Polizisten bei Ice-Tigers-Spiel angegriffen: Rocker muss in Haft

22.10.2019, 20:26 Uhr

Stiernackige Typen, kräftig gebaut, tätowierte Haut, schwarzes Leder – ihre T-Shirts zeigen das Emblem des "Gremium MC Straubing". Am 3. Februar 2019 reisten einige Rocker im Fan-Bus der Straubing Tigers zum Eishockey-Spiel gegen die Ice Tigers aus Nürnberg. Ist allein ihr Auftritt in der Arena eine Provokation? Gut acht Monate später sitzen drei Männer (25, 25 und 36 Jahre) des "Gremium MC Straubing" vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth und beklagen in der Beweisaufnahme, dass sie von der Polizei gleich in eine Schublade gesteckt wurden. Tatsächlich führte allein ihr Anblick bei den Sicherheitskräften in der Arena zur Sorge, was als Nächstes kommt. "Unbedingt kontrollieren", hieß es über Funk.

Vorurteile, sagen die Rocker und ihre Anwälte deuten an, dass es auch diese Vorbehalte waren, die nach dem Spiel zu der Schlägerei führten – die Beamten seien zu unerfahren gewesen, um im Streit mit den Rockern deeskalierend zu wirken. Vorwürfe, die der Vorsitzende Richter Claas Werner in der Urteilsbegründung der 2. Strafkammer zurückweist. Die Polizisten seien seit Jahren im Dienst, und die Angeklagten seien es doch selbst, die mit ihrem Auftritt in der Kutte ein Zeichen setzen wollen – und die Schlägerei habe allein der Hauptangeklagte angezettelt.

Auf Polizisten eingeschlagen und getreten

Rückblick: Während das Spiel lief, geriet einer der Rocker – er muss sich gesondert verantworten – in das Visier der Polizei. Er randalierte im Gästeblock und riss ein Schild aus der Verankerung. Als das Spiel mit einem Sieg der Ice Tigers endete, forderten Einsatzkräfte seine Personalien. Er weigerte sich, seinen Namen zu nennen, der Hauptangeklagte (25) griff ein und gab den Wüterich. Er nannte die Polizisten "Pisser" und drohte, ihnen "aufs Maul" zu hauen. Die folgende Gewaltorgie – die 2. Strafkammer hat den Mann zu zwei Jahren und neun Monaten Gesamtfreiheitsstrafe verurteilt – geht vor allem auf sein Konto: Er spuckte einen Beamten an, einen Polizisten nahm er in den Schwitzkasten und drosch mit Fäusten auf ihn ein.

Einem weiteren Beamten versetzte er Schläge und Tritte und gab Beleidigungen aus der untersten Schublade der Fäkalsprache von sich. Über seine Anwälte Nicolas Frühsorger und Jan Böckemühl ließ er erklären, er habe Alkohol getrunken und im Stadion während des Spiels auf der Toilette Koks geschnupft. Aus Sicht der Verteidigung sollte die Strafe des 25-Jährigen daher gemildert werden, die Richter folgten dieser Argumentation nicht. Der Angeklagte hatte zur Tatzeit etwa ein Promille intus, und dass er unter Alkohol- und Drogeneinfluss aggressiv werde, habe er vorher gewusst.

Bruder des Haupttäters ebenso verurteilt

Die drei Angeklagten räumten die Vorwürfe ein, gestritten wurde nur über eine einzelne, jedoch besonders brutale Attacke: Dem Haupttäter lag auch zur Last, dass er einem Polizisten gezielt einen Finger in ein Auge stieß – nachzuweisen war dies nicht. Heute ist die Sehkraft des Polizisten wieder vollkommen vorhanden. Die Beteiligung der zwei Mitangeklagten an der Schlägerei war gering, sie bleiben auf freiem Fuß: Der Bruder (36) des Haupttäters hatte einen Polizisten getreten, er wurde zu zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, als Bewährungsauflage muss er 1500 Euro begleichen.

Der dritte Mann (25) muss 3600 Euro Geldstrafe, 60 Tagessätze zu je 60 Euro, zahlen. Ob die Rocker des "Gremium MC Straubing" nur gerne Motorrad fahren oder mit den "Hells Angels" vergleichbar seien, wisse die Strafkammer nicht, heißt es in der Urteilsbegründung. Doch wenn die Rocker mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen hätten, verwundere es die Richter schon, dass der Haupttäter betonte – um eine positive Sozialprognose zu bekommen –, dass er aus dem Motorradclub ausgetreten sei.