Podcast Horch amol: "Es ist nicht fair, was da passiert"

12.2.2021, 09:33 Uhr

Trotz seines jungen Alters hat Haram Dar eine sehr klare Vorstellung von dem, was derzeit an den bayerischen Schulen schief läuft. Im Podcast mit NN-Chefredakteur Michael Husarek und Online-Chef Matthias Oberth verweist er auf die verheerenden Folgen des Distanzunterrichts und fordert eindringlich, den Kommunen und Schulen mehr Eigenverantwortung bei ihren Entscheidungen zu überlassen.

Er selbst bereitet sich gerade auf seinen Abschluss an der Eichendorff-Mittelschule in Erlangen vor und sagt, dass der Präsenzunterricht in dieser Situation durch nichts zu ersetzen sei. "Es ist die einzige Schulform, die die Bildungsungerechtigkeit auffangen kann, weil es dabei nicht allein davon abhängt, aus welchem Elternhaus du kommst und welche digitalen Strukturen du zuhause hast", erläutert Haram Dar seine Position.


Beifall für Erlanger Schüler nach TV-Auftritt


Gleichzeitig macht er deutlich, dass der Präsenzunterricht den Schulen nicht einfach flächendeckend übergestülpt werden soll. Die Entscheidung darüber solle jeweils vor Ort von der Schulleitung in Absprache mit der Kommune und den Gesundheitsämtern sowie den Eltern und Schülern getroffen werden. Und es könne auch von Klassenstufe zu Klassenstufe unterschiedlich gehandhabt werden. "Wenn eine 7.Klasse im Wechsel- oder Distanzunterricht ist, dann hat das eine andere Auswirkungen, als bei den Abschlussklassen", so seine Feststellung.

Neben der mangelnden technischen Ausstattung der Schulen, beklagt Haram Dar, der bis Ende Januar unter anderem auch im Landesschülerrat aktiv war, nicht zuletzt die psychischen Folgen des Distanzunterrichts. Der Notendruck sei unverändert hoch, obwohl die Schülerinnen und Schüler seit fast einem Jahr im Ausnahmemodus unterrichtet werden.

Er verweist dabei auf die "Lernsituation" in Familien, bei denen die Eltern der Kinder aus bildungsfernen Schichten kommen und die sich mehrere Kinder ein Tablet oder einen Rechner teilen. Es fehlt die Schule als "geschützter Raum", sagt Haram Dar. Der persönliche Austausch mit den Freunden fehlt weg, die direkte Begegnung mit den Lehrerinnen und Lehrern, die auf Auffälligkeiten achten können, ist nicht mehr gegeben.

Dazu kommt, dass ein Schultypus wie die Mittelschule in der öffentlichen Wahrnehmung regelmäßig durchs Raster falle, weil die Aufmerksamkeit weiterhin den Gymnasien gelte.

Der Kultusminister Michael Piazolo verschließe vor all´ dem seine Augen. "Wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation und da erfordert es auch außergewöhnliche und mutige Entscheidungen des Kultusministeriums", so Haram Dar. Dazu zählt für ihn ein Entgegenkommen bei den Abschlussprüfungen, damit diese auch in diesem Jahr fair ablaufen. "Für Schüler, die nicht die Chance hatten, alles digital mitzulernen, ist das eine absolute Katastrophe", sagt er und fordert die Verantwortlichen in den Ministerien auf, die Pädagogik in den Vordergrund zu rücken und nicht "Noten, Noten, Noten". Doch hören Sie selbst...

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