Impfaktionen und Auffrischungen

So will Nürnberg der vierten Welle trotzen

24.8.2021, 13:31 Uhr
Auch bei sportlichen Veranstaltungen wie dem Zweitliga-Fußballspiel des 1. FC Nürnberg gegen Erzgebirge Aue ist der Impfbus präsent.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, ARC Auch bei sportlichen Veranstaltungen wie dem Zweitliga-Fußballspiel des 1. FC Nürnberg gegen Erzgebirge Aue ist der Impfbus präsent.

Am Samstag, 28. August, wollen einige Kufenflitzer des Eishockey-Erstligisten Nürnberg Ice Tigers auf dem Hauptmarkt dafür werben, sich mit Biontech oder Johnson & Johnson vor Corona zu schützen (14 bis 18 Uhr). "Nürnberg ist innovativ unterwegs", sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU).

Man schaffe vielfältige Angebote, "um die Menschen abzuholen" und sie unkompliziert dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen. "Das Impfen ist das probate Mittel gegen die vierte Welle." Mit den Impfbussen auf dem Hauptmarkt erreiche man im Schnitt 250 Personen am Tag, berichtete die städtische Gesundheitsreferentin Britta Walthelm (Bündnis 90/Die Grünen).

Zehnfaches Risiko

Wer nicht geimpft sei, habe das zehnfache Risiko, sich anzustecken, sagte König. Trotz der vielfältigen Impfaktionen sei mit weiter steigenden Inzidenzzahlen zu rechnen, so der Rathauschef. Der OB betonte bei der städtischen Pressekonferenz jedoch, dass er - genau wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) - der Meinung ist, dass dieser Indikator "nicht mehr der alleinige Wert" sei, um die Lage zu beurteilen. Man müsse diesen Parameter im Blick haben, zugleich aber vor allem auf die Krankenhausauslastung achten.

Laut Katja Günther, der fachlichen Leiterin des städtischen Gesundheitsamts, müssten derzeit fünf Personen wegen einer Corona-Erkrankung auf Nürnberger Intensivstationen betreut werden. Das seien 3,4 Prozent aller Intensivpatienten.

Auch Gesundheitsreferentin Walthelm hatte einige Zahlen im Gepäck: Sie betonte, dass 50 Prozent aller Neuinfektionen in Nürnberg die Gruppe der 15- bis 34-Jährigen beträfe, weil hier die Impfquoten geringer seien. Würde man den Inzidenzwert nur für diese Altersgruppe berechnen, läge er in Nürnberg bei 104. "Bei der Altersgruppe der über 80-Jährigen liegt er bei zwölf."

Platz 31 für Nürnberg

Mit der aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz von 53,4 (Stand 24. August) belege Nürnberg in Bayern Platz 31. Die Gesundheitsreferentin sagte, dass 90 Prozent der neuen Patienten ungeimpft seien. Impfdurchbrüche, also Ansteckung trotz Impfung, komme vor, sagte Günther, aber der Pieks schütze vor schweren Verläufen. Dennoch müssten auch Geimpfte die Corona-Regeln (Maske, Abstand, Lüften) einhalten. "Das bleibt notwendig."

Auffrischung bei den Senioren

Günther sagte, dass man besonders gefährdete Menschen mobil erreichen will. Man impfe in Obdachlosenheimen und Gemeinschaftsunterkünften für geflüchtete Menschen. Zudem habe bei den über 80-Jährigen die Auffrischung begonnen, also die dritte Impfung, weil in dieser Gruppe die Immunabwehr rascher nachlasse. "Um die Corona-Krise auch in Zukunft im Griff zu haben, wäre eine Impfquote von 90 Prozent bei den Über-60-Jährigen und eine Quote von 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen erforderlich", so Günther. Derzeit liegt die Quote der Geimpften in Nürnberg laut Walthelm bei 61 Prozent.

Notfalls kommt die Bundeswehr

Was die Herausforderungen für das Gesundheitsamt angeht, so machte Stefan Sembritzki, betriebswirtschaftlicher Leiter der Behörde, vor allem auf die Kontaktnachverfolgung bei den neuen Fällen aufmerksam. Weil wieder mehr soziales Leben möglich sei, steige auch die Zahl der Kontakte, die jeder Infizierte hatte.

In Quarantäne sind laut Günther derzeit 380 Personen, darunter 17 Reiserückkehrer, die vorwiegend aus Spanien oder der Türkei kamen. Sembritzki sagte, dass das Amt ab 1. September 280 Kräfte im Einsatz habe. Man wolle über Zeitarbeitsfirmen weiteres Personal gewinnen und könne bei Bedarf auch wieder auf die Unterstützung durch die Bundeswehr rechnen.

Bezüglich der Schulen kündigte König an, dass man alle Klassenzimmer bis zur sechsten Klasse mit Raumlüftern ausstatten wolle. Die sechste Klasse sei deshalb die Grenze, weil sich Kinder ab zwölf Jahren impfen lassen könnten.

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