Silvesterböller ade - in Nürnberg für immer?

16.4.2021, 05:57 Uhr
Nach positiven Effekten beim jüngsten Jahreswechsel wollen Stadträte ein dauerhaftes Böllerverbot.

© Tobias Kleinschmidt, dpa Nach positiven Effekten beim jüngsten Jahreswechsel wollen Stadträte ein dauerhaftes Böllerverbot.

Silvester mit Ausgangssperre und Böllerverbot – einen so ruhigen Jahreswechsel hatten die meisten noch nie erlebt. Die auferlegten Beschränkungen wurden weithin mit Verständnis (wenn auch vielleicht nicht ganz klaglos) hingenommen. Tatsächlich hatten einige Bürger mit Klagen vor dem Verwaltungsgericht sogar Erfolg – was die Verbote allerdings nicht generell aushebelte, sondern allein den Klägern einen Freibrief verschaffte.

Dabei hatte die Absage an fröhliche Feiern auf der Straße und das Abbrechen von Feuerwerkskörpern auch eindeutig positive Effekte: Feuerwehr und Rettungsdienste waren wesentlich weniger gefordert als in den Silvesternächten der Vorjahre – feuerwerksbedingte Verletzungen und damit zusätzliche Belastungen für die Kliniken zu verhindern, war ja einer der wichtigsten Gründe für die Verbote.

Zweiter Vorteil: Dass die wenigen, trotz allem abgefeuerten Raketen nur einen Bruchteil des Krachs verursachten, der in früheren Silvesternächten entstand, freute vor allem Tiere und Tierbesitzer.

Drittens blieb der Umwelt eine Menge Feinstaub erspart. Das belegen die einschlägigen Messungen; und nicht nur die Belastungsspitzen blieben aus, auch die sonst gleich am Neujahrstag überschrittenen Tagesgrenzwerte wurden bei weitem nicht erreicht. Die Feinstaubbelastungen lag bei gerade mal drei Prozent der Konzentrationsspitzen der Vorjahre.

Freuen durften sich schließlich auch die Mitarbeiter der Stadtreinigung: Mussten bisher jeweils mehr als 250 Mann an Neujahr antreten, reichte beim jüngsten Jahreswechsel eine Sparbesetzung. So fiel die Antwort der Verwaltung auf die Frage von Bündnis 90/Die Grünen nach der „Effektivität des Böllerverbots“ ziemlich eindeutig aus. Und die Stadträte im Rechts- und Wirtschaftsausschuss des Stadtrats zeigten sich – mit Ausnahme des AfD-Vertreters – von den Belegen und Ergebnissen denn auch beeindruckt.

Ein ähnlich ruhiges Silvester werde es ohne Pandemie indes kaum geben, so die Einschätzung der Verwaltung. Denn so wünschenswert der Schutz von Leib und Leben und die Reduzierung der Umweltbelastungen auch sei – die drastischen Beschränkungen waren den besonderen Umständen geschuldet und speziell dem vom Bund erlassenen Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper.

Durchgehende Verbotszone

Die Stadt könne weiterhin nur einzelne Verbotszonen ausweisen und werde versuchen, diese zu einem durchgehenden Bereich zusammenzufassen, erläuterte Rechtsdirektor Olaf Kuch. Der würde dann von der Lorenzkirche über den Hauptmarkt bis hinaus zur Burg reichen, dazu kämen Veranstaltungsflächen wie beim „Silvestival“. Weil es auf der Burg traditionell besonders eng zugeht, gilt dort schon seit vielen Jahren ein Feuerwerksverbot - das sich rundum bewährt hat. Ein allgemeines Feuerwerksverbot zum Schutz vor Schall- und Feinstaubemissionen für das ganze Stadtgebiet sei aber nur bei Rechtsänderungen im Bund und in Bayern möglich. Initiativen dafür werde die Stadt jedenfalls unterstützen, kündigte Kuch an.

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