Protest gegen ICE-Werk: "Verkehrswende nicht mit der Kettensäge"

14.4.2021, 13:25 Uhr
Protest gegen ICE-Werk:

© Stefan Hippel/NNZ

Grundsätzlich spricht sich der Sozialdemokrat aber für ein ICE-Werk im Großraum Nürnberg aus - als notwendigen Beitrag zur Verkehrswende. Mit Sachlichkeit und Offenheit wolle man das bevorstehende Raumordnungsverfahren abwarten, so Vogel. Er bat um ein faires Miteinander und verwies auf viele "böse Mails", die wegen des ICE-Werk-Streits im Rathaus ankämen.

"Keine Floskeln und Ausreden"

Carola Reichl, Sprecherin des Altenfurter Aktionsteams "Nein zum ICE-Werk", wollte mit dem Protest vor dem Rathaus die großen Sorgen der 15.000 Bewohner im Südosten Nürnbergs deutlich machen: "Wir wollen von den Politikern keine Floskeln und Ausreden, wir verlangen ehrliche Antworten und klare Stellungnahmen."

Es müsse eine ökologische Verkehrswende mit Sinn und Verstand, nicht mit der Kettensäge kommen. Das Aktionsteam sei nicht gegen das ICE-Werk, sondern gegen den Standort: Der geschützte Reichswald müsse erhalten bleiben.

Lebensraum für Waldkäuze und Spechte

Wolfgang Dötsch vom Bund Naturschutz verwies auf den Reichswald als EU-Vogelschutzgebiet, das Waldvögeln wie Spechten, Waldkäuzen, Habichten und Bussarden Lebensraum bietet. Dazu brauche es die alten, großen Bäume.

Die im Falle einer Rodung zugesagten Ersatzpflanzungen kämen mit Sicherheit nicht den Nürnbergern zugute, unterstrich der Biologe. Denn Ersatzpflanzungen würden weit abseits von der Stadt erfolgen. Für Spaziergänger und Jogger gebe es vor Ort keinen Ausgleich für das verlorene Erholungsgebiet.

Dötsch lehnt den massiven Eingriff in den Reichswald bei Altenfurt ebenso ab wie Werner Miegl vom Bürgerverein Südost. Er sieht die dortigen Stadtteile durch den Ausbau des Autobahnkreuzes und die geplante Stromtrasse bei Moorenbrunn bereits sehr stark belastet.

Unzufriedenheit mit Politikern

"Die bisherigen Äußerungen der Politiker zum ICE-Werk stellen uns nicht zufrieden, wir erwarten ein klares Nein zum Standort", betonte Miegl.

Bürgermeister Vogel nahm die Unzufriedenheit der Demonstranten zur Kenntnis. Er setzt jedoch auf das Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken. "Sie haben uns an Ihrer Seite", rief Vogel, "wir sind überzeugt, dass Altenfurt nicht der beste Standort für das ICE-Werk ist." Nur müsse man später das Ergebnis des behördlichen Genehmigungswegs akzeptieren. Dort würden schließlich alle Argumente pro und contra abgewogen.

"Dialog hat schlecht begonnen"

Auf ein "ergebnisoffenes Verfahren" setzt auch SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Brehm. Er räumte ein, dass der Dialog mit der Bahn schlecht begonnen habe, aber der Austausch könne noch gelingen. Brehms Einschätzung: "Nach guter Abwägung wird Altenfurt nicht ganz oben auf der Liste der möglichen Standorte stehen können."

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