So war der Start des Volksfests in Nürnbergs Innenstadt

2.8.2020, 17:12 Uhr
Riesenrad mitten in der Nürnberger Innenstadt: Bis Anfang September laufen die "Sommertage". Am ersten Wochenende kam es nicht zu großem Gedränge.

© Stefan Hippel Riesenrad mitten in der Nürnberger Innenstadt: Bis Anfang September laufen die "Sommertage". Am ersten Wochenende kam es nicht zu großem Gedränge.

Abstand halten? Wenn brütende Hitze über der Stadt liegt, wie am vergangenen Samstag, ist das kein großes Problem: Wer zum Einkaufsbummel kommt, fühlt sich in den klimatisierten Geschäften am besten aufgehoben. Und selbst dort, wo sich Menschen beim Flanieren nur schwer aus dem Weg gehen können wie in der Pfannenschmiedsgasse oder auf der Museumsbrücke, bummelt es sich ganz entspannt.

Den Fahrspaß in Karussells wie dem "Break Dance" auf dem Jakobsplatz oder der "Wilden Maus" auf dem Hauptmarkt wollen sich ein paar Unentwegte dennoch nicht entgehen lassen. Wie die beiden Schüler Francesco und Fernando ("Ich darf alles fahren"). Nur ganz oben in einer engen Kurve lief es dem Zwölfjährigen und seinem Freund mal kurz kalt den Rücken hinter, als die Gondel merkwürdig ins Schwanken geriet.


Nürnberger Sommertage: Das müssen Sie über das Volksfest wissen


Für Steffen aus Unterfranken und seine Kumpels war der Achterbahntripp eine willkommene und ganz ungeplante Einlage bei ihrer Tour zu einem Junggesellenabschied – erst recht der Schnappschuss aus einem Fotoautomaten der Anlage. Denn auf die Volksfest-Attraktionen auf dem Hauptmarkt waren sie ganz zufällig gestoßen.

"Jeder ist selbst gefordert"

Und die Sorge um die nötigen Abstände? In der Bahn muss ohnehin jeder einen Mundschutz tragen – und draußen "ist jeder selbst gefordert, sich verantwortlich zu verhalten", meint der 30-Jährige.

Ein paar Schritte weiter haben die Verkäufer an den Crêpes- und Frittenbuden oder in der nagelneuen "Black Box Bar" auf dem Jakobsplatz jedenfalls an diesem Nachmittag nicht viel zu tun. Vor allem die Passanten mit Einkaufstüten schlendern vorbei, am ehesten halten noch Familien mit Kindern inne, die auf etwas Süßes spechten.

So bleibt abzuwarten, ob sich der Aufwand für die Schausteller über die immerhin fünf Wochen bis zum 6. September lohnt. Mancher habe tatsächlich abgewunken oder gebe sich mit einem Stellplatz in einem Stadtteil zufrieden, berichtet Lorenz Kalb, der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbands.

Mehr als nur Gewinn

Dabei hat er längst die Devise ausgegeben, dass es auf mehr ankommt als den kurzfristigen Gewinn oder den puren Ausgleich der Verluste des ersten halben Jahres. "Wir wollen vor allem zeigen und beweisen, dass wir auch in Corona-Zeiten sichere und hygienisch einwandfreie Feste gestalten können", meint er, "da geht es um nicht mehr oder weniger als unsere Zukunft".

Zugkräftiger als tagsüber sind ab der Dämmerstunde vor allem das "Insel Gärtla" auf der Insel Schütt und die großen Fahrgeschäfte auf dem Hauptmarkt: Vor den Kassenhäuschen von Riesenrad, "Wilder Maus" oder Autoscooter bilden sich dann schon längere Warteschlangen. Und an Schaulustigen fehlt es auch nicht.

Nicht mehr Gedränge als in den "Partyzonen"

Dennoch zeigen sich Beobachter wie Marktamtsleiterin Christine Beeck entspannt. Die "Sommertage" seien "gut besucht, aber nicht zu voll" gewesen, lautet ihre Einschätzung – jedenfalls herrschte an den Auftaktabenden nicht mehr Gedränge als auf den als "Partyzonen" beliebten Plätzen in der Stadt.


Den ganzen Sommer: Fürths Riesenrad bleibt bis Oktober


Verteilt auf insgesamt neun Stellflächen kamen knapp 70 Schausteller zum Zuge. "Wir haben alle angesprochen, die beim Herbstvolksfest dabei sein sollten", erläutert Kalb. Manche haben abgewunken – weil sie andernorts gebunden sind oder aus privaten Gründen. "Aber alle aus unserer Region, die mitmachen wollten, sind dabei." Dennoch blieben mögliche Stellflächen sogar unbesetzt.

Riesenrad aus Berlin

Und um Lücken zu füllen, wurden Kollegen aus anderen Regionen engagiert. Paradebeispiel ist das Riesenrad einer Berliner Familie. "Die ist das erste Mal in Nürnberg", erläutert Kalb, "weil das Riesenrad, das eigentlich am Dutzendteich aufgebaut werden sollte, den Sommer über in Warnemünde steht".

Unterdessen bauen die Schausteller darauf, dass sie nach dem Sommerintermezzo nicht wieder in eine Zwangspause verbannt werden. Das Nürnberger Konzept stößt nicht nur in anderen Städten auf Interesse, auch für den Herbst reifen wohl Überlegungen und Pläne für entsprechende Feste – nicht zuletzt als Ersatz für die Fürther Kirchweih.

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