Rauchverbot? Nürnberger Tiergarten winkt energisch ab

28.1.2020, 05:49 Uhr
Rauchen ist im Tiergarten erlaubt, nur das Wegwerfen der Zigarettenstummel im Gelände nicht. Daher hat der Zoo am Schmausenbuck 20 Aschenbecher weit verteilt im Gelände aufgestellt.

© Stefan Hippel, NN Rauchen ist im Tiergarten erlaubt, nur das Wegwerfen der Zigarettenstummel im Gelände nicht. Daher hat der Zoo am Schmausenbuck 20 Aschenbecher weit verteilt im Gelände aufgestellt.

Seit Jahresbeginn ist dagegen im Zoo Gelsenkirchen Rauchen verboten. Die "Zoom Erlebniswelt" will eine gesellschaftliche Vorbildfunktion wahrnehmen und eine familienfreundliche Atmosphäre schaffen, so die Begründung. Sie gestattet den Konsum herkömmlicher Tabakwaren und von E-Zigaretten oder E-Shishas nicht mehr. Leiter Hendrik Berendson nennt als weiteren Aspekt: "Wir wollen unsere Besucher und Mitarbeiter vor dem schädlichen Passivrauchen schützen."


Encke hält dagegen: "Man sollte die Raucher nicht ächten und das Thema auch nicht so hochpushen." Ihn stört "diese Liebedienerei" gegenüber gesellschaftlichen Trends.
Wenn sich Raucher rücksichtsvoll verhalten und ihre Kippen in die aufgestellten Aschenbecher werfen, gibt es für ihn keinen Grund für zusätzliche Verbote. Denn in den Tierhäusern selbst — etwa bei Affen, Tapiren und Nashorn — ist das Qualmen ohnehin untersagt wie auch am Spielplatz neben dem Haustierzoo. Der Zoo-Chef — der seit anderthalb Jahren auf Tabakprodukte verzichtet — lobt die Disziplin der Raucher: "Sobald ein Aschenbecher gut sichtbar aufgehängt ist, ist er voll."

Gefahr eines Waldbrands

Der Tiergarten hat 20 Aschenbecher und weitere 140 Mülltonnen auf dem 67 Hektar großen Gelände am Schmausenbuck verteilt. Die meisten stehen bewusst in der Nähe von Gastronomie und Kiosken sowie an Ruheplätzen — dort greifen die meisten Besucher zur Zigarette. Weitere 20 Mülltonnen, in denen auch Tabakreste landen, stehen am Großparkplatz. Aus Sicht der Zooleitung ist damit ein ausreichendes Netz von Entsorgungsbehältern geschaffen.

Allerdings räumt der stellvertretende Tiergarten-Direktor Helmut Mägdefrau ein, dass man nicht mit allen Aschenbechern zufrieden ist. An der Delfinlagune hat einer einmal zu brennen begonnen. Das ist einzige Grund, der laut Tiergartenleitung für einen rauchfreien Zoo spräche: die Möglichkeit eines Waldbrands.

Bei extremen Hitzetagen im Sommer ist das Qualmen im Tiergarten gefährlich für den umgebenden Reichswald: Ein Feuer könnte nicht nur das Zoogelände verwüsten, sondern auch auf den trockenen Wald überspringen und im schlimmsten Fall für einen Flächenbrand sorgen.

Pinguin verschluckte Zigarettenstummel

Ab Waldbrandgefahr Stufe 4 gilt ohnehin im Tiergarten: auf Rauchen verzichten. In den beiden zurückliegenden Jahren wurde diese Stufe 4 gelegentlich überschritten. Doch meist ist die Wetterlage im Tiergarten Stufe 2, seltener Stufe 3. Also: Entwarnung.

Für ein Rauchverbot würde außerdem sprechen, dass Zootiere versehentlich Tabakreste fressen und schwere Schäden bekommen können. Der Tiergartenleitung ist aber nur ein einziger Fall vor vielen Jahren bekannt: Im Magen eines gestorbenen Pinguins wurde ein Zigarettenstummel entdeckt. Ob er ursächlich zum Tod geführt hat, konnte aber nicht geklärt werden.


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