Rücksichtslose Radfahrer müssen mehr zahlen

3.4.2013, 07:00 Uhr
Rücksichtslose Radfahrer müssen mehr zahlen

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Ingo B. ist kein Rüpel-Radler. Sobald die Reifen seines Fahrrads das Pflaster des Hauptmarktes berühren, steigt er ab. Das hat einen Grund: „Erst letzte Woche bin ich hier von der Polizei angehalten worden“, sagt er. Der Ärger über die Kontrolle ist noch nicht ganz verflogen. „Das hat mich zehn Euro gekostet.“

Dabei hatte der Nürnberger, der nach eigenen Angaben 2800 Kilometer im Jahr auf dem Fahrrad zurücklegt, noch Glück im Unglück. Denn seit vorgestern gilt für Auto- und Radfahrer ein neuer Bußgeldkatalog. Nach dem neuen Stand der Dinge hätte er für das Befahren der Fußgängerzone 15 Euro berappen müssen. Trotzdem ärgerlich, findet Ingo B. „Dort wo Fahrradwege sind, kann ich sie oft gar nicht benutzen.“ Erst kürzlich wäre er in der Frankenstraße fast von einem Bus touchiert worden.

Auch neue Schilder

Die Bußgelder waren seit 1990 nicht mehr angepasst worden. Die um je fünf bis zehn Euro höheren Strafen sollen Risiko-Radler nun stärker zur Kasse bitten. Konkret heißt das: Fahren ohne Licht kostet 20 anstatt zehn Euro. Fahren in der Fußgängerzone wird mit 15 Euro geahndet.

Zusätzlich zu den neuen Bußgeldern treten neue Schilder in Kraft. Da wäre zum Beispiel die „durchlässige Sackgasse“, die Radfahrer auf kleine Schleichwege abseits der Hauptverkehrsadern hinweist. Das Schild sieht aus wie das herkömmliche Zeichen für Sackgasse, zusätzlich ist ein Radfahrer abgebildet. Jens Ott vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Nürnberg spricht von einer „moderaten Erhöhung“ der Bußgelder.

Wichtig war ihm, dass die Strafen nicht einseitig ansteigen, sondern auch für Autofahrer eine Anpassung vorgenommen wird. Dass sich durch die höheren Sanktionen das Verhalten der Radler ändert, glaubt er nicht. „Der ein oder andere könnte seine Fahrweise ändern, aber den Großteil schreckt das nicht ab.“

Gegen mehr Kontrollen in den Fußgängerzonen durch die Polizei hätte der Fahrradclub nichts einzuwenden. Solange es die Richtigen erwischt. Das könne nur gelingen, „wenn sich die Polizisten selbst aufs Rad setzen“. Bei den derzeitigen Kontrollen würden nur „Opa und Oma“ erwischt, nicht die Rüpel-Radler.

Brennpunkt Innenstadt

Mehr Kontrollen wird es trotz der neuen Bußgelder aber nicht geben, versichert ein Sprecher der Nürnberger Polizei. Im Fokus bleiben Radwege und die Innenstadt mit ihren Fußgängerzonen. Gerade hier gebe es immer wieder Beschwerden von Fußgängern, die sich durch rüpelhafte Radler bedroht fühlten, so der Sprecher. Besonders betroffen sei die Achse Weißer Turm/Lorenzkirche/Fleischbrücke, wo „teilweise sehr rücksichtslos gefahren wird“.

Hält die Polizei einen Radfahrer an, der verbotenes Terrain befährt, hat er mit Sanktionen zu rechnen. „Natürlich hat ein Polizist bei geringfügigen Verstößen einen gewissen Ermessensspielraum“, erklärt der Polizeisprecher. „Aber nur, wenn es sich nicht um eine Gefährdung handelt.“ Bewegt sich der Radler im Bereich einer Anzeige — überfährt also beispielsweise eine rote Ampel —, kann er nicht mit Gnade rechnen.

Auf den Ermessensspielraum der Polizisten verlässt sich auch Gisela M. Vorbildlich schiebt die Nürnberger Rentnerin ihr Fahrrad über den Hauptmarkt. „Wenn ich doch mal erwischt werden sollte“, sagt sie mit einem Augenzwinkern, „probiere ich es mit Charme und versuche, Mitleid zu erwecken.“ Kontrollen in der Fußgängerzone hält sie nicht für Schikane: „Am Hauptmarkt ist es so schön, da will ich mich auch weiter wohlfühlen.“

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