Prostituiertenmörder nach versuchter Geiselnahme vor Gericht

7.5.2019, 12:43 Uhr
Felix R. versuchte die Gefängnispsychologin als Geisel zu nehmen.

© Roland Fengler, NNZ Felix R. versuchte die Gefängnispsychologin als Geisel zu nehmen.

Am 24. Mai 2017 fand die Polizei zunächst die Leiche einer 22-jährigen Rumänin in einem von Prostituierten genutzten Appartement an der Regensburger Straße. Die Frau, die unter dem Namen "Yenna" Liebesdienste anbot, wurde mit einem Schnürsenkel erdrosselt und dann samt ihrem Bett in Brand gesteckt. Wenige Tage später, am 5. Juni 2017, entdeckte der Wohnungsbesitzer einer Modellwohnung an der Höfener Straße das zweite Mordopfer: eine 44 Jahre alte Chinesin, die unter dem Pseudonym "Miyoko" ihren Körper feilbot. Auch sie wurde gewürgt und mit einem Handyladekabel gedrosselt. In dieser Wohnung wurde ebenfalls ein Feuer gelegt.

Die Nürnberger Kriminalpolizei ermittelte auf Hochtouren und nahm vier Tage später einen Verdächtigen fest: Felix R. wurde von einem Spezialeinsatzkommando im Nürnberger Rotlichtviertel überwältigt. Er gestand die Tötung der beiden Frauen. Es habe ihn fasziniert, den Frauen beim Sterben zuzusehen, so der damals 22-Jährige. Ein Jahr später, im Juni 2018, wurde Felix R. vom Landgericht Nürnberg-Fürth wegen zweifachen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Nur wenige Wochen nach seiner Verurteilung soll der mittlerweile 23 Jahre alte Doppelmörder gemeinsam mit seinem Zellengenossen geplant haben, eine Gefängnispsychologin der JVA Nürnberg als Geisel zu nehmen.

Der Plan scheiterte: Am 12. Juli 2018, als die Psychologin Felix R. zurück in seine Zelle bringen wollte, kam ein Vollzugsbeamter hinzu und übernahm den Einschluss. Der Mitgefangene informierte die Anstaltsleitung. Die Zelle wurde durchsucht. Unter anderem fanden die Justizvollzugsmitarbeiter einen Forderungskatalog. Darin verlangte der Mann jedoch nicht etwa seine Freilassung, sondern eine Sonderbehandlung: Einen gut gefüllten Kühlschrank, einen Rechner mit Internetzugang und ein Guthaben für das Computerspiel "World of Warcraft." Dieses Spiel war über viele Jahre der Lebensinhalt des verurteilten Straftäters. Oberstaatsanwalt Thomas Weyde wirft dem 23-Jährigen versuchten erpresserischen Menschenraub vor.

Verlegung nach Straubing und Kaisheim

Die 16. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth, die den Fall verhandelt, hat aber schon vorab den rechtlichen Hinweis gegeben, dass auch eine Verurteilung wegen des Versuchs der Beteiligung an einem Verbrechen in Betracht kommt. Zum Prozessauftakt am Dienstag wollte sich Felix R. zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Er beantwortete jedoch Fragen zu seinem Lebenslauf und dem Computerspiel.

Der 23-Jährige wurde nach dem Vorfall zunächst nach Straubing verlegt. Derzeit sitzt er in der JVA Kaisheim ein. Warum er dorthin gebracht wurde, wisse er nicht, so der Angeklagte. Die Psychologin hat, nachdem die Pläne bekannt wurden, ihre Stelle gekündigt. Sie soll an einem der nächsten Prozesstage als Zeugin aussagen. Für den Prozess sind zwei weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte bereits nächste Woche am Donnerstag, 16. Mai, fallen.