Baupläne sorgen für Ärger

Reichelsdorf: Bäume sollen gefällt werden - Bund Naturschutz ist "entsetzt"

26.7.2021, 05:57 Uhr
Reichelsdorf: Bäume sollen gefällt werden - Bund Naturschutz ist

© Foto: Rurik Schnackig

Während eine Online-Petition gegen das Vorhaben bereits über 2000 Unterzeichner gefunden hat, meldet sich der Bund Naturschutz in einem offenen Brief an die Stadt zu Wort: Die Rodung der Bäume erfolge in einer größeren Dimension als bislang bekannt, heißt es darin.

In vielen der Gärten und Vorgärten rund um die Kreuzung Vorjurastraße/Kellerstraße ist nichts dem Zufall überlassen. Das Grün ist gepflegt, Deko-Elemente wurden mit Bedacht gesetzt. Nicht wesentlich zur Verschönerung tragen die großformatigen gelben Schilder bei, die sich gegen eine "XXL-Bebauung" in der Nachbarschaft aussprechen. Oder die ihr "Nein" zur "sechsgeschossigen Wohnblöcken auf der Radrennbahn" verkünden.

Die Tatsache, dass die Menschen sich dennoch die Protestschilder an Zäune hängen oder in die Gärten stellen, verdeutlicht, wie ernst es ihnen mit ihrem Widerstand ist.

Ebenso wie dem Bund Naturschutz (BN), der einen Offenen Brief an die Stadtspitze geschickt hat. Im Mittelpunkt darin stehen die Bäume. "Wir sind entsetzt über die neuesten Nachrichten aus dem Baureferat zur Rodung der Bäume", heißt es darin.

70 Prozent der Bäume weg?

Die Zahlen die der BN erhalten habe, sorgen nach Ansicht der Naturschützer für Entsetzen: Denn nach neuestem Stand gehe es laut BN um 202 Bäume, die ihr Lebe n lassen müssen. "Bei 280 kartierten Bäumen entspricht dies 70 Prozent des dortigen wertvollen Gesamtbestandes", heißt es in dem Schreiben, das sowohl vom Bund Naturschutz als auch von Vertretern der Quartiersinitiative Reichelsdorfer Keller sowie von der Petition "Baumstark" unterschrieben wurde.

Baureferent Daniel Ulrich wundert sich über diese Zahlen und die Schlüsse die daraus gezogen werden und fragt sich, wo sie herkommen: "Ich wurde nicht danach gefragt und habe auch keine Zahlen herausgegeben", sagt Ulrich. Seine Datenlage ist eine andere: "Vor Ort stehen 388 Bäume", sagt er. Weichen davon müssten zwischen 134 und 190, das stehe noch nicht genau fest. Auf Grund dieser Zahlen kommt der Baureferent jedoch auf eine Fällquote von maximal 48 Prozent.

Und dann sei da noch der Ersatz: Es wird 201 Neupflanzungen geben, so Ulrich. Und mit dem Satz "Unterm Strich also haben wir im Nachhinein mehr Bäume als vorher" schließt er die Rechnung ab.

Die Verfasser des Offenen Briefes bekräftigen nochmals, dass das Umfeld der Radrennbahn durch seine begrenzte Infrastruktur keine so starke Nachverdichtung vertrage. In Zahlen: Geplant sind 170 Wohneinheiten, eine Kindertagesstätte sowie Flächen für Läden und Dienstleistungen. Die innere Erschließung erfolgt autofrei, die Tiefgarage liegt unter der Erde.

Von eben jener ist Daniel Ulrich angetan. Es sie die erste ringförmige Tiefgarage Nürnbergs, die in ihrem Zentrum eine uneingeschränkte Begrünung ermögliche, weil dort kein Betonfundament liege. "Platz für große Bäume", sagt er.

Während aktuell auf einem Teil des heiß diskutierten Grundstückes ein Schnelltestzentrum eingezogen ist, verschaffen die Gegner des Vorhabens sich gerade auch verstärkt außerhalb des Viertels Gehör.

Am Donnerstag etwa demonstrierten sie mit Plakaten vor dem Rathaus, in dem gerade die Stadträte zum Verkehrsausschuss versammelt waren. Am Montag, 26. Juli, soll ab 19.30 Uhr ein weiterer Protest gegen die Verdichtung und Abholzung statt finden – direkt an der ehemaligen Rennbahn in der Kellerstraße in Reichelsdorf.

Einen Tag später will dann die Stadt den aktuellen Stand der Planungen bei einer Online-Information vorstellen. Um 18 Uhr soll die Veranstaltung am Dienstag beginnen. Wer teilnehmen will, kann an diesem Tag die Einwahldaten im Internet unter www.stadtplanung.nuernberg.de abrufen.

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