Randale im Disco-Viertel von Klingenhof

30.4.2014, 07:59 Uhr
Randale im Disco-Viertel von Klingenhof

© Harald Sippel

Unzählige Glasscherben und Flaschen zieren das Pflaster, der dazugehörige Container liegt mitten auf der Martinstraße — schräg gegenüber vom Planet. Der Boden des Behälters klafft auseinander und gibt den Blick auf das Innere frei. Daneben steht sein grüner Gefährte, der ebenfalls verschoben wurde.

„Eine bodenlose Sauerei“, schimpft ein Nachbar. Günter Vogel von der CSU-Ziegelstein-Buchenbühl, der ebenfalls im Viertel wohnt, hat Verständnis für die Wut der Anwohner. Die Stimmung ist gereizt, wenn auch bei weitem nicht so auf dem Tiefpunkt wie vor der Einführung der mobilen Straßensperre vor über eineinhalb Jahren.

Wildpinkeln, Gegröle, Scherben, Vandalismus — in der Nacht von Ostersonntag auf Montag sei einiges zusammengekommen, bedauert Vogel. Die Sache eskalierte dann mit den Glascontainern, die ursprünglich in Reih und Glied in der Martinstraße stehen — die bis in den frühen Morgenstunden gesperrt ist. Laut Polizei ist es bislang ungeklärt, ob es sich bei den Randalierern um Nachzügler aus der Disco oder andere Personen handelt.

Vogel hat in der Vergangenheit immer wieder versucht, zwischen den Interessen der Anwohner, der Nachtschwärmer und der Disco–Betreiber zu vermitteln. „Aber bei solchen Vorkomnissen fällt es natürlich schwer, vernünftig zu argumentieren.“ Seine Kritik: „Das Planet hatte damals zugesagt, sich um die Sicherheit zu kümmern. Aber ich habe ein paar Mal erlebt, dass am Wochenende gegen zwei Uhr morgens die Sperre zwar aufgebaut war, aber niemand hat aufgepasst.“ Er fordert mehr Kontrolle. Es sei schade, „wenn hier Maßnahmen in einem so großem Umfang nötig sind — bis hin zum Alkoholverbot“.

Planet-Betreiber Hanno Schuster winkt ab. Er sagt zu den Vorwürfen: „Die Sperre ist kontinuierlich besetzt, wenn wir Veranstaltungen haben. Es läuft im Großen und Ganzen sehr gut.“

Das Ordnungsamt hat als Reaktion auf die massiven Anwohnerbeschwerden im Oktober 2012 mit der mobilen Straßensperre eine ungewöhnliche Regelung eingeführt: An Samstagen, Sonntagen und vor Feiertagen ist der Weg durch die Martinstraße bei Erwachsenen-Veranstaltungen zwischen 3 und 6 Uhr, bei Jugendpartys von 23 bis 0.30 Uhr gesperrt. Die Besucher nutzen die nicht wesentlich längere Umleitung durch die Pirnaer Straße zur U-Bahnstation Herrnhütte.

Alkoholverbot gefordert

Als weitere Maßnahme wurde das Mini-Wäldchen zwischen der Klingenhof- und Martinstraße abgeholzt und eingezäunt, das die Nachtschwärmer als Schleichweg und Alkoholdepot nutzten.

Den Sicherheitsdienst stemmen die Diskotheken vor Ort — fünf an der Zahl.

Randale im Disco-Viertel von Klingenhof

© privat

Die beiden großen Clubs, das Planet und die Rockfabrik, stellen das Personal, die anderen beteiligen sich an den Kosten. Katrin Kurr vom Ordnungsamt spricht von „sehr engagierten“ Disco-Betreibern.

„Es gibt natürlich immer wieder Anwohnerbeschwerden“, räumt sie ein, aber diese seien deutlich zurückgegangen. Die Behörde macht stichprobenartig Kontrollen. Auch die Polizei, die an den Wochenenden dort sehr starke Präsenz zeigt, bestätigt, dass die Sperrung funktioniere. „Aber manchmal kommt es zu Kommunikationsproblemen“, sagt Kurr. Ihre Bilanz: „Es hat sich viel getan, aber wir bleiben am Ball.“ Und ergänzt: „Die Absprachen zwischen den Betreibern müssen besser laufen.“

Tobias Schmidt vom Vorstadtverein Nord setzt auf das Alkoholverbot. „Die Sperre und die Beseitigung des Wäldchens allein können das Problem nicht lösen.“ Eine Verbotszone sei eine sinnvolle Maßnahme, um diesen Brennpunkt im Norden weiter zu entschärfen. Zudem sei das Areal überschaubar — „besser als etwa die Altstadt“.

Derzeit prüft das Ordnungsamt die neue Rechtsgrundlage für die Disco-Areale in Klingenhof und Kohlenhof und die gesamte Altstadt. Kurr: „Vorglühen und Alkohol gehören auch in Klingenhof dazu“, mit dem Verbot könne man den exzessiven Konsum zwischen 22 und 6 Uhr einschränken. Das Thema beschäftigt im Juli den Rechts- und Wirtschaftsausschuss.

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