Per Inkasso: Italien fordert nicht gezahlte Maut ein

26.6.2019, 05:32 Uhr
Einfach durchfahren, wenn die Schranken im Italien-Urlaub oben sind? Das kann richtig teuer werden.

© PACO SERINELLI, NN Einfach durchfahren, wenn die Schranken im Italien-Urlaub oben sind? Das kann richtig teuer werden.

Bei manchen Briefen weiß man schon vor dem Öffnen: Gleich gibt es Ärger. Und so ergeht es auch Christian Müller (Name geändert) aus Nürnberg, als er das maschinell erstellte Schreiben der EuroTreuhand Inkasso GmbH aus Köln erhält. Er habe im Mai 2016 an der italienischen Mautstation Tarvisio kurz vor der österreichischen Grenze die Mautgebühren von 17 Euro nicht bezahlt – da nun allerlei Gebühren anfallen, möge er doch umgehend 130 Euro überweisen. Mit freundlichen Grüßen heißt es noch, gezeichnet von "Salvatore".

Die erste Reaktion des Nürnbergers: Sind hier Betrüger am Werk? Doch nach einigem Nachdenken erinnert sich Christian Müllers Frau dunkel an eine seltsame Episode an besagter Mautstation vor drei Jahren. Der Automat streikte, das Bezahlen war nicht möglich, doch die Schranke ging trotzdem hoch – und so passierte das Ehepaar auf dem Heimweg vom Italien-Urlaub notgedrungen die Stelle, ohne die Gebühr für die Autobahn zu entrichten.

Keine Betrugsmasche

Es folgt ein Briefwechsel mit dem Inkasso-Unternehmen, der für wenig Freude sorgt. Die Gegenseite bleibt hart und verweist darauf, im Auftrag der italienischen Inkasso-Firma Nivi Credit zu handeln und schickt als Beweisfoto ein Bild vom Auto des Nürnberger Ehepaares beim Passieren der italienischen Mautstelle Tarvisio mit. Zähneknirschend werden also 130 Euro überwiesen.

Dies sei die richtige Entscheidung gewesen, wie Wolfgang Lieberth vom ADAC Nordbayern sagt. Denn die Forderung sei keine Betrugsmasche, vielmehr würden die Autobahnbetreiber das ihnen zustehende Geld – inklusive Bearbeitungskosten – eintreiben. Der Verkehrsexperte kennt sich hier aus: "Zu diesem Thema verzeichnen wir immer wieder Anfragen unserer Mitglieder, vor allem jetzt in der Urlaubssaison." Es ist keine Seltenheit, dass Fahrer die fällige Gebühr an der Mautstation nicht begleichen können – wenn etwa der Automat defekt ist, die Kreditkarte nicht angenommen wird oder die Schranke wegen eines Streiks offen ist. "Manche glauben: Wenn die Schranke aufgeht, dann ist doch alles in Ordnung – dem ist aber nicht so", warnt der Fachmann.

Ignorieren ist keine Lösung

Denn die Nutzer der Autobahn sind zur Zahlung verpflichtet. So können Verkehrsteilnehmer etwa bei der nächsten Mautstelle oder bei einer der "Punto-Blu-Stationen", den Vertriebsstellen der Autobahnbetreiber, den fälligen Betrag entrichten. Doch es gibt auch die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen den Betrag per Überweisung zu zahlen Was tun, wenn man von einer Inkasso-Firma zur Zahlung aufgefordert wird? Ignorieren sei keine Lösung, wie der ADAC-Verkehrsexperte meint. "Man sollte zunächst prüfen, ob die Forderung berechtigt ist." Stellt sich heraus, dass man tatsächlich die Maut nicht gezahlt habe, dann müsse man den geforderten Betrag begleichen.

Lieberth rät, Mautschulden rechtzeitig zu bezahlen. "Das kann sonst sehr teuer werden." Denn die Mahn- und Bearbeitungsgebühren sind ziemlich hoch. Und auch kleine Summen lassen sich die Autobahnbetreiber nicht entgehen. So berichtet Wolfgang Lieberth von ADAC-Mitgliedern, die happige Nachzahlungen leisten mussten – wegen nicht gezahlter Gebühren von lediglich acht, neun Euro.

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