Prozess um in Nürnberger Tiefgarage getötete Frau beginnt heute

5.12.2019, 07:55 Uhr
In der Tiefgarage in der Reindelstraße in Nürnberg lauerte der 22-Jährige seinem Opfer auf.

© privat In der Tiefgarage in der Reindelstraße in Nürnberg lauerte der 22-Jährige seinem Opfer auf.

Die Entdeckung, die eine Polizeistreife in der Nacht von Samstag, 24., auf Sonntag, 25. November 2018 in der Nähe von Bamberg machte, war grausam: Im Kofferraum eines Wagens fanden sie die blutüberströmte Leiche einer 57 Jahre alten Frau aus der Nürnberger Marienvorstadt.

Gegen ein Uhr morgens war den Beamten auf der A 73 ein Auto aufgefallen, das Schlangenlinien fuhr. Sie versuchten den Fahrer zu stoppen. Doch der Mann ignorierte die Signale. Er fuhr an der nächsten Ausfahrt von der Autobahn, hielt an und flüchtete zunächst zu Fuß.

Der Mann, ein heute 22-Jähriger, wurde geschnappt. Er muss sich ab Donnerstag wegen Totschlags vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth verantworten. Weil es laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf Mordmerkmale wie Habgier, Heimtücke oder Befriedigung des Geschlechtstriebs gibt, kam es nicht zu einer Mordanklage.

Frau war Zufallsopfer

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft soll sich der Mann in jener Nacht in der Tiefgarage eines Neubaukomplexes an der Reindelstraße versteckt haben. Sein späteres Opfer, eine 57-Jährige, kam mit ihrem Auto zwischen 21 und 23 Uhr von einer Weihnachtsfeier nach Hause.

Nach Einschätzung der Ermittler war sie ein Zufallsopfer. Der 22-Jährige soll zunächst versucht haben sie mit einer Plastiktüte zu ersticken. Dann zog er laut Anklage ein Taschenmesser und stach mehrfach auf sie ein. Am Ende erdrosselte er sie. Später soll er den Autoschlüssel der 57-Jährigen an sich genommen, die Leiche in den Kofferraum gelegt und losgefahren sein.

Psychische Krankheit liegt vor

Der Angeklagte ist bereits wegen Drogendelikten, Diebstahls und Körperverletzung aufgefallen. Zu den Vorwürfen hat er sich bislang nicht geäußert. Der Mann, der zunächst in Untersuchungshaft saß, ist mittlerweile in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Ein Sachverständiger kam zu dem Ergebnis, dass er psychisch krank und womöglich nicht oder nur eingeschränkt schuldfähig ist.

Für den Prozess sind acht Termine bis Mitte Januar angesetzt. Es sollen 45 Zeugen und sechs Sachverständige, darunter ein forensischer Psychiater und ein Rechtsmediziner, gehört werden.