


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Mit dem Bau von zwei Einrichtungen mit je 25 Kindergartenplätzen für die „Wilde 15“ und für St. Jakob „kann der dringende Bedarf an Kindergartenplätzen weiterhin gewährleistet werden“. Zudem stehen in den angrenzenden Zwingerbereichen große Freiflächen zur Verfügung.

Knapp fünf Millionen Euro soll der neue Aufbau auf dem Fürther Tor kosten, die Stiftung will 400 000 Euro zuschießen. Dafür soll die Kita „Emanuel- Wöhrl-Kinderhaus“ heißen.

Nicht so „trutzig“ wie früher

Wie sie aussehen soll, darüber müssen sich die Beteiligten noch einig werden. In ihrem Antrag hat die CSU davon abgeraten, sich an dem ursprünglichen Aufbau des Fürther Tors zu orientieren. Die Bebauung aus dem 19. Jahrhundert wirke „sehr trutzig und wurde auch schon von Zeitgenossen kritisiert“.

Das Baureferat dagegen kommt in Absprache mit dem Denkmalschutz zu dem Urteil, dass „ein Baukörper, der in seiner Dimension etwa der historischen Bebauung entspricht, angemessen ist“.

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