Planung für Radschnellwege in Nürnberg kommt in Fahrt

5.10.2016, 07:59 Uhr
Planung für Radschnellwege in Nürnberg kommt in Fahrt

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Das Ruhrgebiet macht es bereits vor: Seit November 2015 verbindet ein sechs Kilometer langer Schnell­weg die Städte Mülheim an der Ruhr und Essen. Täglich nutzen gut 2000 Radler die Strecke auf einer ehemali­gen Bahntrasse - Fußgänger sind hier tabu, auch Kreuzungen gibt es kaum. Und das ist nur der Anfang. In ein paar Jahren soll eine insgesamt rund 100 Kilometer lange Trasse quer durch die dicht besiedelte Region füh­ren und die verstopften Straßen wenigstens ein Stück weit entlasten.

Auch Nürnberg setzt auf die schnel­len Verbindungen im Radverkehr. Gemeinsam mit vier weiteren Städten und vier Landkreisen plant die Kom­mune breite Strecken für die Radler. So sollen zum Beispiel die Pendler aus Fürth, Erlangen, Herzogenaurach und Schwabach auf direktem Weg nach Nürnberg kommen. Die groben Korri­dore sind zwar schon abgesteckt, doch die detaillierte Planung steht noch aus.

Route nach Erlangen wurde gestrichen

Unter anderem wird derzeit im Rahmen einer Machbarkeitsstudie geprüft, welche Trassen sich über­haupt rentieren würden. Klar ist allerdings schon jetzt, dass von ursprünglich sieben geplanten Verbindungen nur noch sechs übrig bleiben werden. Die Route am Europa­kanal entlang von Erlangen nach Nürnberg wurde laut Baureferent Daniel Ulrich bereits gestrichen, weil sie fernab der Stadtzentren verläuft. "Bei näherem Hinsehen hat sich her­ausgestellt, dass die Strecke vom Nir­gendwo ins Nirgendwo führt."

Die meisten Pendler wollen jedoch von einer Innenstadt in die andere fahren. Zahlreiche Unklarheiten Mitte Oktober soll laut Ulrich das detaillierte Konzept des Planungsbü­ros auf dem Tisch liegen. Noch in die­sem Jahr will er die Pläne im Verkehrs­ausschuss präsentieren. Das ist ganz im Sinne der CSU, die bereits einen ausführlichen Bericht der Verwaltung angemahnt hat.

Es gebe zahlreiche Probleme zu klären, so die Stadträte Andreas Krieglstein und Marcus König. "Unterführungen, Engstellen, Querungen oder Brücken - an vielen Stellen in der Landkarte zeigen sich Hürden für die Radtrassen", sagt König. "Hier brauchen wir schnell Klarheit, was man baulich lösen kann und wo eine Strecke keinen Sinn macht." Das absehbare Konfliktpoten­zial zwischen Fußgängern, Radlern und Autofahrern müsse so schnell wie möglich auf den Tisch. Auch Ulrich will Konflikte zwi­schen verschiedenen Verkehrsteilneh­mern möglichst gut ausräumen.

ADFC schlägt soge­nannte geschützte Radstreifen vor

Doch er weiß auch, wie schwierig das wer­den kann. Als Beispiel nennt er die Strecke zwischen Nürnberg und Fürth entlang der Pegnitz. Hier sind bereits jetzt so viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs, dass der Platz knapp wird. Eine Alternativroute im dicht bebauten Gebiet zu finden, sei schwierig, betont der Baureferent. Das gilt auch für andere Strecken. Optimal wäre eine vier Meter breite, zweispurige Radtrasse ohne Kreuzun­gen, die für Fußgänger tabu ist. "Doch das wird räumlich nur auf wenigen Abschnitten möglich sein", so Ulrich. Jens Ott vom Allgemeinen Deut­schen Fahrradclub (ADFC) sieht den Elan der Stadt beim Ausbau der Rad­schnellwege positiv. Durch die zuneh­mende Verbreitung von E-Bikes falle es noch mehr Menschen leicht, länge­re Strecken zurückzulegen. Eines steht für den Vorsitzenden des Fahr­radclubs jedoch fest:

Die besten Rad­schnellwege ins Zentrum nützen nichts, wenn das Routennetz inner­halb der Stadt schlecht ausgebaut ist. So verlaufe im Moment vom Haupt­bahnhof aus ein sternförmiges Netz in die verschiedenen Stadtteile. Doch Ott vermisst die Verbindungen zwi­schen den Routen, etwa in Form eines Rings. Lücken im bestehenden Netz Zudem ist die Qualität der Strecken aus Sicht des Vereins noch ausbaufä­hig. Erst vor kurzem hat sich der Club im Nürnberger Süden umgesehen und einige Schwachpunkte entdeckt.

Müs­sen sich Radler und Fußgänger einen Weg teilen, sei dieser oft zu schmal. Vor roten Ampeln fehlten oft Aufstell­flächen für mehrere Radler, kritisiert Ott. Und auf die nur mit einer weißen Linie abgetrennten Radstreifen an den Hauptverkehrsstraßen trauten sich viele Menschen nicht. Der ADFC schlägt deshalb soge­nannte geschützte Radstreifen vor. Dabei trennt eine spürbare Schwelle aus Beton oder Plastik die beiden Spu­ren. Unabhängig davon hofft Ott, dass die Radschnellwege zügig realisiert werden. "Nürnberg leidet sehr unter dem Pendlerverkehr." Nun liegt es an der Stadt, die Pläne umzusetzen

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