Dramatische Szenen in Kabul

Ortskräfte in Lebensgefahr: Nürnberg will Afghanen aufnehmen - "Dankbarkeit für Einsatz"

17.8.2021, 14:51 Uhr
Mit Maschinen wie dieser sollen Hunderte Menschen aus Afghanistan nach Deutschland ausgeflogen werden. 

© Moritz Frankenberg, dpa Mit Maschinen wie dieser sollen Hunderte Menschen aus Afghanistan nach Deutschland ausgeflogen werden. 

Die sogenannten Ortskräfte brachten sich in Lebensgefahr, dessen waren sich die meisten wohl bewusst. Hunderte unterstützten die Bundeswehr in Afghanistan, vermittelten Kontakte, halfen bei der Übersetzung. Gerade jetzt, während die Taliban weite Teile des Landes unter Kontrolle bringt, bangen viele. Die Ortskräfte harrten in "Safe Houses" aus, einige stürmten den Flughafen von Kabul, klammerten sich an Jets fest. Es sind Szenen der Verzweiflung.

Noch immer läuft der Einsatz der Bundeswehr. Mit Transportflugzeugen sollen die Afghanen, aber auch deutsche Staatsbürger aus dem Land gebracht werden. Doch das Chaos am Airport von Kabul erschwert die Rettung. Und ohnehin ist unklar, was mit den Ortskräften in Deutschland passieren soll.

Angebot an Bundes- und Landesregierung

Jetzt bietet die Stadt Nürnberg Hilfe an. "Angesichts der dramatischen Entwicklungen", heißt es in einer Pressemittelung, sei man bereit, auch kurzfristig Ortskräfte aus dem Krisenstaat aufzunehmen. "Derzeit bemüht sich die Bundesregierung, möglichst viele (...), die die Bundeswehr und deutsche Behörden und Institutionen in Afghanistan unterstützt haben, von Kabul aus nach Deutschland auszufliegen", sagt Oberbürgermeister Marcus König. "Wir werden der Bundes- und der Landesregierung anbieten, Ortskräfte und ihre Familien bei uns in Nürnberg aufzunehmen."

Das sei selbstverständlich als "Stadt des Friedens und der Menschenrechte", sagt König. Es gehe um eine Notsituation. Die Menschen, so der CSU-Politiker, halfen über viele Jahre der Bundeswehr und damit Deutschland. Die Aufnahme sei ein Zeichen "unserer Dankbarkeit für ihren Einsatz für unser Land", sagt König.

Am Dienstag flog die Bundeswehr erste Menschen aus Afghanistan aus. Eine Maschine der Luftwaffe setzte in der Nacht Fallschirmjäger ab - und nahm sieben Kräfte mit zurück. Es handelt sich um fünf Deutsche, eine Person aus einem anderen europäischen Land und eine afghanische Ortskraft. Zuvor kreiste der Transportflieger vom Typ A400M rund fünf Stunden über der Hauptstadt Kabul. Das Rollfeld blieb wegen chaotischer Zustände gesperrt. Bundespräsident Steinmeier sprach von "Bildern der Verzweiflung", derweil läuft die Debatte um die Verteilung der Menschen in Deutschland.

Nürnberg ist nicht die einzige Stadt in Franken, die bereit ist, Ortskräfte aufzunehmen. Auch Erlangen kündigte Hilfe an. "Als Mitglied im Bündnis der Städte Sicherer Häfen stehen wir zu unserer Verantwortung und sehen es als unsere humanitäre Verpflichtung, den Ortskräften, die für die Bundeswehr und die Hilfsorganisationen gearbeitet haben und nach dem Abzug der Bundeswehr nun in akuter Gefahr leben, zu helfen", sagte Oberbürgermeister Florian Janik. "Wir können kurzfristig zehn Familien bei uns aufnehmen und haben dies umgehend der Landes- und Bundesregierung signalisiert."