Nürnberger Sör in Not

Ob nun Meister oder Ingenieure: Überall fehlt es an Personal

19.10.2021, 08:03 Uhr
Beim Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) in Nürnberg sind die Aufgabenbereiche weit gefächert, also ist auch das Anforderungsprofil an die Mitarbeiter unterschiedlich.

© André Winkel/Sör Beim Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) in Nürnberg sind die Aufgabenbereiche weit gefächert, also ist auch das Anforderungsprofil an die Mitarbeiter unterschiedlich.

Hier ist es harte körperliche Arbeit bei Wind und Wetter, da Aufgaben im planerischen oder technischen Bereich. Beim Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) in Nürnberg sind die Aufgabenbereiche weit gefächert, also ist auch das Anforderungsprofil an die Mitarbeiter unterschiedlich. Zum Jahresende 2020 waren bei Sör 993 Menschen beschäftigt - der Großteil davon waren Männer.

Doch längst geht es dem kommunalen Dienstleister wie vielen anderen städtischen Bereichen: Viele Kommunen suchen händeringend nach IT-Ingenieuren, Erziehern, Ärzten oder Verwaltungsangestellten. Es fehlt an Personal. Aktuell gibt es bei Sör 80 offene Stellen. "Wir haben sehr, sehr große Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu bekommen", so Ronald Höfler, kaufmännischer Werkleiter bei Sör. Ob es nun Meister seien oder Ingenieure. "Wir haben das gleiche Problem wie die gesamte Stadtverwaltung", so Höfler weiter.


Viel Arbeit für Mitarbeiter


Die Gründe dafür brachte er bei der Vorstellung des Sör-Personalberichts im letzten Werkausschuss ein Stück weit desillusioniert auf den Punkt: "Die Konkurrenz ist groß und wir sind tariflich gebunden. Da können wir nicht mithalten." Schlimmer noch: Das Problem werde sich eher verschärfen als verbessern. Denn es ist nicht nur schwer, Personal zu finden, die Altersstruktur bei Sör tut ihr Übriges.

Derzeit liegt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter bei knapp 47 Jahren - die Hälfte ist dennoch jenseits der 50. Gründe dafür sind unter anderem der Personalabbau aus Einspargründen der vergangenen 25 Jahre. Auch rächt sich nun der einstige temporäre Einstellungsstopp. Aber auch die stufenweise Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre macht sich inzwischen bemerkbar.

Untätig ist man unterdessen nicht: Unter anderem wirbt man für sich auf Berufsmessen, setzt auf duale Ausbildung, finanziert die Meisterschule mit und schafft neue Ausbildungsberufe, wie etwa den des Straßenwärters. Doch die Plätze seien limitiert, so Höfler. Die Ausbildung müsse auch eine Perspektive nach sich ziehen.

Immerhin konnten für das Ausbildungsjahr 2020 alle Ausbildungsplätze bei Sör besetzt werden. Zudem sollen ab dem Ausbildungsjahr 2023 alle Azubis, soweit die Prüfung bestanden wurde und die persönliche Eignung vorliegt, unbefristet übernommen werden.

Ein weiteres Problem bleibt die hohe Krankheitsquote. "Die Mitarbeiter müssen bei Wind und Wetter raus und das zuletzt wesentlich öfter", so Höfler. Auch das mache sich bemerkbar. Neben Muskel- und Skelett-Erkrankungen führten auch psychische Erkrankungen meist zu längeren Arbeitsunfähigkeiten. So gehören zum internen Gesundheitsmanagement inzwischen auch zwei Sozialpädagogen als Ansprechpartner für die Mitarbeiter.

Bliebe das Problem der geringen Frauenquote bei Sör, denn 87 Prozent der Mitarbeiter sind männlich. Bürgermeister Christian Vogel, in dessen Zuständigkeit Sör fällt, sieht hier vor allem die gesellschaftliche Akzeptanz als Problem. Frauen könnten genauso gut bei Sör oder der Feuerwehr arbeiten wie im Tiergarten, so Vogel.

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