Selbstversuch: Hitze-Horror im geparkten Auto

7.8.2015, 06:00 Uhr
Immer wieder kommt es vor, dass Kinder oder Tiere aus überhitzten Autos befreit werden müssen. Im Selbsttest stiegen die Temperaturen binnen kürzester Zeit auf fast 50 Grad.

© dpa Immer wieder kommt es vor, dass Kinder oder Tiere aus überhitzten Autos befreit werden müssen. Im Selbsttest stiegen die Temperaturen binnen kürzester Zeit auf fast 50 Grad.

Nur kurz ein Rezept beim Arzt holen, nur kurz ein Päckchen Milch im Supermarkt kaufen und sich dann nur kurz mit einer lange nicht gesehenen Freundin verquatschen. Das Kind, das vorher so lange gebrüllt hat, schläft gerade selig im Kindersitz. Auch, wenn mittlerweile jeder weiß, dass es im Auto verdammt heiß werden kann, für ein paar Minuten wird das schon gehen. Oder?

14.24 Uhr. Ich stelle mein Auto auf dem Parkplatz am Wöhrder See ab. Mit Blick auf das Wasser lässt sich das Experiment doch bestimmt besser aushalten. Das denke ich zumindest. Ein Selbsttest soll zeigen, wie lange es ein Mensch in einem Auto in der prallen Sonne bei heißem Wetter aushält. Jung und fit bin ich – eigentlich sollte das kein Problem sein.

Das Experiment beginnt, im Auto hat es 35,9 Grad. Ich schließe die Fenster, die Klimaanlage ist aus. Eigentlich will ich sofort aussteigen. So bin ich es gewohnt, vor allem wenn es heiß ist. Außen hat es 31,5 Grad.

Schon nach zwei Minuten steigt das Thermometer innen auf 39,3 Grad. Mir ist warm, ich beschließe, mir mein Jäckchen auszuziehen. Nach drei Minuten ist die 40-Grad-Marke geknackt. Die Temperatur schießt regelrecht in die Höhe.

NZ-Autorin Jana Meyer fühlte sich nach dem Selbsttest schlapp und müde.

NZ-Autorin Jana Meyer fühlte sich nach dem Selbsttest schlapp und müde.

Langsam fange ich an zu schwitzen, meine Haut pappt und die Luft, die ich einatme, ist unangenehm warm. Doch der Hitze-Horror geht weiter. Jede Minute wird es ein Grad wärmer. Und so eine Minute fühlt sich gerade wie eine Ewigkeit an.

Nach zehn Minuten 47,3 Grad

Theoretisch gesehen, könnte ich jederzeit aussteigen, ein Kleinkind aber kann das nicht. Ein kurzer Einkauf beim Metzger kann so also schnell an die Erträglichkeitsgrenze stoßen. Es weiß schließlich nicht einmal, wie so eine Autotür überhaupt aufgeht. Panik ist da programmiert.

Nach zehn Minuten zeigt mir das Thermometer 47,3 Grad an. Laut einer Studie, die in der Ärztezeitung veröffentlicht wurde, ist das für Kinder bereits lebensgefährlich. Schon lange haben sich Schweißperlen auf meiner Stirn gebildet. Ich will einfach nur noch die Türe aufmachen. Die Hitze ist zwar noch irgendwie erträglich, aber ich fühle mich alles andere als fit. Das Atmen fällt mir immer schwerer, mittlerweile fühlt sich das Auto wie eine Sauna an.

Nach 15 Minuten muss ich abbrechen. Nie hätte ich gedacht, dass es so schnell so heiß in einem Auto werden kann. Dabei hatte ich am Montag noch ganz angenehme Bedingungen. Bis zum Freitag soll es schließlich noch viel heißer werden. Als ich die Fenster runterlasse und meinen Arm herausstrecke, fühlt sich die Außenluft angenehm kühl an. Ich bin erleichtert.

Doch meine Heiterkeit lässt schon während der Fahrt zurück in die Redaktion wieder nach. Platt und müde setze ich mich an den Rechner. Ich fühle mich, als hätte mich das Testauto überrollt, bin etwas wackelig auf den Beinen, die Knochen sind schwer. Scheinbar hat mir die kurze Viertelstunde doch wirklich zugesetzt.

Zum Artikel: "Kinder und Tiere in überhitzten Autos: So handeln Sie richtig"

Selbstverständlich versteht man die Versuchung der Mütter oder Väter, ihr schlafendes Kind „nur für fünf Minuten“ im Auto zu lassen, um etwas zu erledigen. Leider können diese fünf Minuten alles andere als gut für die Kleinen ausgehen.

Und so kommt es, dass auch heuer wieder in der Region Eltern ihre Kinder „nur kurz“ im Auto gelassen haben – die dann von Passanten bemerkt und völlig apathisch aus dem Auto gerettet werden mussten.

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