Rundgang durch das Nazi-Erbe

28.1.2004, 00:00 Uhr
Rundgang durch das Nazi-Erbe

© Eduard Weigert

„Von den gegenwärtig rund 200 000 Besuchern, die jährlich kommen, sind 60 Prozent Auswärtige, die zum ersten Mal hier sind“, sagte Hans-Christian Täubrich vom Doku-Zentrum. Vor allem für sie ist der etwa eineinhalbstündige Rundgang durch das Areal gedacht. Er soll Interessierten eine völlig eigenständige Begehung ermöglichen, aber auch zufällige Passanten mit der Geschichte des Ortes konfrontieren.

Die gleichen Bestandteile

Vorgeschlagen sind bisher insgesamt 25 Standorte für Informationsstelen oder -tafeln. Sie alle sollen nach dem gleichen Schema aufgebaut sein und die gleichen Bestandteile enthalten, nämlich eine Geländeübersicht mit einer Markierung des jeweiligen Standorts, zwei markierte Routenvorschläge, Fotografien der jeweiligen historischen Situation und einen kurzen beschreibenden Text mit einer Fassung in Fremdsprachen.

Ausgangspunkt ist das Doku-Zentrum, wo auch weiter führende Broschüren oder ein Audioguide-System erhältlich sind. Neben dem eigentlichen Rundgang mit neun Stationen wie Zeppelinfeld oder Innenhof Kongresshalle gibt es eine Erweiterung zu Luitpoldhalle, -arena und Ehrenhalle. Hinzu kommen noch etliche Außenstationen, die entweder für das Verständnis der Anlage wichtig sind oder die sich mit ihren Informationen ausdrücklich an die Nutzer richten. Dazu gehören zum Beispiel der Eingang Goldener Saal, der Fundamentrest Märzfeld oder die ehemalige SS-Kaserne. Zwischen den einzelnen Wegpunkten werden Abkürzungen und Erweiterungen möglich sein, die für die Besucher aus der Darstellung im Plan auch erkennbar sind. Offen ist noch, so Täubrich, wer das Projekt nun in Angriff nimmt. „Das Doku-Zentrum ist natürlich gerne dabei.“

Es wurden allerdings schon Bedenken laut, ein eineinhalbstündiger Rundgang könnte zu lang sein. Friedrich Lehr vom Bürgerforum Dutzendteich regte an, auch Hinweise auf die Geschichte des Gebiets vor 1933 zu geben. Für die Schaffung kleiner Ruheräume an jedem der Informationspunkte hat sich Michael Popp vom Verein Baulust ausgesprochen. Das Nürnberger Konzept müsse sich von den vielen ähnlichen Systemen unterscheiden, die es in anderen Städten gibt. „Die Leute müssen sagen, so etwas wie hier in Nürnberg habe ich noch nicht gesehen.“ Täubrich warnte allerdings davor, das geplante Informationssystem zu „überfrachten“.