Telefonaktion mit Experten aus Rummelsberg

Operieren oder nicht: Was tun bei Schulterschmerzen?

17.9.2021, 13:00 Uhr
Das Schultergelenk ist kompliziert aufgebaut und entsprechend empfindlich, wenn es zu Verschleiß, Entzündungen oder Fehlstellungen kommt.  

© andriano_cz - stock.adobe.com Das Schultergelenk ist kompliziert aufgebaut und entsprechend empfindlich, wenn es zu Verschleiß, Entzündungen oder Fehlstellungen kommt.  

Unter Schmerzen leiden sie alle, die Anruferinnen und Anrufer bei unserer Gesundheits-Telefonaktion zur Schulter. Den einen tut das Gelenk besonders nachts im Liegen weh, den anderen bei der Garten- und Hausarbeit oder beim Schwimmen, manchen seit vielen Jahren. Die vier Experten aus dem Krankenhaus Rummelsberg mit dem zertifizierten Schwerpunkt Schulter- und Ellenbogenchirurgie bekamen am Hörer keine Verschnaufpause.

Abwarten, aber keine Schäden verschleppen

Die Botschaft der Mediziner um Chefarzt Prof. Dr. Richard Stangl lautet: Viele Arten von Schulterschmerz lassen sich gut in den Griff bekommen, auch ohne Operation. Nötig ist dafür aber die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Zentral sei zunächst eine sorgfältige Diagnose, erklärt Stangl. "Dann muss man verfolgen, wie schnell ein Strukturschaden zunimmt."

Anlass zu operieren bestehe dann, wenn sich in kurzer Zeit eine "nicht reparierbare Situation" abzeichnet – früh durchgeführt, könne schon ein kleiner Eingriff Schlimmeres verhindern. Bei den nicht akuten Schäden entscheide aber auch der Leidensdruck der Patienten mit, sagt Oberarzt PD Dr. Lars Eden. Bei der Schulterprothese gebe es keine Altersgrenze, stellen die Rummelsberger Fachleute klar, auch wenn das OP-Risiko und die Aussicht auf mehr Lebensqualität freilich genau abgewogen werden müssten.

Krankengymnastik oft eine Lösung

Einigen Anrufern war schon mit einer Empfehlung zum Vorgehen geholfen, berichten Eden und seine Kollegen Dr. Sandra Ebert-Fillmer und Dr. Balazs Somogyi. Beispielsweise könne die Wartezeit bis zum Orthopäden-Termin genutzt werden, um über den Hausarzt schon einmal MRT-Aufnahmen zu veranlassen. Anderen fehlt noch das Zutrauen zu Behandlungsmaßnahmen. So scheuen gleich mehrere Anrufer eine Operation aus Angst vor der Narkose, manche haben es erst gar nicht mit Krankengymnastik oder Kortisonspritzen versucht – zu Unrecht.

Für Bewegungseinschränkungen an der Schulter gibt es, von Brüchen abgesehen, etliche Ursachen, die einander begünstigen. Häufig zeigt sich das Problem in Form des "Impingement-Syndroms": Der Arm lässt sich nur unter Schmerzen heben und schmerzt im Liegen auf der Seite. Oft ist die sogenannte Rotatorenmanschette gerissen. Verschleiß im Schultereckgelenk und an Sehnen, Alltagsunfälle, Überlastung oder alte Verletzungen spielen dabei zusammen.

Außenrotatoren stärken!

Wer noch über gesunde Schultergelenke verfügt, kann vorbeugend für den Erhalt trainieren. Chefarzt Stangl beschreibt, wie: Im Alltag, beim Sport oder im Büro tendieren die Menschen zu Armbewegungen nach vorne. Das Aufrichten von Armen und Schultergürtel nach hinten und außen werde vergessen. Dieses Training der Außenrotatoren-Muskeln sei als Ausgleich aber elementar für die Beweglichkeit des Gelenks (im Fitnessstudio als "Reverse Butterfly" bekannt). Zweiter Tipp: Immer gut aufwärmen vor dem Sport. Bei Ausholbewegungen kann sonst eine mürbe gewordene Sehne reißen.

Haben sich schon Schmerzen eingestellt, empfiehlt der Unfallchirurg: "Wenn man länger als sechs Monate Beschwerden hat, ist eine fachliche Einschätzung notwendig. Das Alter stellt dabei keine Einschränkung dar." Denn viele Schulterprobleme verkomplizieren sich, nachdem sie chronisch geworden sind und Gewebe verknöchert ist. Rechtzeitige minimalinvasive Eingriffe könnten große Operationen hinauszögern oder sogar vermeiden.

Ebenfalls gut zu wissen: Manche Erkrankungen können ohne Operation wieder ausheilen, etwa die Kalkschulter oder die Schultersteife ("Frozen Shoulder") – das Rezept heißt dann vor allem Geduld.

Die Schultersprechstunde des Krankenhauses Rummelsberg ist erreichbar unter Telefon 09128 / 5042303.

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