So will sich das Nürnberger Klinikum verbessern

4.9.2018, 05:54 Uhr
Zusammen mit dem Personal möchten die Verantwortlichen das Nürnberger Klinikum verbessern.

© Horst Linke, NN Zusammen mit dem Personal möchten die Verantwortlichen das Nürnberger Klinikum verbessern.

Es war ein spannendes, bewegtes, positives Jahr, wenn auch nicht immer leicht und konfliktfrei - so fasst Jockwig die zurückliegenden zwölf Monate aus seiner Sicht zusammen. Die Spannungen nach dem Führungswechsel im Haus beschäftigen ihn. "Wenn ich sage, dass wir besser werden oder an der Qualität arbeiten wollen, dann ist das ganz normal im Rahmen unseres kontinuierlichen Qualitätsmanagementprozesses und ich will das nicht als Kritik an den Mitarbeitern verstanden wissen. Das muss ich vielleicht noch klarer rüberbringen", meint er.

Alle seien von ihm "hoch wertgeschätzt". Eine "Schockstarre", wie sie von einem Mitarbeiter gegenüber unserer Zeitung geschildert wurde, sieht Jockwig nicht. Im Gegenteil, er ist überzeugt, dass ein gemeinsames Verständnis entstanden ist, mit einem "soliden, seriösen Wachstum" das Klinikum aus den roten Zahlen zu führen. "Wir sind als kommunales Krankenhaus der Daseinsvorsorge verpflichtet. Es geht also nicht um Profitstreben, sondern darum, wieder ein ausgeglichenes Ergebnis oder ein kleines Plus zu erzielen. Und dies ohne harten Rotstift."

Stellenstreichungen soll es nicht geben, allenfalls "individuelle Anpassungen", versichert er. Möglicherweise sei das an der einen oder anderen Stelle falsch angekommen. "Ich will die Kommunikation über den Weg, wie wir dieses Ziel erreichen und wie wir alle Mitarbeiter mitnehmen können, verbessern. Dazu gehört auch die vom Verwaltungsrat vor meiner Zeit beschlossene Veränderung im Vorstand mit vier neuen Verantwortungsbereichen. Da gibt es intern ein hohes Informationsbedürfnis. Das haben wir vielleicht unterschätzt."

Die Meinung der Mitarbeiter zählt

Damit die Belegschaft auch hinter der Strategie steht, hat Jockwig mit 250 Mitarbeitern aus der oberen und mittleren Führungsebene in ganztägigen Workshops und Kleingruppen intensive Diskussionen über den künftigen Kurs geführt. "Wir haben uns für diesen Prozess ganz bewusst so viel Zeit genommen, um uns wirklich ausführlich damit zu befassen und einen breit abgestimmten Konsens zu finden."

In diesen Runden sind verschiedene Projekte entstanden, die Zug um Zug umgesetzt werden sollen. Die ersten stellen die Zufriedenheit der Patienten und die Entlastung der Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Da geht es zum Beispiel darum, auf Station verbindliche Abläufe bei Aufnahme, Visite oder Entlassung festzulegen. "Diese Strukturen kann jede Abteilung individuell für sich festlegen. Aber dann gilt sie verbindlich für alle dort tätigen Mitarbeiter." Auch die Zahl und Art der konsiliarischen Untersuchungen soll überprüft werden. Diese Unterstützung von Ärzten durch Kollegen aus anderen Fachbereichen bindet viel Personal, belastet aber manchmal auch die Patienten.

Fachkräfte mit einer Hauswirtschafts- oder Hotelausbildung übernehmen derzeit auf fünf Pilot-Stationen Serviceleistungen. Dies soll die Pflegekräfte entlasten und den Patienten mehr Komfort und Aufmerksamkeit bringen. Auch Arzthelferinnen werden dort zur Unterstützung eingesetzt. Mitarbeiter im Transportdienst sollen weiterqualifiziert werden, damit die Pflegekräfte weniger solcher Transporte übernehmen müssen und gleichzeitig die Wartezeit für die Patienten reduziert wird. Außerdem wird gerade ein Hausmeisterdienst aufgebaut, der schneller als bisher kleinere Reparaturen übernimmt. Auch das kann so manches Ärgernis auf Station bei Mitarbeitern wie bei Patienten beseitigen.

Projekte werden kritisch geprüft

Mit ersten Ergebnissen rechnet Jockwig noch in diesem Jahr. "Wir haben bewusst zunächst mit einigen wenigen Projekten begonnen. Denn wir wollen sie alle zu Ende führen und dann kritisch überprüfen, ob sie funktionieren oder ob noch nachgebessert werden muss." Wenn sie dann sozusagen "serienreif" sind, sollen sie auf das ganze Haus übertragen werden. Der Vorstandsvorsitzende freut sich vor allem aber auch über zwei echte Meilensteine in der Entwicklung des Maximalversorgers: Mit dem Eltern-Kind-Zentrum im Südklinikum, das dann Geburtshilfe, Kreißsaal, Kinderklinik, Kinderchirurgie sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie vereint, entsteht eine der modernsten Einrichtungen dieser Art in ganz Deutschland. "Der Freistaat fördert dieses Bauvorhaben mit 105 Millionen Euro, dafür sind wir sehr dankbar", erklärt Jockwig.

Am Standort im Norden wird parallel ein Zentrum für seelische Gesundheit gebaut. "Die Klinik für Psychiatrie ist über 100 Jahre alt und hat wirklich einen Neubau verdient", unterstreicht Jockwig. Geplant ist außerdem ein Notfallzentrum im Südklinikum, das alle Operationssäle, die Notaufnahme und die Intensivstation in einem neuen Gebäude zusammenfasst – samt Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach.

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