Schimmelbefall: Sanierung des Nürnberger Pilatushauses eilt

26.5.2019, 05:55 Uhr
Bisher kam die Sanierung des spätgotischen Gebäudes nicht richtig in die Gänge.

© Stefan Hippel Bisher kam die Sanierung des spätgotischen Gebäudes nicht richtig in die Gänge.

Die Stadt, der das Fachwerkhaus in der Oberen Schmiedsgasse 64/66 seit 1941 gehört, hat es jetzt den Altstadtfreunden angeboten. Wenn sie es saniert, dann gehört es dem Verein am Ende. Doch richtig vorangekommen ist das Projekt noch nicht, denn der Vorsitzende der Altstadtfreunde Karl-Heinz Enderle will bis Ende des Jahres erst einmal Klarheit haben, wie hoch die Sanierungskosten sind. "Wir werden einen Architekten für die Kostenermittlung beauftragen und uns Klarheit über mögliche Fördermittel verschaffen." Eine erste grobe Schätzung kam auf einen Betrag von 5,6 Millionen Euro. Das dürfte aber kaum reichen.

Es gibt viel zu tun, denn das Tragwerk hat sich zum Teil verformt und muss durch Notsicherungsmaßnahmen im Inneren und auf der Rückseite des Hauses stabilisiert werden. Die Balken und Decken sind angegriffen und es riecht nach Schimmel. Das ist an sich nichts Besonderes, wenn ein Haus nicht bewohnt ist, meint Enderle. Damit sich der Schimmel nicht festsetzt, müsste aber die Sanierung zügig beginnen.

Brauerei, Atelier und Möbelgeschäft

Das viergeschossige Haus mit dem markanten Sandsteinsockel und dem dreigeschossigen Dach mit den Schleppgauben stammt zum Teil aus dem 15. Jahrhundert und hieß ursprünglich Haus zum geharnischten Mann.

Der Name geht auf den Harnischmacher und Rüstungsmacher Hans Grünewald, der 1489 das Haus kaufte und erheblich umbaute, zurück. Die Liste der Bewohner und Eigentümer in den vergangenen fünf Jahrhunderten ist lang. Es diente als Brauerei, Atelier und als Möbelgeschäft. Der wohl prominenteste Bewohner war im 19. Jahrhundert Freiherr von Aufseß, der das Germanische Nationalmuseum gründete und dessen Wappen noch heute zu sehen ist.

Schwierige Verhandlungen

Auch die Altstadtfreunde hatten einmal ihre Vereinsräume im Pilatushaus. Dieser Name setzte sich im 17. Jahrhundert durch. Die Ableitung stammt wohl vom Richthaus Pilati ab. Es wird vermutet, dass hier der Ausgangspunkt für den von Adam Kraft und Martin Tetzel errichteten Kreuzweg ist. Im Zweiten Weltkrieg erhielten die Häuser Obere Schmiedsgasse 64 und 66 schwere Treffer, so dass sie als ein in sich verbundenes Haus 1949 wiederaufgebaut wurden. Insgesamt acht Wohnungen wurden eingerichtet. Bei einem Ortstermin vor Ort wird deutlich, welche prächtigen Ausblicke in allen Richtungen vom Pilatushaus möglich sind.

Die Statik des Pilatushauses ist beschädigt. Damit es nicht zusammenbricht, wurden Stützbalken eingebaut.

Die Statik des Pilatushauses ist beschädigt. Damit es nicht zusammenbricht, wurden Stützbalken eingebaut. © Foto: André Fischer

Nachdem der Streit zwischen Altstadtfreunden und Stadt vom Tisch ist, und es kein, wie von der SPD-Fraktion vorgeschlagenes Galeriehaus geben wird, plant Enderle mit einer Gaststätte im Erdgeschoss. Interessenten gibt es schon. Anfreunden kann sich Enderle auch mit einer Wohnung für einen "artist in residence", also für einen Künstler oder eine Künstlerin, die eine bestimmte Zeit in Nürnberg verbringen. Die Idee dazu hatte OB Ulrich Maly.

Die Verhandlungen zwischen Stadt und Altstadtfreunden dürften aber nicht ganz einfach werden, denn noch immer ist nicht geklärt, wie der Pellerhof, den die Altstadtfreunde wiederaufgebaut haben ohne dass er ihnen gehört, von dem Verein genutzt werden kann. Es gibt Konflikte mit der Kulturverwaltung, die das Pellerhaus als Haus des Spiels nutzen will. Dabei geht es auch ums Geld.

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