Endlich fertig!

Sanierung der Nürnberger Burg nach sechs Jahren beendet

15.10.2021, 10:52 Uhr
 Leila Rößler vom neuen "Burg-Cafe Beer" präsentiert Burg-Lebkuchen.

© Hartmut Voigt, NNZ  Leila Rößler vom neuen "Burg-Cafe Beer" präsentiert Burg-Lebkuchen.

Nach sechs Jahren sind die umfassenden, 26,5 Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten auf der Kaiserburg endlich abgeschlossen. Die Zeit, in der Handwerker Nürnbergs Wahrzeichen regelrecht belagert haben, ist vorbei. Manchmal konnten Touristen das historische Gemäuer nicht fotografieren, weil es mit Plastikplanen und Gerüsten abgedeckt war. Ein Gefühl für das mittelalterliche Leben wollte in dem mit Handwerkerautos zugeparkten Innenhof nicht aufkommen, wo Klopfen, Hämmern und Bohren zu hören war.

Bodentiefe Fenster im Museumsshop

Der Kanal wurde saniert, ein neuer Betriebshof gebaut, im einstigen Kastellansgebäude entstand ein moderner Kassenbereich mit bodentiefen Fenstern und Museumsshop. Diese erste Etappe war 2018 abgeschlossen.

Im zweiten Abschnitt wurde unter anderem Finanzstadel und Sekretariatssgebäude komplett umgestaltet: Von beiden blieb nur die Außenhülle mit Fachwerkfassade aus dem 16. Jahrhundert stehen. Die Einbauten im Inneren hat man mit Einverständnis des Denkmalschutzes entfernt, sie stammten überwiegend aus den 1970er Jahren.

Lesungen und Konzerte

Der Finanzstadel ist nun zum Multifunktionsraum umgestaltet. Hier finden künftig Lesungen, Konzerte und weitere Veranstaltungen statt, um die Burg noch stärker zu beleben. Auch Schulklassen haben dort die Möglichkeit, mehr über den früheren Alltag auf der Burg zu lernen.

Ein 100 Meter langer Wehrgang, der bisher nicht öffentlich zugänglich war, wurde hergerichtet. Sonderführungen erläutern künftig die Wehranlagen und den Schutz der Kaiserburg.

Am neuen Burgmodell aus Bronze sind Erklärungen auch in Brailleschrift für Sehbehinderte angebracht.

Am neuen Burgmodell aus Bronze sind Erklärungen auch in Brailleschrift für Sehbehinderte angebracht. © Hartmut Voigt, NNZ

Bei den Besuchern dürfte eine weitere Neuigkeit besonders gut ankommen: Es gibt jetzt endlich ein "Burg-Café". Wer bislang den steilen Burgberg erklommen hat, konnte zwar die Aussicht über Nürnberg ausgiebig genießen. Doch nach einer Tasse Kaffee oder einem Stück Kuchen schauten sich die Gäste vergeblich um.


Im Porträt: die Nürnberger Kaiserburg


Mit dem "Burg-Café Beer" hat die Not ein Ende: In dem modern eingerichteten Raum finden 80 Gäste Platz, im Außenbereich weitere 40. Betreiber ist Familie Rößler, die in der Breiten Gasse ihr Stammcafé hat.

"Heimspiel" für Söder

Um die Bedeutung der Nürnberger Kaiserburg zu unterstreichen, waren gleich drei hochrangige CSU-Politiker zum Pressetermin anlässlich des Abschlusses der Sanierungsarbeiten angerückt. Als "Heimspiel" empfand der gebürtige Nürnberger und Ministerpräsident Markus Söder die Veranstaltung: Er hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder für die große Reparatur des denkmalgeschützten Wahrzeichens stark gemacht.

"Die Burg ist eines der ganz großen, emotionalen Herzstücke der Stadt Nürnberg. Ziel war es, sie weiter zu entwickeln und den Aufenthalt auf der Burg noch schöner zu machen", merkte der CSU-Politiker an. Ganz nebenbei verwies er noch auf weitere Projekte wie die neu gestaltete Freizeitlandschaft am Wöhrder See und das Zukunftsmuseum, die ebenfalls er maßgeblich vorangetrieben hat. "Wir wollen nicht nur München erstrahlen lassen, sondern auch Nürnberg", betonte der CSU-Politiker.

Kostenrahmen nicht überschritten

Bayerns Finanzminister Albert Füracker gratulierte zum gelungenen Abschluss. Besonders dürfte ihn gefreut haben, dass die Kosten mit 26,5 Millionen Euro exakt im vorgegebenen Rahmen geblieben sind. Bei heutigen Bauprojekten ist das fast schon die Ausnahme, bei vielen klettern die Kosten im Verlauf der Arbeiten erheblich. Oberbürgermeister Marcus König sprach vom Schneewittchenschlaf, in dem die Burg lange Jahre geschlummert hat: "Markus Söder hat sie wach geküsst."

Wichtig ist aber auch, dass nicht nur das Bauwerk grundlegend instand gesetzt wurde. Inhaltlich hat sich ebenfalls viel getan: Mit der Dauerausstellung "Kaiser, Reich, Stadt", welche die Bedeutung des mittelalterlichen Kaisertums und dessen enge Verbundenheit zu Nürnberg erklärt, wurde ein Vakuum gefüllt. Seit der Eröffnung 2013 haben über eine Million Menschen die Schau gesehen. Zuvor waren die Besucher lediglich durch weitgehend leere Säle spaziert.

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