Pegnitz abgesenkt: So lief die Bergung der Bundeswehr-Granaten

24.6.2020, 20:04 Uhr
Am Mittwoch ließ die Stadt das Wasser der Pegnitz in der Altstadt ab. Ein Kampfmittelräumdienst sondierte den Boden.

Am Mittwoch ließ die Stadt das Wasser der Pegnitz in der Altstadt ab. Ein Kampfmittelräumdienst sondierte den Boden.

Eine braune, schlickige Fläche ist noch übrig – und zwei Männer, deren Stiefel mit jedem Schritt einige Zentimeter tief im Matsch versinken. Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) hat das Pegnitzwasser gestaut, so dass der Strom zwischen Insel Schütt und Maxbrücke vollständig absinkt. Die Männer im Flussbett suchen den Boden ab, einer schwingt eine Metallsonde dicht über den Grund hin und her. Ab und an quietscht das Gerät, wenn der Detektor wieder einmal über eine Getränkedose, Münzen oder Nägel schwebt.

Doch bei diesen harmlosen Dingen blieb es nicht. Die Männer des Kampfmittelräumdienstes Tauber pulten auch vier alte Handgranaten aus dem Schlamm. Um die geht es bei der Suchaktion. "Sie sind nicht mehr gefährlich, die Zünder fehlen", erklärt Manuel Philipp vom Wasserwirtschaftsamt Nürnberg. Deswegen sei eine Evakuierung nicht nötig gewesen. Seine Behörde ist für die Pegnitz zuständig, sie veranlasste die Aktion. Das Wasser ließ aber Sör stauen, da der städtische Betrieb für die Wehre verantwortlich ist.

Passant entdeckte verdächtige Teile

Doch woher wusste das Amt, dass im Flussbett kriegerische Relikte liegen? Auf Anfrage erklärt das Sör-Sprecherin Nadine Francke: "In der vergangenen Woche ließen wir schon einmal das Wasser an dieser Stelle der Pegnitz ab. Hintergrund ist die jährliche Routinekontrolle der Wehre."

Das Flussbett lag frei, so wie am gestrigen Mittwoch. Die Pegnitz ohne Wasser – das zieht die Blicke an. Einem Passanten seien dabei diese eiförmigen Klumpen aufgefallen, die er als Handgranaten identifizierte. Das meldete er der Polizei und die informierte das Wasserwirtschaftsamt. So kam der Stein ins Rollen.

Kampfmittelräumer Diethard Posorski, der mit seinen Stiefeln im Schlamm steht, vermutet zunächst, dass die Granaten Relikte der Wehrmacht sind. Doch dann reinigt er die Stücke und erkennt an der Bezeichnung, dass sie aus Beständen der Bundeswehr stammen. Damit rückt ein Verdacht, wie die Granaten in die Pegnitz kamen, näher in den Mittelpunkt.

Laut Wasserwirtschaftsamt handelt es sich möglicherweise um eine "nicht sachgerechte Entsorgung". Dass das Kriegsmaterial von weiter her angeschwemmt wurde, schließt Manuel Philipp aus. "Das ist wegen der Wehre, die Hindernisse darstellen, einfach nicht möglich." Es sei, wie auch beim Fund der Fliegerbombe im Wöhrder See, nicht klar, wie die Granaten in der Pegnitz gelandet sind.

Pegnitz abgesenkt: So lief die Bergung der Bundeswehr-Granaten

Wie berichtet, stießen Bauarbeiter Ende Juli 2019 auf einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie baggerten Schlamm aus dem Gewässer nahe der Gustav-Heinemann-Brücke, weil dort ein Rückzugsgebiet für Pflanzen und Tiere entstand. Die britische Weltkriegsbombe war noch voll funktionsfähig, der Zünder intakt. Das Gebiet um die Fundstelle musste evakuiert werden. Auch am Wöhrder See war das Wasserwirtschaftsamt federführend zuständig.

Im Bereich der aktuellen Fundstelle können aber keine explosiven Rückstände aus dem Zweiten Weltkrieg mehr liegen, heißt es aus dem Wasserwirtschaftsamt: "Das damalige Hauptamt für Tiefbauwesen hat bis ins Jahr 1962, also weit nach Kriegsende, die Pegnitz innerhalb der Altstadt ausgebaut. Alle Kampfmittel im Fluss mussten im Zuge der Baumaßnahmen geborgen werden."

Zusammenhang zu Straftat möglich

Gute drei Stunden haben die Männer der Firma Tauber sondiert. Gefunden haben sie keine weiteren Kampfmittel. "Dosen, Einkaufswagen und andere Metallteile bleiben liegen. Sie werden bei einer anderen Gelegenheit entsorgt", sagt Manuel Philipp.

Der Fall beschäftigt jetzt auch die Polizei. "Der Fund ist bei uns bekannt, das Fachkommissariat nimmt sich der Sache an", bestätigt Polizeisprecher Marc Siegl auf Anfrage. Die Kripo werde Kontakt zur Kampfmittelräum-Firma aufnehmen. Geklärt werden soll, um was für Granaten es sich tatsächlich handelt. Die Fundstücke könnten nämlich im Zusammenhang mit einer Straftat stehen.


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