Selbstversuch Tennis: Zwei Sekunden Roger Federer

23.10.2020, 10:46 Uhr
Selbstversuch Tennis: Zwei Sekunden Roger Federer

© Foto: Michael Matejka

Bis zum ersten Punkt dauert es 57 Minuten. Meine präzise Vorhand landet tatsächlich so punktgenau im Feld, dass Birgit Ruf nicht mehr hinkommt. Oder: nicht mehr hinkommen will? Vielleicht ist die ehemalige Stellvertretende Leiterin des Feuilletons dieser Zeitung auch einfach nur so nett, mir, dem Sportredakteur, dieses kleine Erfolgserlebnis am Ende unserer Trainingsstunde zu gönnen. Für einen Moment fühle ich mich wie Roger Federer – dann kommt der Ball wieder über das Netz und liegt nach meinem Return im Aus.

Als Journalist kommt man im Laufe der Jahre ja mit vielen Sportarten in Kontakt. Das Berufsleben besteht nämlich nicht nur daraus, über die Fußballplätze der Region zu fahren und die besten Bratwürste zu finden. Vor allem nicht mehr, seit man sich entschieden hat, so gut es geht auf Fleisch zu verzichten. Der betörende Duft begleitet einen zwar trotzdem noch, in diesen Tagen aber immer seltener – der Pandemie sei Dank.

Das zweite Mal Tennis

Hockey, Ringen, Volleyball, Rugby, Handball, Basketball, aber auch Tanzen, Quidditch (ja, das von Harry Potter), Baseball und Badminton – die Liste der besuchten Sportarten ist lang. Als Lokalsportler lernt man sehr viel, auch, weil man viele neugierige Fragen stellen darf – und die meisten Sportler nachsichtig sind, wenn man mal wieder mit Unwissenheit über ihre Disziplin glänzt.

Zumindest die Regeln sind einfach beim Tennis, live habe ich trotzdem erst ein Spiel gesehen – vor vielen Jahren als Volontär beim 1. FC Nürnberg. Und einen Tennisschläger hatte ich zuletzt als Schulkind in der Hand, als meine Eltern mich in den Ferien ins Tenniscamp schickten. Nun also: Tennis. Mit: Dr. Birgit Ruf.

Extra leichte Bälle

Die nette Kollegin spielt seit vielen Jahren beim TSV Fischbach und ist mit den Damen 40 erfolgreich. Das zumindest hat ein Vereinskollege schon vor Jahren beim Eisstockschießen erzählt. Frau Ruf, die Kultur-Journalistin, hat aber auch einen Trainerschein – und netterweise angeboten, mir, dem Sport-Journalisten, das Tennisspielen ganz grundlegend beizubringen. Also treffen wir uns an einem Mittwochvormittag in der Tennishalle des TSV Altenfurt.

Die Kollegin hat extra leichte Bälle mitgebracht, sie wusste wohl schon, was sie erwartet. Wir starten an der T-Linie – und tatsächlich bei den Grundlagen. Schläger-Haltung, Bewegung, später auch Aufschläge. Mit jeder Minute werde ich ein bisschen sicherer, was auch an den aufmunternden Worten der Trainerin liegt.

Tatsächlich ein Tennis-Arm

Die Bälle landen jedenfalls immer seltener im Aus, manchmal aber noch im Netz. "Jetzt versuchen wir, 20-mal hin- und her zu spielen", sagt Birgit Ruf – wir schaffen 48. Als es um Punkte geht, wird es wieder sehr einseitig, bis tatsächlich die Endorphine durch meinen Körper schießen. Dieser Körper meldet sich am nächsten Morgen mit einem leichten Zwicken. Es ist tatsächlich: ein Tennis-Arm.

Bisher in der Serie "Lokalsport-Redakteure stellen sich vor" erscheinen:

Folge 1 : Martin Schano, der an einem Fitness-Bootcamp teilnimmt.

Folge 2 : Dominik Mayer, der die Boxhandschuhe anzieht.

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