Rückenwind für Nürnbergs Dauerwellen-Freunde

12.7.2016, 05:58 Uhr
Rückenwind für Nürnbergs Dauerwellen-Freunde

© Foto: dpa

Das "Internationale Forum Flusswellen" findet mittlerweile zum dritten Mal statt, zweimal schon war München am Zug. Dass diesmal Nürnberg auserwählt wurde, hat einen ganz bestimmten Grund. Nämlich: "Nürnberg steht als erste bayerische Stadt kurz vor dem Bau einer Surfwelle. Da ist es Ehrensache, das Forum in diesem Jahr hier abzuhalten", findet Heinrich Schroeter, der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer Bau. Sie ist Veranstalter der Tagung, die am Freitag, 15. Juli, mit einer Ortsbegehung am Fuchsloch startet.

Die Nürnberger Surfer, die sich seit Jahren rege für eine stehende Pegnitzwelle einsetzen, freut es sehr, dass die Experten aus sechs Ländern diesmal hier zusammenkommen: Surfer, Ingenieure, Wissenschaftler und Behördenvertreter werden Erfahrungen austauschen. Die Kammer als Veranstalter verstehe sich als zentrales Bindeglied zwischen den Interessengruppen. "Denn die Ingenieure sind es am Ende, die die Welle baulich umsetzen", so Heinrich Schroeter.

Aus der Surfer-Initiative in Nürnberg ist 2012 ein Verein geworden, der sich "Dauerwelle" nennt und derzeit 70 Mitglieder hat. Mit Geduld und Gesprächsbereitschaft sind die Sportler ihrem Ziel schon ziemlich nahe gekommen. Im Fokus als Wellen-Standort stand zunächst der Bereich unter der Theodor-Heuss-Brücke. Doch der entpuppte sich als untauglich. Nun ist die Pegnitz am Fuchsloch im Nordwesten der Stadt auserkoren.

Die Baupläne stehen schon

Die Baupläne stehen schon, der Finanzrahmen ist auch klar: 500.000 Euro wird die Errichtung der stehenden Welle kosten. 250.000 Euro hat der Freistaat in Aussicht gestellt, die andere Hälfte der Summe muss der Verein Dauerwelle selbst aufbringen. Mit dem Sammeln hat er noch nicht begonnen. "Das machen wir, wenn wir die endgültige Genehmigung haben", sagt Roland Amon, selbst Vereinsmitglied und begeisterter Surfer. Er rechnet damit, dass die wasserrechtliche Genehmigung im Dezember vorliegen wird.

Sponsoren seien auch schon in Sicht, so Amon. "Wir haben mit Fachfirmen Kontakt aufgenommen, die das Projekt super finden und uns sagten, dass wir wieder kommen sollen, wenn wir die Genehmigung haben." Auch ein internationales Crowdfunding möchte der Verein in Gang setzen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir einen großen Betrag zusammenbekommen, wenn wir das weltweit machen."

In München wird auf dem Eisbach gesurft, in der slowakischen Hauptstadt Bratislava auf einem Nebenarm der Donau. Was das Projekt der Nürnberger so besonders macht: "Wir sind die ersten, die eine komplett neue Welle bauen", sagt Amon. Dafür sei aber kein Einbau in die Pegnitz nötig. "Wir bauen nebendran. Dort befindet sich eine Wiese, die aus Naturschutzsicht nicht wertvoll ist."

Am linken Pegnitzufer entsteht neben dem Fluss ein 61 Meter langer und 22 Meter breiter Kanal, der am Wehr bei der Fußgängerbrücke beginnt und schließlich wieder in die Pegnitz mündet. Eine rampenartigen Konstruktion erzeugt dort eine stehende Welle. Bei Surfbetrieb wird Wasser aus der Pegnitz in den Wellenkanal geleitet, wenn nicht, fließt es wie sonst auch weiter.

"Die Gespräche liefen tipptopp"

Amon lobt das staatliche Wasserwirtschaftsamt und die Nürnberger Behörden für ihre Kooperationsbereitschaft: "Die Gespräche liefen tipptopp." Auch das Umweltamt hat gegen das Projekt keine Einwände angemeldet. "Jetzt waren wir beim Naturschutzbeirat (ein Expertengremium, das die Untere Naturschutzbehörde berät, Anm. d. Red.). Dort wurden ein paar kleinere Bedenken geäußert. Aber die haben wir ausräumen können." Auf den Austausch mit den Experten freuen sich die Dauerwellen-Mitglieder sehr. Mit dabei sind auch Gäste aus den USA, Afghanistan und Slowenien. Die Tagung am Samstag findet in der Technischen Hochschule statt.

Warum sich die Surfer überhaupt eine Welle wünschen, hat mehr als einen Grund: Natürlich möchten sie ihren Sport gerne in ihrer Heimatstadt ausüben können. Aber Surfen auf einem Fluss ist eben auch etwas Besonderes: "Es ist ganz anders, auf einer stehenden Welle zu surfen. Nicht umsonst sprechen wir von Dauerwelle. Theoretisch kann man nämlich, wenn man nicht herunterfliegt, so lange auf dem Fluss bleiben wie man will", sagt Roland Amon. "Selbst bei den besten Wellen der Welt auf dem Meer ist irgendwann mal Schluss. Irgendwann bricht das Ding und dann muss man wieder ans Ufer paddeln. Man kann auch ganz andere Tricks ausprobieren und muss nicht immer auf die richtige Welle warten."

Und was die Nürnberger Nicht-Surfer von der Dauerwelle haben: eine neue Attraktion für ihren Wochenendausflug ins Pegnitztal. In München jedenfalls werden die Surfer auf dem Eisbach mit sehr viel – positiver – Aufmerksamkeit bedacht.

Wer die Dauerwelle unterstützen möchte, kann das über eine Mitgliedschaft im Verein tun. Infos unter www.nuernberger-dauerwelle.de

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