Postfiliale Welserstraße: Zu großer Andrang, zu wenige Kapazitäten

13.4.2021, 17:38 Uhr
Bitte etwas Zeit mitbringen: Nach der Schließung zweier Postfilialen in der Umgebung im Jahr 2019 bilden sich in der Welserstraße 17 regelmäßig Warteschlangen.  

© Stefan Hippel, NN Bitte etwas Zeit mitbringen: Nach der Schließung zweier Postfilialen in der Umgebung im Jahr 2019 bilden sich in der Welserstraße 17 regelmäßig Warteschlangen.  

Dabei trifft die Betreiberin keine Schuld. „Die Schließungen von zwei Partnerfilialen in diesem Bereich haben das ganze Dilemma ausgelöst“, weiß Post-Sprecher Erwin Nier. Und das ist schon einige Zeit her: Im Sommer 2019 hatte erst die Postfiliale in der Weinhandlung in der Äußeren Sulzbacher Straße 148 geschlossen, Ende August folgte dann das Aus für den Standort in der Äußeren Bayreuther Straße 105.

Für mehrere Stadtteile zuständig

Die Filiale in der Welserstraße 17 liegt quasi mittendrin. Das Problem: Sie ist seitdem für mehrere Stadtteile zuständig – und zwar Erlenstegen, St. Jobst und Mögeldorf. Es handelt sich hier um eine „sehr stark frequentierte Filiale“, bestätigt Nier. In den Stoßzeiten sei die Situation schwierig.

Unter ww.postfinder.de findet man sämtliche Nürnberger Briefkästen – inklusive Leerungszeiten.

Unter ww.postfinder.de findet man sämtliche Nürnberger Briefkästen – inklusive Leerungszeiten. © Sebastian Kahnert, dpa

Hinzu kommt, dass an manchen Tagen die Kapazitätsgrenze der Postfiliale Welserstraße erreicht ist, und der Paketzusteller die nächstgelegene Ausweichstation ansteuert.

Das musste auch eine 54-Jährige aus St. Jobst erfahren. Bereits zum dritten Mal in Folge fand sie in ihrem Briefkasten einen Benachrichtigungsschein mit dem Hinweis, das Paket sei in Ziegelstein abzuholen. „Kein Problem, wenn man ein Auto hat“, sagt sie, „aber mit den Öffentlichen ist es schon sehr umständlich.“

Der Corona-Effekt

Sie ist nicht die einzige. Beim Bürgerverein Jobst-Erlenstegen häufen sich die Klagen. „Wir haben uns seit der Schließung der beiden Postfilialen immer wieder um einen Ersatzstandort bemüht“, berichtet Vereinsvorsitzender Jörg Brunner. Dazu wurden Gespräche mit der Post, der Bundesnetzagentur sowie potenziellen Geschäften und Einzelhändlern geführt. Leider bisher ohne Erfolg. Brunner betont: „Gerade die aktuelle Pandemie zeigt, wie wichtig dezentrale Standorte von Geschäften und auch Postfilialen sind.“

Seit Mitte 2019 ist nunmehr die Post auf Partnersuche, die sich schwieriger gestaltet als gedacht. „Wir wären auch froh, wenn wir Abhilfe in diesem Gebiet schaffen könnten“, so der Post-Sprecher. Doch dazu braucht es in diesem Bereich einen Einzelhändler, „der bereit ist, das mit uns zu tragen“.


Aus für Filiale in der Nürnberger Innenstadt


Rechtlich gesehen erreicht die Deutsche Post in diesem Gebiet ihre Abdeckungsquote. Sie ist also nicht in Zugzwang. „Wir müssen nicht, aber wir wollen“, sagt Nier, „weil die Filiale es verträgt.“ Zudem habe seit Corona die Zahl der Pakete bundesweit um 15 Prozent zugenommen, „die Menschen bestellen deutlich mehr online“.

Blick ins Internet

Er verweist auf Alternativen zur Postfiliale Welserstraße, die man online hier abrufen kann. Unterteilt nach Briefkästen, Postfilialen, Paketshops und Packstationen – Leerungs- beziehungsweise Öffnungszeiten inklusive.

Dort wird man in St. Jobst bei Paketshops fündig, etwa bei der Supol-Tankstelle in der Äußeren Sulzbacher Straße 63. Abholen geht nicht, aber immerhin kann man hier seine Sendungen aufgeben und auch pauschal ohne Abwiegen frankieren. „Da zahle ich lieber etwas mehr, als ewig in der Welserstraße anzustehen“, sagt eine Kunde. Er ist nicht der einzige. Die Pakete stapeln sich auf dem großen Wagen in der hinteren Ecke der Tankstelle, der man den Postservice von außen nicht ansieht. Ein entsprechender Hinweis fehlt.

Immer mehr Packstationen

Ein Blick auf die Zahlen: Aktuell gibt es im Stadtgebiet 62 Partnerfilialen – darunter acht Postbankfinanzcenter. Dazu kommen 78 Paketshops und vier sogenannte Verkaufspunkte, wo Kunden lediglich Brief- und Paketmarken bekommen. Stark zugenommen hat das Angebot der Packstationen, von ihnen gibt es mittlerweile 55. Die erste wurde in Nürnberg im Jahr 2005 aufgestellt. Nier kündigt an, dass sich ihre Zahl bis 2023 fast verdoppeln soll.

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