Plastikfrei: Fürther Naturkostkette setzt auf Wurstdose

7.2.2017, 05:47 Uhr
Plastikfrei: Fürther Naturkostkette setzt auf Wurstdose

© Fotos: Michael Matejka

Nicht mehr lange, dann soll Nürnberg seinen ersten Unverpackt-Laden in Gostenhof bekommen. Und in den meisten Bekleidungsgeschäften gibt es Plastiktüten schon seit einiger Zeit nur noch gegen eine kleine Gebühr. Gesellschaft und Politik scheinen langsam umzudenken, was das Umweltbewusstsein angeht.

Diese Erfahrung hat auch die Naturkostkette Ebl gemacht. Seit Januar können die Kunden in allen 26 Filialen in Nürnberg und der Region Wurst oder Käse in ihre mitgebrachten Behälter packen lassen. "Es geht uns dabei natürlich darum, Verpackungen zu vermeiden", sagt Christine Fröhlen, bei Ebl für Marketing und Kommunikation zuständig. "Und die Kunden haben auch danach gefragt."

Der mitgebrachte Behälter – aus Glas, Metall oder einfach eine Tupperbox – wird auf der Theke abgestellt, die Ebl-Mitarbeiter wiegen die gewünschten Produkte ab und legen sie hinein. Der Kunde verschließt die Dose anschließend selbst, die Mitarbeiter kleben das Etikett drauf und an der Kasse wird ganz normal bezahlt. "Da die Box nicht über die Theke gereicht, sondern darauf abgestellt wird, kommen die Mitarbeiter im Hygienebereich damit nicht in Kontakt", erklärt Fröhlen. Verunreinigungen könne es so praktisch nicht geben.

"Aus ökologischer Sicht wünschenswert"

Beraten lassen hat sich Ebl dabei vom Ordnungsamt der Stadt Fürth, da die Firma dort ihren Stammsitz hat. „Aus ökologischer Sicht ist es natürlich wünschenswert, die Ware in mitgebrachte Gefäße füllen zu lassen“, sagt Georg Meiringer von der Abteilung Veterinärwesen. Außerdem könne so Verpackungsmüll vermieden werde, was nicht nur ein Signal an die Kunden sei, sich umweltfreundlich zu verhalten, sondern auch zur Philosophie der Stadtverwaltung passe.

Allerdings reiche ein Blick in den Behälter nicht aus, um zu erkennen, ob er vielleicht mit Keimen verunreinigt sei, sagt Meiringer. Und da jeder Lebensmittelunternehmer verpflichtet ist, nur sichere Lebensmittel in den Verkehr zu bringen, habe man Ebl geraten, die mitgebrachten Gefäße nur auf der Theke abstellen zu lassen und direkt von der Waage aus zu befüllen. "Auf das Einmalpapier zwischen Ware und Waage darf aus Verbraucherschutzgründen aber nicht verzichtet werden", betont der Veterinärdirektor.

Beschwerden über den neuen Service hat es in Fürth bisher keine gegeben. In Nürnberg, wo Ebl mehr Filialen betreibt, haben einige Bürger beim städtischen Ordnungsamt nachgefragt, ob das überhaupt erlaubt sei, sagt Lebensmittelüberwacher Hans Ortenreiter.

"Immer wieder Kunden aufgeregt"

Wenn früher ein Kunde mit einer Dose kam, haben ihn die Ebl-Mitarbeiter übrigens auch bedient, sagt Christine Fröhlen. "Da haben sich aber immer wieder Kunden darüber aufgeregt." Seit das Schild auf der Theke über das Angebot und seine hygienische Unbedenklichkeit informiere, gebe es aber keine Beschwerden mehr. Die Kunden, die das neue Angebot nutzen, seien aber noch in der Minderzahl. "Manche, die es gern nutzen würden, vergessen auch einfach, eine Box mitzubringen. Das muss erst noch in den Alltag übergehen", sagt Fröhlen.

Auch im Nürnberger Hauptbahnhof geht es seit einigen Wochen umweltfreundlicher zu: Bei der Imbiss-Kette Yormas und dem Fastfood-Restaurant McDonalds können sich die Kunden den Kaffee nun in ihre mitgebrachten Tassen füllen lassen. Beide Firmen werben sogar mit 10 Cent Rabatt für dieses Angebot.

Im McCafé stellt der Kunde seinen Becher auf die Theke und die Mitarbeiter füllen das gewünschte Getränk aus einem Stahlkännchen hinein, in dem sie es zuvor zubereitet haben, erklärt eine McDonalds-Sprecherin. "Als verantwortungsvolles Unternehmen ist uns die Problematik, die der ansteigende Verbrauch von Einwegbechern mit sich bringt, bewusst." Deshalb habe man sich im Austausch mit Politik und Kommunalvertretern für diese Lösung entschieden.

Bei der Imbiss-Kette Yormas habe neben dem Gedanken an die Umwelt auch der Kundenwunsch eine Rolle gespielt, sagt Youness Elmeliani, als Regionalleiter zuständig für die Filialen in Nürnberg und Erlangen. Seit Anfang Februar gebe es das Angebot mit dem eigenen Becher offiziell. Bevor die Tasse befüllt werde, spülten Mitarbeiter sie mit heißem Wasser innen und außen aus, erklärt Elmeliani. Hygienisch bedenklich sei das nicht, wenn die Tasse hinter die Theke komme: "Wenn man das so bedenkt, wird man nicht fertig, denn auch die Münzen, die man nimmt, können verunreinigt sein." Die Rückmeldungen der Kunden sei durchweg positiv.

Eine Genehmigung brauchen die Firmen für derlei Angebote übrigens nicht. Diese Möglichkeit anzubieten sei allein die Entscheidung der Geschäftsinhaber, "die haben ja das Hausrecht und sind auch selbst dafür verantwortlich für das, was passieren könnte", sagt Lebensmittelüberwacher Hans Ortenreiter.

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