Brand am späten Abend

Reibereien mit Einsatzkräften: Losbude auf dem Frühlingsfest fing Feuer

Johannes Handl

Lokalredaktion

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28.4.2022, 15:28 Uhr
Ende April 2022 ist auf dem Nürnberger Frühlingsfest eine Losbude in Brand geraten.

© ToMa , no credit Ende April 2022 ist auf dem Nürnberger Frühlingsfest eine Losbude in Brand geraten.

Lorenz Kalb war am späten Mittwochabend (27.April) gerade mit seinem Hund spazieren, als er über dem Volksfestplatz Rauch aufsteigen sah. "In der Hektik habe ich die 110 gewählt anstatt die 112", sagt der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbands. Doch auch die 110 setzte die Einsatzkette in Gang. Sofort eilte er an den Ort des Geschehens. Aus noch ungeklärter Ursache war auf dem Frühlingsfest nach Betriebsschluss ein Lkw-Anhänger, der als Losbude dient, in Brand geraten.

Da auf dem Volksfestplatz Festbetrieb herrscht, rückte die Berufsfeuerwehr Nürnberg gegen Mitternacht mit zwei Löschzügen, bestehend aus Einsatzkräften der Feuerwachen 1, 2, 4 und 5, sowie weiteren Sonderfahrzeugen an. Vor Ort stellte die Feuerwehr fest, dass eine größere Gruppe von Schaustellern und Passanten bereits erste Löschmaßnahmen eingeleitet hatte. Laut Polizeiangaben war es den Ersthelfern bis zum Eintreffen der Feuerwehr gelungen, den Brand erfolgreich einzudämmen und ein Übergreifen auf benachbarte Buden zu verhindern. Einsatzkräfte der Feuerwehr übernahmen die abschließende Brandbekämpfung.

Die Schausteller seien in erster Hilfe geschult, jeder habe sofort versucht, einen Feuerlöscher in die Hand zu nehmen, sagt Kalb und bedankt sich ausdrücklich bei den Ersthelfern. Nachdem sich Polizeibeamte zunächst ebenfalls an den Löschversuchen beteiligt hatten, mussten sie feststellen, dass sich einzelne Helfer bei ihren Löschversuchen selbst in akute Gefahr brachten.

Helfer in Gefahr

Im Zusammenhang mit der zu diesem Zeitpunkt hochemotionalen Stimmung unter den anwesenden Ersthelfern war eine Vielzahl an Polizeibeamten notwendig, um den Brandort vor einer unkontrollierten Annäherung von Personen abzusichern, teilt die Polizei mit. Neben mehr als einem Dutzend Streifenbesatzungen waren auch Kräfte des mittelfränkischen Unterstützungskommandos (USK) am Einsatz beteiligt. Augenzeugen sprachen angesichts der Meinungsverschiedenheiten zwischen Polizisten und Schaustellern von Tumulten.

Durch die intensive Brand- und Hitzeeinwirkung entstanden an dem betroffenen Schaustellergeschäft erhebliche Beschädigungen. Der Sachschaden an dem Schaustelleranhänger sowie der darin gelagerten Waren wird im Rahmen einer ersten Schätzung auf rund 100.000 Euro beziffert.

"Wir helfen, wo es geht", verspricht Kalb. Nun müsse zunächst geklärt werden, ob die Bude entsprechend versichert war. Für die betroffene Familie komme der Vorfall zur Unzeit, nachdem die Schausteller in den vergangenen zweieinhalb Jahren so gut wie keine Einnahmen hatten. Kalb selbst erlebte beim Anblick des Rauchs ein Déjà-vu. Vor vielen Jahren war bei einem Fest in Schwabach eine Bude seiner Eltern in Flammen aufgegangen. "Sie waren im Wohnwagen und kamen gerade noch raus." Wie sich herausstellte, handelte es sich damals um Brandstiftung. An dieses schlimme Erlebnis habe er sofort denken müssen.

Ursache noch unklar

Warum die Losbude auf dem Frühlingsfest in Brand geriet, ist derzeit unklar. Beamte des Kriminaldauerdienstes Mittelfranken übernahmen noch in den Nachtstunden die ersten Ermittlungsmaßnahmen am Brandort. Die abschließenden Untersuchungen zur Brandursache werden vom zuständigen Fachkommissariat der Nürnberger Kriminalpolizei übernommen.

Nach aktuellem Kenntnisstand mussten sich insgesamt vier Personen aus dem Kreis der Ersthelfer aufgrund ihrer Beteiligung an den Löscharbeiten vom Rettungsdienst behandeln lassen.

Lorenz Kalb richtet den Blick nach vorn. "Das Publikum hat es verdient, dass wir auch heute wieder mit strahlenden Gesichtern dastehen - auch wenn uns zum Heulen zumute ist." Sobald die Untersuchungen der Kripo abgeschlossen sind, dürften die Besucher nichts mehr davon merken, was sich in der Nacht zum Donnerstag zugetragen hat.