Ordnungsamt straft Diskos für dreckige Eiswürfel ab

29.1.2020, 06:19 Uhr
Ordnungsamt straft Diskos für dreckige Eiswürfel ab

© Foto: Roland Fengler

Vier Bußgeldverfahren, zehn gebührenpflichtige Anordnungen, vier Formblattauflagen, zwölf Belehrungen. Das ist die nüchterne Bilanz der Lebensmittelüberwacher, die im vergangenen Jahr Eiswürfelmaschinen vor allem in Diskotheken unter die Lupe genommen hat. Für Josef Gruber vom Ordnungsamt ist das Ergebnis vor allem: ernüchternd.

 

 

Schon in den Jahren zuvor sind den Kontrolleuren die zunehmenden Hygienemängel aufgefallen, wenn es darum geht, Eiswürfel herzustellen. Oder zu lagern. Denn das müssen viele Diskotheken-Betreiber tun. "Die meisten Clubs haben ja nur zwei- bis dreimal in der Woche geöffnet, brauchen aber an diesen Abenden eine so große Menge Eiswürfel für Cocktails und Longdrinks, dass sie die am Abend selber nicht produzieren können", weiß Gruber. Die Folge: Die Eismaschine läuft die ganze Woche durch, "ab und zu wird sie dann von einem Mitarbeiter geleert".


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Gegen die Aufbewahrung von Eiswürfeln spricht grundsätzlich nichts, erklärt Gruber, zumal ein Teil ja nur zum Kühlen von Dosen oder Flaschen genutzt wird. Viele aber landen in Getränken, werden also verzehrt. Und müssen deshalb korrekt gelagert werden. "Dafür gibt es spezielle Boxen oder Säcke, bei denen das Schmelzwasser sauber abläuft", weiß Josef Gruber. Nicht geeignet sind dagegen klassische Mülltüten, solche aber haben die Lebensmittelüberwacher öfter vorgefunden - und den Müllsack direkt entsorgen lassen.

Gar nicht cool ist oft auch die Sauberkeit der Eismaschinen, die Kontrolleure "schleimig und schmutzig" vorfinden. Wer hofft, dass zwischen dem gefroreren Wasserwürfeln keine Keime entstehen, liegt falsch. Achtet man bei der Herstellung von Eiswürfeln nicht auf Hygiene, können Koli-Bakterien entstehen und in den Getränken landen.

Als Schmutzherde haben Josef Gruber und seine Mitarbeiter vor allem die Schaufeln ausgemacht, mit der das Eis aus dem Kühlgerät entnommen wird. "Wird die auf der Maschine oder irgendwo anders entlang der Theke abgelegt und danach unsauber wieder benutzt, geraten Keime in die Eiswürfelmaschine. Das gilt auch, wenn die Würfel mit der Hand herausgenommen werden", weiß der Leiter der Lebensmittelüberwachung.

Vergangenes Jahr hat die genau hingesehen und musste regelmäßig Diskobetreiber ermahnen. "Nach der ersten Belehrung sind die selbstverständlich angehalten, sich um das Problem zu kümmern", erklärt Josef Gruber. Das gilt erst recht bei einer schriftlichen Auflage, "da sind die Kollegen eine bis vier Wochen später wieder vor Ort, das wissen die Betreiber auch".

Dennoch musste die Lebensmittelüberwachung noch härter durchgreifen — und die Gastronomen tief in die Tasche greifen. Eine gebührenpflichtige Anordnung kostet 150 Euro, ein Bußgeldverfahren bis zu 2000 Euro.

Dazu kommen die Kosten für die Reinigung der Eiswürfelmaschinen. Die können oft nur von Fachfirmen gesäubert werden — ein Grund mehr, sie von vornherein sauber zu halten.

Und zwar mit einem sauberen Lappen. Immer wieder fallen den Lebensmittelüberwachern in vielen gastronomischen Betrieben "unheimlich schmutzige" Putztücher auf, mit denen Theken oder Arbeitsflächen gewischt werden. "Da wachsen die Bakterien", sagt Gruber. Er hat für 2020 deswegen einen Schwerpunkt auf Reinigungsmittel gelegt.

"Da liegen die Kartoffeln neben dem Spülmittel"

"Putzlappen sollten eigentlich täglich gewechselt werden", sagt er. Verwendete Tücher müssen sauber ausgewaschen und getrocknet werden. "Sie dürfen nicht zusammengeknüllt in der Ecke liegen, das geht nicht." Doch falle das immer wieder auf, genauso wie Bürsten, "in denen noch der Schmutz hängt".

Laut Gruber werden Putzmittel auch immer häufiger neben Lebensmitteln geparkt, "da liegen die Kartoffeln neben dem Spülmittel". Dabei ist es vorgeschrieben, dass Reinigungs- und Lebensmittel komplett getrennt aufzubewahren sind. Wirte müssen oft mit wenig Platz auskommen, weiß der Lebensmittelüberwacher. Außerdem sei es "praktisch, wenn der Glasreiniger griffbereit ist".

Lebensmittelüberwachung hat für 2020 anderes Ziel

Für 2020 hat sich die Lebensmittelüberwachung aber — neben ihren Routinekontrollen — noch ein anderes Ziel gesetzt: Sie will Internethändler genauer "auf die Finger schauen", sagt Josef Gruber. Fast alle Lebensmittel können inzwischen online eingekauft werden, auch bei etlichen lokalen Metzgern und Bäckern. "Doch auf dem Weg zu ihnen nach Hause darf die hausgemachte Nürnberger Stadtwurst die Kühlkette nie verlassen", erklärt der Experte. Bis zum Kunden muss die Wurst bei sieben Grad celsius aufbewahrt werden, "beispielsweise mit Kühlpads".

Wichtig sei außerdem, dass alle Zusatzstoffe und Allergene sowohl auf der Internetseite als auch auf dem Produkt angegeben sind. "Wie auf der Speisekarte." Die Kontrolle der Internethändler, gibt Josef Gruber zu, sei nicht leicht, "manche machen das im kleineren Rahmen von zuhause aus". Die Recherche aber läuft bereits.

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