Schmelzers Plan: Pirouetten am Augustinerhof

30.10.2009, 00:00 Uhr
Schmelzers Plan: Pirouetten am Augustinerhof

Die Archäologen sind weg, jetzt wird die Brache in der Altstadt im Eiltempo geteert und gepflastert. Schmelzers Plan: 450 Quadratmeter Eislauffläche, dazu Vesperhütten mit Sitzplätzen. Ist der Christkindlesmarkt vorüber, soll auch das Weihnachtsdorf wieder zusperren und im kommenden Jahr ein zweites Mal stattfinden. Weil er die Kritik am Weihnachtsrummel kennt, beteuert der Immobilien-Spezialist von der Alpha-Gruppe: «Ich will keinem auf die Füße treten.» Einen Steinwurf vom Markt entfernt werde er keine Partyzone installieren. Bratwurst und Glühwein, dazu dezente Musik zum Eisvergnügen, mehr sei nicht im Busch.

Hürden offenbar ziemlich hoch

Ein Lärmschutzgutachten ist in Auftrag, heute ist ein Ortstermin mit Stadtverwaltung geplant. Der Unternehmer ist «überhaupt nicht optimistisch», dass die Sache genehmigt wird. Die Hürden seien offenbar ziemlich hoch, deutet ein leicht entnervter Gerd Schmelzer gegenüber den NN an. Dabei hat Nürnberg Eislauf-Erfahrung. Zum Stadtjubiläum drehten die Bürger Anfang 2000 Pirouetten auf einer Eisfläche am Hauptmarkt. Eine Verlängerung hinter der Lorenzkirche bekam jedoch keine Genehmigung. Auch Wolfram Weber (Cinecittà) plante damals 3000 Quadratmeter Eis auf der Insel Schütt. Weil die Anwohner Sturm liefen, platzte der Plan.

Markt der Partnerstädte, Kinderweihnacht, Sternenhaus, dazu die Feuerzangenbowle an den Fleischbänken und Buden samt Trinkhalle vor der Lorenzkirche - vielen ist das längst zu viel Rambazamba. Verhalten kommentiert auch Helmut Nordhardt, Chef des Marktamtes, die Idee. Optik und Dimension des Angebots seien entscheidend; zu viel Lärm, zu grelles Licht und eine allzu üppige Gastronomie könnten dazu führen, dass sich am Ende der amtliche Daumen über den Plänen senkt.

Noch ist keine Entscheidung über eine Genehmigung gefallen

Obwohl: Die Juristen der Stadt könnten auch feststellen, dass der Hausherr ein Recht darauf hat, auf seinem Grund und Boden die Puppen tanzen zu lassen. Noch ist keine Entscheidung über eine Genehmigung gefallen, sie wird erst Anfang nächster Woche erwartet. Was sie nicht klären können: Sollte die Krise Schmelzers Baupläne verzögern, wären weitere Wiederholungen wohl schwer auszuschließen.

Beim Hotel- und Gaststättenverband zumindest bekommt die Eislauffläche reichlich Vorschusslorbeeren. Eine «tolle Attraktion», die den Christkindlesmarkt ideal abrunde, sieht Vorsitzender Thomas Domani darin. Zitat: «Nur die großen Hütten brauchen wir nicht unbedingt.» Kein Wunder, denn wer hier einkehrt, der isst und trinkt nicht im Restaurant. Dieses Jahr sei alles andere als rosig gewesen für die Wirte, so Domani, der selbst vor kurzem seinen «Weißen Löwen» an der Lorenzkirche schließen musste. Sehr verhalten reagieren die Marktkaufleute vor Ort auf die neue Konkurrenz. Das «ganze Drumherum» des Christkindlesmarktes sei längst total ausgeartet, wettert Gottlob Krug, der Chef des Verbands. Der Hauptmarkt sei gut genug besucht, mehr Events vertrage der Dezember nicht mehr. Sein Vorschlag: Im Januar und Februar sei gegen einen Eislaufplatz in der Altstadt überhaupt nichts einzuwenden.