Skaterin totgefahren: Stadt Nürnberg will nicht reagieren

12.6.2014, 21:32 Uhr
Nürnbergs zweiter Bürgermeister Christian Vogel sieht nach dem Tod der 18-jährigen Inline-Skaterin keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, will die Situation an der Großen Straße jedoch prüfen lassen.

© ToMa Fotografie Nürnbergs zweiter Bürgermeister Christian Vogel sieht nach dem Tod der 18-jährigen Inline-Skaterin keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, will die Situation an der Großen Straße jedoch prüfen lassen.

Nach übereinstimmender Einschätzung von Polizei und städtischem Ordnungsamt gebe es auf der Großen Straße „keinerlei Autorennen“, so Vogel, der den im Urlaub weilenden OB Ulrich Maly an der Stadtspitze vertritt. Vielmehr habe der „Unsinn“ eines „jungen Mannes, der einfach übermütig war“, ein Menschenleben ausgelöscht. Daher wäre es „aus meiner Sicht nicht der richtige Weg“, auf der Großen Straße sofort mit baulichen Maßnahmen zu reagieren, so der Bürgermeister.

Gleichwohl müsse der Unfall, bei dem am Mittwochabend eine 18-jährige Inline-Skaterin getötet wurde, „aufgearbeitet werden“, zumal die Stadt „nicht verneinen“ könne, dass auf der ehemaligen NS-Aufmarschstraße immer wieder gerast wird. Vogel will deshalb die städtischen Verkehrsexperten beauftragen, zu prüfen, ob Maßnahmen notwendig sind.

Im Gegensatz zu Polizei und Ordnungsamt beobachten etliche Nürnberger immer wieder Rennen auf der Großen Straße. Dem könnte die Stadt entgegentreten, indem sie Schikanen in die vierspurige Fahrbahn einbauen lässt, die im jetzigen Zustand zum Rasen geradezu einlädt, meinen Beobachter. Drehbare Schranken oder andere bewegliche Hindernisse würden es erlauben, die Straße bei größeren Messen bzw. Sportveranstaltungen freizugeben. Die Bedienung könnte die Sicherheitsfirma übernehmen, die an der Vermietung der Parkplätze regelmäßig recht gut verdient.

Chronik der schweren Unfälle bei illegalen Rennen

Der rücksichtslose Tritt aufs Gaspedal hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu teils schweren Unfällen geführt – auch auf der Großen Straße. Das vielleicht größte Unglück war der Tod eines 15-Jährigen im August 2003 bei einem illegalen Autorennen an der Steintribüne.

Gegen 1 Uhr früh raste ein 27-Jähriger aus dem Nürnberger Land mit 120 Kilometer pro Stunde über das Zeppelinfeld. Erlaubt sind dort 50 Stundenkilometer. Etwa 50 Meter vor der Karl-Steigelmann- Straße überquerten sechs Jugendliche die Fahrbahn. Der 15-Jährige wurde von dem Golf erfasst, prallte gegen die Windschutzscheibe und dann auf die Straße. Er starb an schwersten Kopfverletzungen.

Ende November 2010 prallten zwei Fahrzeuge aus der Tuning-Szene bei Neuschnee-Schleudermanövern auf der Großen Straße zusammen. Ein 29-Jähriger krachte mit seinem 3er BMW frontal in die linke Seite eines VW Golf. Dessen zwei Insassinnen kamen mit leichten Verletzungen davon, der BMW-Lenker blieb unverletzt.

Nur Minuten vor dem Unfall hatte eine Streife der Polizeiinspektion Süd (Saarbrückener Straße) versucht, die Schleuderfahrten zu stoppen. Die Beamten stießen auf absolutes Unverständnis. Kaum hatten sie die Große Straße verlassen, gingen die Schleuderfahrten weiter.

Mit einem Überschlag endete im März 2014 ein illegales Autorennen auf der langgestreckten Hamburger Straße am Hafen. Ein 20-Jähriger verlor dabei die Kontrolle über seinen Ford und prallte gegen die Leitplanke, was ihn vor dem Absturz in den Abgrund bewahrte. Allerdings schleuderte der Ford auf die Straße zurück und überschlug sich.

Manchmal erwischt die Polizei die Raser. Das wird dann ein teurer Tritt aufs Gaspedal: Drei Autofahrer (21, 22 bzw. 23 Jahre alt) wurden im November 2011 mit bis zu 140 „Sachen“ auf der Großen Straße erwischt. Die Quittung: jeweils 680 Euro Bußgeld, drei Monate Fahrverbot und vier (damalige) Punkte in Flensburg.